Miss Universell

Der Zürcher Presse- und Medienball bekommt eine frische Chance. Hinter dem Relaunch stehen Karina Berger und Thomas Russenberger mit ihrer Event-Agentur «Bookings by:». Das zeitgemässe Konzept will neu die gesamte Kommunikationsbranche integrieren.

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Die Chance kam im letzten Moment. In einem Interview mit dem SonntagsBlick hat sich nach den immer wieder ähnlichen Fragen über ihre Erfahrungen als «Missen-Mami» zum Schluss noch ein gutes Gespräch ergeben. Was Karina Berger denn sonst noch alles in petto habe, wollte die Reporterin wissen. In Zukunft plane sie mit ihrem Mann Thomas Russenberger zusammen ein stärkeres Engagement im Event-Business, meinte die Ex-Miss Schweiz von 1988, Miss Globe International von 1989 und Mitorganisatorin der Miss- Schweiz-Wahl von 1993 bis 2014. «Da wäre doch der Zürcher Presse- und Medienball ein passender Auftrag für euch. Da läuft zurzeit eine Ausschreibung», wusste die Journalistin. Und Karina Berger zeigte sofort Interesse. Das Problem allerdings: «Die Eingabefrist für den Pitch war übermorgen. Und wir wollten am anderen Tag in die Ferien fahren», schildert Karina Berger diese filmreife Eröffnungsszene für die neue Schweizer «Mediennacht». Zwei Tage «Verlängerung » hätten sie dann bekommen, den ganzen Weg im Auto zu ihrem Haus in Frankreich über das Konzept diskutiert, Karina am Steuer, Thomas am Laptop auf dem Beifahrersitz. Nach zwei Tagen in der Pampas schlussendlich: «Wi-Fi suchen im nahen Dorf.»
 
Am 10. Mai ist das Resultat dieses Pitchgewinns nun im Kongresshaus zu sehen. In seiner 83. Auflage wird aus dem «Presse- & Medienball» zum ersten Mal die neue Schweizer «Mediennacht». Rainer Maria Salzgeber wird durch den Abend führen. Pepe Lienhard und DJ Luca bitten zum Tanz. Mit dem Swiss Casino Zürich kann das Glück gekitzelt werden. Ebenso bei einer Tombola «mit verlockenden und grossartigen Preisen». Den ganz grossen Preis allerdings verspricht in diesem Jahr erstmals die Verleihung des «MedienStar»-Awards.

Illustere Namen im Komitee und in der Jury

Auf der Plattform www.mediennacht.ch durften Vorschläge für die Auszeichnung einer «herausragenden Persönlichkeit aus der Schweizer Medienszene » eingetippt werden. Ein ausgewähltes Gremium amtet als Ehrenkomitee, in welchem der aktuelle Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument ebenso Einsitz hat wie Hans Heinrich Coninx als Ehrenpräsident, Nadja Schildknecht vom Zurich Film Festival, Hans E. Schweickardt, Pietro Supino und Pierin Vincenz. Das Patronat um Christoph Richterich als Präsident, Franca Siegfried als Vertreterin des ZPV, Dominique Morel, der neue Präsident des Harbour Club, Christian Wick als Präsident der Zürcher Public- Relations-Gesellschaft sowie weiteren Persönlichkeiten wie Roger Baur als Geschäftsführer IAB sowie Thomas Russenberger wird dann als Jury den «MedienStar» bestimmen. Eine glamouröse Verleihung soll den renommierten Ball mit einer neuen Tradition bereichern. Gleichzeitig wollen Berger und Russenberger dem Anlass mit weiteren neuen Elementen «einen zeitgemässen Anstrich» geben. Die wichtigste Neuerung in diesem Aufbruch: Neben dem Zürcher Presseverein als Initiator sind im neuen Konzept auch die Zürcher Public-Relations- Gesellschaft, die Chief Communications Officers vom Harbour Club, IAB aus der digitalen Welt sowie News Aktuell von der SDA als Partner dabei. «Wir haben uns überlegt: Was sind Medien? Das war früher Print. Heute ist das ein ganz grosser Fächer, den man öffnen kann mit diversen Plattformen der Kommunikation. Alles ist verstrickt und deshalb wollten wir auch für den Medienball entsprechend weiter ausholen», erklärt Karina Berger das Konzept des Relaunchs. Im nächsten Jahr will sie auch noch die Werber ins Komitee holen. «Erste Gespräche laufen bereits.»

