Auf neuen Wegen

Thomas Krebs ist Inhaber von Gestalten, der Zürcher Agentur für Kommunikation und Design. «Veränderung ist die einzige Konstante», so seine feste Überzeugung.

Krebs realisierte mit der Übernahme von Gestalten Anfang Jahr einen lang gehegten Traum. Denn für ihn war schon immer klar, dass er sich selbstständig machen möchte. Und die Weichen sollten garantiert noch vor seinem 50. Geburtstag gestellt werden, wie er sagt. Die vorherige Inhaberin von Gestalten suchte eine Nachfolge für die Agentur. «Für mich war das aus verschiedenen Gründen eine Traumlösung», schwärmt er. Denn als Einzelgänger wollte Krebs sich nicht verselbstständigen, sondern ausschliesslich mit einem tollen Team. «Für mich ist Teamarbeit sehr wichtig», betont er, «denn im Dienstleistungsbereich haben wir nichts als die Menschen, mit denen wir uns profilieren können. Unsere Kunden suchen Unterstützung, Lösungen und vor allem Ideen. Und wir sind für unsere Kunden da – auch als Sparringspartner.» Man merkt, er liebt seinen Job und die vielen – auch neuen – Herausforderungen.

Nomen est Omen

Spannend für ihn ist auch der Name der Agentur. «Denn», so Krebs, «unser Name ist auch Teil des Programms. Beratung, Strategie und Projektmanagement sind im heutigen Umfeld zentral und es braucht eine neue Definition des Begriffs Kreativität. So wollen wir Kommunikationserlebnisse gestalten, die Inhalt, Form und Medium gesamthaft betrachten.» Und dazu brauche es ein Team, das funktioniert und verschiedene Einzeltalente um eine Idee schart, so Krebs. Hier ergänze er das Team von «Gestaltern» optimal mit seiner langjährigen Agenturerfahrung, während der er grosse Teams als Beratungsgruppenleiter und als Geschäftsleitungsmitglied führte. Die unternehmerische Denke ist ihm somit nicht fremd. «Deshalb hat mich gerade diese Herausforderung speziell gereizt», fügt er an.

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Learning aus dem Sport

In einem Team arbeiten zu können, sei für seine weitere Laufbahn ein essenziell wichtiger Faktor gewesen. Diese Einstellung ist stark durch seine Ambitionen zum Sport geprägt. Denn Thomas Krebs ist nicht nur ein überzeugter Sportler und Handballer, sondern vor allem ein überzeugter Mannschaftssportler. Er spielte lange Zeit sehr intensiv Handball und ist überzeugt, dass er dort am meisten darüber gelernt hat – was Teamarbeit, Durchsetzungsvermögen, Demut, Niederlagen verarbeiten und daraus zu lernen anbelangt. «Eine Agentur hat sehr viel mit einer Sportmannschaft gemein», fasst er zusammen. Etwas vom Schönsten sei dabei, zu sehen, wie das Team über sich hinauswachse und Leistungen erbringe, die alle Personen einzeln nie bewältigen könnten. Dieser Teamspirit ist es, der Krebs schlussendlich motiviert hat, Gestalten zu übernehmen. Zum Teamspirit «à la Krebs» gehört grundsätzlich eine gewisse Bescheidenheit der Führungsebene. «Ich glaube fest, dass ein kommerzieller Erfolg Leistung von hoher Qualität voraussetzt und dass Qualität ein wichtiger Teil eines kommerziellen Erfolges ist.» In einer kleinen Agentur erfahre man die Auswirkungen des eigenen Wirkens viel unmittelbarer, so Krebs. So habe er etwa als kleines Teilchen einer grossen Agentur oder eines grossen Netzwerkes immer nur einen kleinen Teil bewegen können. «Ein internationales Agentur-Konzept bedingt beispielsweise, dass man dasselbe Konzept auch für regionale Kunden anwenden muss – obwohl dies in deren Umfeld nicht viel Sinn macht», führt er aus. Das seien schwierige Phasen gewesen, bei denen schon auch einmal die Sinnfrage gestellt worden ist. Nicht so heute als Kleinunternehmer: «Mein Bild von den Buchhaltern – also denen, die verantwortlich sind, dass Löhne und Kreditoren fristgerecht gezahlt werden und auch Kundenrechnungen rechtzeitig verschickt werden – hat sich definitiv geändert», fügt er schelmisch an. Früher, als ausschliesslich operativ tätiger Kundenberater – habe er diese verflucht, heute sei das Verständnis sehr viel grösser.

