Lebrument kritisiert Publigroupe-Spitze hart

Nach dem Verkauf der Inserategesellschaft Publicitas an eine deutsche Beteiligungsgesellschaft übt Hanspeter Lebrument, der Präsident des Verlegerverbandes Schweizer Medien, harte Kritik an Publigroupe.

Diese habe sich im Ausland verzettelt. Er verstehe den Verkauf von Publicitas nach Deutschland nach dem, was in den letzten Jahren passiert sei. «Ich bedauere das», sagte Lebrument am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Schuld sei aber nicht nur der Anzeigenschwund, sondern auch die Publigroupe-Führung. In seinen Augen hätte es aber nicht so weit kommen müssen. Publigroupe habe sich mit sehr viel Geld in Amerika, in China oder in Indien engagiert und eigentlich zu wenig für den Schweizer Anzeigenverkauf und die Anzeigenvermittlung als wichtigstes Geschäft der Gruppe getan. «Man hätte sich mit allen Kräften um die wichtigste Tochter Publicitas kümmern müssen, statt in der ganzen Welt rumzurennen. Das hat kein einziger Verlag in der Schweiz gemacht», sagte Lebrument. Nur die einstmals reichste Mediengesellschaft habe diese Strategie eingeschlagen. Anzeigen seien aber im weitesten Sinn eine nationale Angelegenheit und kein Exportprodukt. Publicitas hätte sich von einer Anzeigenvermittlerin und -verkäuferin für die Presse zu einer einer Anzeigenvermittlerin und -verkäuferin auch für die elektronischen Medien wandeln müssen. Aber die Versuche bei TV, Radio oder Online seien nicht recht vorangekommen.

Viel Geld verbrannt

«Die Ausflüge ins Ausland haben viel Geld gekostet. Das hat man lange überdeckt durch Verkauf des Tafelsilbers, indem man den grossen Immobilienbereich verkaufte», sagte Lebrument. Auf die Frage, in wieweit die Verleger auch Schuld hätten am Niedergang der Publicitas, indem sie zur Eigenregie des Inserategeschäfts übergegangen seien, sagte Lebrument: «Man bleibt eigentlich immer, wenn man zufrieden ist.» Einer der Sündenfälle sei gewesen, dass die Publicitas der NZZ-Gruppe eine Vorzugsbehandlung eingeräumt habe, als es vor Jahren um die Übernahme der Zürichsee-Medien gegangen sei. «Der Fall hat die ganze Sache beschleunigt», sagte Lebrument. (SDA)

Bild Hanspeter Lebrument: Keystone

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