Mit der Öffnung des Balls ist auch die bisherige Location im Dolder Grand zu klein geworden. Im Zürcher Kongresshaus gibt es genug Luft für die erwarteten 600 Gäste. «Die meisten Plätze sind ausverkauft. Aber es gibt noch wenige Karten», freut sich Berger. In der Kategorie der «Flanierer» hat man bewusst eine Preisanpassung nach unten gemacht. «Hier sehen wir auch noch Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre.» Dem Umzug ins Kongresshaus ist eine fundierte Recherche mit Interviews bei bisherigen Ballgästen vorausgegangen. Ansonsten sehen es Karina Berger und Thomas Russenberger als einen Vorteil, dass sie selber noch nie an diesem traditionsreichen Ball teilgenommen haben. «Das hat uns beim Planen mehr Freiheiten gegeben.»

Die Geschichte wiederholt sich

Mit dem Ziel, die «Mediennacht» in die Reihe der «beliebtesten Gala-Events» einfügen zu können, haben Karina Berger und Thomas Russenberger das ideale Projekt gefunden, um ihre Event-Agentur «Bookings by:» in eine gewünschte Richtung zu promoten. Bis jetzt ist das Unternehmen meistens im Schatten der Miss Schweiz wahrgenommen worden, obwohl Karina Berger mit ihrer anderweitig spezialisierten Event-Agentur schon seit mehr als zehn Jahren im Markt auftritt.

Zu den regelmässigen Kunden zählen unter anderem der jährliche «The Swiss Hairdressing Award», grosse Events waren die Eröffnung des neuen Leder Locher, Restaurants wie das Lys Assia beim Prime Tower, diverse Modeschauen oder ein Benefiz-Event im Kaufleuten mit Sponsor Jelmoli zugunsten von Kindern mit Down-Syndrom. Eine noch einmal «ganz grosse Kiste» wurde die völlig neu konzipierte Wahl der Miss Schweiz im letzten Sommer im Hallenstadion. «Das ist aus der Feder von «Bookings by:» gekommen», blickt Karina Berger mit Stolz zurück. Und dieser «Rückblick» geht etwas tiefer.

«Zwanzig Jahre müssen reichen. Der Relaunch der Wahl ist uns mehr als gelungen. Jetzt möchte ich die Organisation in neue Hände geben», begründet die Mutter der Missen. Weil das Konzept der neuen Besitzer mit Investor Guido Fluri «schneller als erwartet vorangeschritten ist» und bereits die Miss 2014 mit einem veränderten Image auftreten soll, «ist unsere Aufgabe jetzt schon zu Ende», erklärt Karina Berger, wieso sie in Zukunft bei den Miss- Wahlen nur noch zuschauen will. Auch die Vermarktung der schönen und populären Botschafterinnen hat sie schon vor zehn Jahren an einen Booker abgegeben. Trotzdem blieb sie mit den meisten Missen befreundet. Auch die aktuelle Miss Schweiz, Dominique Rinderknecht, fragt ihre «Mentorin» regelmässig um Rat. In der Mediennacht wird die Studentin der Kommunikationswissenschaften als kurzhaarige Glücksfee bei der Tombola wirken.

«Es wiederholt sich bei mir, dass ich gerne Altes übernehme und etwas Neues daraus mache», sinniert Karina Berger rund um diese Entwicklungen. Das sei jetzt der Fall beim alten Presseball. Es war so bei der Neuausrichtung der Miss Schweiz im Jahre 2012. Und es war bereits das Thema, als Karina Berger 1993 als Mitorganisatorin bei der Miss-Wahl eingestiegen ist. Die Ex-Miss, die seit ihrer Wahl bereits fünf Jahre erfolgreich als Model unterwegs war, wurde in diesem Jahr schwanger. Ihre damalige Modellagentur in Zürich hatte gleichzeitig einen Engpass mit Bookerinnen. So ist Berger eingesprungen. «Mich hat der Job gereizt. Während der Schwangerschaft war das eine gute Alternative, um nicht nur zuhause rumsitzen zu müssen.» Dann wollte es der Zufall, dass nach drei Monaten die Miss- Schweiz-Organisation an einen neuen Inhaber verkauft wurde. «Christoph Locher war ein guter Bekannter von mir. Er fragte mich, ob ich einsteigen wolle. Mit dem Kind könne ich ja nicht mehr ständig als Model in der Welt herumgondeln.»