Das Sofa aus dem 3-D-Drucker

«Wir leben in einer internationalen und digitalen Welt – demnach gibt es auch starke Tendenzen.» Das habe logischerweise sehr viel Gutes – und vor allem auch seine Berechtigung. Diese Veränderungen mitzuerleben, sei gerade in internationalen Agenturen auch wieder sehr spannend. Und Thomas Krebs weiss, wovon er redet. Die geballte Ladung internationaler Agenturen – wie etwa McCann Erickson, Ogilvy & Mather, aber auch Publicis oder TBWA – hat er sich bereits einverleibt. «Dort habe ich unheimlich viel gelernt, aber man erkennt natürlich auch die Grenzen des Systems», meint Krebs rückblickend. Was sich aber zentral durchzieht, ist die ständige Frage: «Ist unsere Lösung noch richtig oder müssen wir bereits in eine andere Richtung gehen?» Denn auch wenn niemand genau weiss, wie die Zukunft aussehen wird, ist Veränderung nach Krebs dennoch die einzige Konstante. «Heute werden Violinen mit dem 3-D-Drucker produziert. Da ist natürlich der Gedanke nicht weit, dass jeder auch bald ein Sofa auf diese Weise produzieren kann – und entsprechend einen solchen Drucker bei sich zu Hause hat», führt Krebs aus. Wie diese technischen Möglichkeiten unsere Welt und dementsprechend auch unsere Kommunikation verändern werden, damit müsse sich jeder von uns beschäftigen. In diesem Zusammenhang habe sich in den letzten Jahren generell der Rhythmus total verändert. So sei dieser Wandel aber auch eine grosse Chance für eine Agentur. «Mit der nötigen Neugier auf dieser Reise kann auch eine kleine Agentur die Veränderungen besser bewältigen, als wenn für jedes Detail ein weiterer Spezialist angestellt wird», fügt Krebs noch an. Denn ein heutiger Spezialist sei morgen vielleicht schon wieder nicht mehr gefragt. Gleichzeitig gebe es nur wenige, die Spezialisten gut orchestrieren und gesamtheitliches Denken einbringen können. Bei allem Fortschritt sei eben eines nicht zu vergessen, so Krebs: «Schlussendlich geht’s immer um Menschen». Ursina Maurer

CV

In Kürze
Thomas Krebs konnte langjährige Erfahrungen sammeln in diversen nationalen und internationalen Agenturen.
1986–1987: Assistent Beratung, H. R. Abächerli, Zürich
1987: Assistent Beratung, Wyss+Gloor, Zürich
1987–1990: Berater & Mitglied der Geschäftsleitung, Marti,Ogilvy & Mather, Zürich
1990–1992: Beratungsgruppenleiter, H,S,G&L, Zollikon
1992–1996: Beratungsgruppenleiter & Mitglied der Geschäftsleitung, McCann-Erickson, Zürich
1995–1997: Dozent für Kommunikationsstrategie für Werbeleiter, SAWI, Biel
1996–1997: Beratungsgruppenleiter, Farner Publicis, Zürich
1997–1999: Stellvertretender Geschäftsführer, Beratung, Mitglied der Geschäftsleitung,  McCann-Erickson, Zürich
1994–2001: Hauptexperte für die höhere Fachprüfung zum Werbeleiter, Schweizer Werbewirtschaft
1999–2003: General Manager, Beratung, Mitglied der Geschäftsleitung, TBWA Switzerland, Küsnacht
2003–2004: Executive Director, Mitglied der Geschäftsleitung, Brainstore, Biel
2004–2007: COO, Beratung und Text, Mitglied der Geschäftsleitung, Suter Global Communications,Zürich
2008–2014: Geschäftsführer, Beratung und Text, Mitglied der Geschäftsleitung,
Marti Communications, Zürich
2015: Kommunikationsberater und Inhaber, Gestalten, Zürich

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