Ihre Umgebung reagierte skeptisch auf den Vorschlag. «Viele meiner Freunde waren Werber und Fotografen. Die konnten mit den damaligen Missen noch nichts anfangen.» Auch für Karina Berger wirkten die Girls viel zu stark «wie Barbiepuppen». Sie wusste deshalb: «Ich muss die Missen mehr in den Model-Look reinbringen, dann haben wir auch Chancen, von den Werbeagenturen wahrgenommen zu werden. Was wiederum hilft, nachher an die Sponsoren ranzukommen. Das war das Ziel.» Das «Umschminken» begann mit Kleinigkeiten. Anstelle der Kosmetikerinnen aus dem Warenhaus, welches die Verschönerung sponserte, wurden bekannte Make-up-Artisten aus dem Fashion-Business beigezogen. «Die haben ganz anders geschminkt. » Für die Frisuren hat künftig Coiffure Valentino gesorgt, der viele Locken und alte Zöpfe radikal abschnitt. Auch die Kleider wurden nicht mehr einfach vom Sponsor übernommen, sondern von einer Stylistin ausgewählt. «So hat der Wettbewerb einen viel jüngeren Look bekommen, frischer und moderner.»

Als eine Folge der gesteigerten Wahrnehmung ist 1995 das Fernsehen eingestiegen. Zuerst nur das welsche, «weil man in Genf gesehen hat, welch hohe Einschaltquoten mit der Wahl der Miss France zu erreichen waren». Bei der Wahl von Melanie Winiger im Jahre 1996 waren dann sämtliche SRG-Kanäle live dabei. 2012 gab es eine Kunstpause. 2013 wurde die Wahl von Sat.1 übertragen. Medien, Sponsoren und Werbung haben die neuen Prinzessinnen der Schweiz bald einmal freudig begrüsst und fürstlich entlöhnt. «Mehr als ein Bundesrat» haben seither Publikumslieblinge wie Mahara McKay, Fiona Hefti oder Christa Rigozzi verdient. «Spannend für die Öffentlichkeit ist, dass wir den Medien jedes Jahr ein neues Gesicht geboten haben, mit einer neuen Geschichte und einer neuen Ausgangslage. Das ist auch für die Sponsoren interessant, weil sie unter dem gleichen Deckmantel Miss Schweiz immer wieder neu ansetzen können mit frischem Wind und einem neuen, aber trotzdem beim Publikum anerkannten Testimonial.»

Learning by Watching

Zu Karina Bergers Zeiten war der Rummel noch ziemlich bescheiden. Dass sie 1989 auch noch «Miss Globe International» geworden ist, wurde in der Schweizer Presse fast gar nicht zur Kenntnis genommen. «Für mich hat es sich aber trotzdem gelohnt.» In Los Angeles wurde die schönste Schweizerin in die TV-Show «Star Search» eingeladen. Aus dieser Casting-Show mit der grössten Einschaltquote in den USA sind schon Grössen wie Whitney Houston und später Beyoncé oder Britney Spears hervorgegangen. «Meinen Auftritt habe ich zum Glück noch nie gesehen», kann Karina Berger heute über die kurze Chance zum Weltstar lachen. «Mein Englisch war damals noch schrecklich.» Und überhaupt. «Schauspielerin war nie mein Ding.» Auch ein Angebot für eine Produktion im Zürcher Bernhard-Theater hat sie abgelehnt, obwohl die Erfahrung im Nachhinein vielleicht «eine lustige Bereicherung im Lebenslauf wäre».

Dank dem Miss-Schweiz-Titel durfte sie aber auch noch an die Wahl zur «Miss Universe» sowie «Miss World» reisen, «was als Erfahrung sehr spannend war». Dazu kamen Modeljobs und Fotoreisen in alle Welt, mit denen Karina Berger mehr als fünf Jahre «gut leben konnte». Ein von ihr clever genutzter Nebeneffekt: «Beim stundenlangen Warten in der Maske oder auf dem Set habe ich die Arbeit aller Beteiligten sehr aufmerksam verfolgt.» So ist die Miss mit «learning by watching» zu einem sehr fundiert ausgebildeten Event-Profi geworden. Die zukünftigen Kunden ihrer Agentur «Bookings by:» werden die Details zu schätzen wissen.

Andreas Panzeri

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