Kopf der Woche: Der Rückkehrer

Walter Tagliaferri zeigt sich als neuer Client Service Director und Mitglied der Geschäftsleitung bei Euro RSCG Zürich überzeugt vom «Power of One».

Walter Tagliaferri zeigt sich als neuer Client Service Director und Mitglied der Geschäftsleitung bei Euro RSCG Zürich überzeugt vom «Power of One».
Er wirkt erst seit wenigen Wochen im Haus und hat schon drei Konkurrenzpräsentationen hinter sich. «Es läuft im Moment auf Hochdruck», freut sich der neue Client Service Director bei Euro RSCG Zürich. «Genau die richtige Agentur» hat Walter Tagliaferri demnach gefunden, um von der Kundenseite als Kommunikationsleiter bei Manor wieder zurück in die Werbung zu wechseln. Ein Happy-End nach einem längeren Reifungsprozess. Doch gehen wir der Reihe nach.«Was mich bei Euro RSCG überzeugt hat, waren die Gespräche mit Frank Bodin, dann die Ansichten der Leute, die ich im Verlauf der längeren Evaluation kennenlernen durfte, die kompetente, breit abgestützte Führungscrew und schliesslich das einzigartige Agenturmodell», begründet Tagliaferri, wieso er jetzt nach mehr als 20 Jahren in der Kommunikationsbranche auf dem richtigen Stuhl gelandet ist.
Bei Euro RSCG gefällt ihm, «was diese Agentur verkörpert und wie man das sowohl nach innen wie nach aussen trägt». Die Rede ist von einem Agenturmodell mit einer neuen Systematik der Zusammenarbeit. Nach dem Konzept «The Power of One» (Po1) gibt es integrierte Units für Dialog & Digital, Media und Produktion im Haus, die über sämtliche Arbeitsprozesse hinweg schon von Beginn weg zusammenarbeiten. «Eine Leitidee wird auf sämtliche Kommunikationsdisziplinen dekliniert», schwärmt der neue Mann bei Euro RSCG von diesem Konzept. In der Umsetzung gibt es dazu für jeden Kunden eine so genannte Produktgruppe. Diese besteht aus einem Account-Manager, einem Krea-Team, einem Planer und einem Spezialisten, der die Ideen «through the line» bringt.
Tagliaferri als Client Service Director hat die Gesamtverantwortung für die Beratung – was Kundenkontakte, organisatorische, personelle und die Budgetverantwortung bedeutet. Dazu leitet er selber noch eine Beratungsgruppe mit den beiden Key-Accounts Swiss und SBB. Als dritte Aufgabe ist er für das Neugeschäft mitverantwortlich. Hier hat der neue Mann in der Geschäftsleitung dank seiner langjährigen Erfahrung in der Branche sowie vielen Kontakten überzeugen können. Er wirkte früher in der Aufnahmekommission des BSW mit und war in diesen Tagen auch wieder in der Jury des Crossmedia-Awards engagiert.
Für Swiss macht Euro RSCG Dialog & Digital sämtliche Below-the-line-Massnahmen. Aktuell stehen zudem ein paar klassische Aufgaben an, bis der Pitch um das klassische Mandat entschieden ist.
Besonders freut sich Tagliaferri auch auf sein zukünftiges Mitwirken bei Hyatt International Hotels. Für diesen Kunden ist Euro RSCG Zürich gemeinsam mit Euro RSCG New York weltweit verantwortlich.
Solche Werbung zu machen, war schon früh sein Traum. Angefangen hat Tagliaferri mit der kantonalen Handelsschule in Zürich. Nach 13 Jahren «Schulbank drücken» war aber zuerst einmal Praxis angesagt. Bei einem Handelsunternehmen, das Schuhe importierte, durfte er ein Trainingsprogramm durch sämtliche Abteilungen absolvieren. Das Ziel war Aussendienstmitarbeiter. Als der Wechsel nach zwei Jahren anstand, fühlte sich der kaum Zwanzigjährige aber noch «zu jung» für eine solche Laufbahn. Er wollte weitere Branchen kennenlernen und jobbte temporär. Als «lässig, unkompliziert und sicher lockerer als eine Bank» entdeckte er dabei auch die Welt der Werbung.
Sein Einstieg in die Kommunikationsbranche eröffnete sich beim Israelitischen Wochenblatt. Nach dem Verlag folgte mit J. Walter Thompson eine richtige Werbeagentur. Tagliaferri wurde von Ronny Schmid im Bereich Media ausgebildet. Als sein Mentor nach zwei Jahren die Agentur am Zürcher Weinplatz verliess, wollte auch Tagliaferri seinen Horizont erweitern. Er wechselte zu Wirz und damit in die Beratung.
In den folgenden fünf Jahren betreute er Kunden wie Eurocard (Switzerland) SA, Toyota oder den Verband Schweizerischer Kantonalbanken. Er liess sich zum Werbeassistenten weiterbilden und hängte ein Jahr nach dem Abschluss auch noch den Marketingplaner an. Später folgte ein Intensivseminar für Kommunikationsmanagement an der Universität St.Gallen. In den letzten beiden Jahren hat Walter Tagliaferri jetzt auch noch ein Nachdiplomstudium Executive-MBA-Marketing absolviert, welches er 2007 mit der Diplomarbeit «Integrierte Kommunikation für den UBS KeyClub» erfolgreich abschliessen konnte.
Vor dieser Zeit wirkte Tagliaferri insgesamt elf Jahre bei Lesch+Frei, unterbrochen von einem Jahr bei Weber, Hodel, Schmid. Dieser «spannende Abstecher» war ein «Entscheid für die Karriere», weil WHS einen Beratungsgruppen-Leiter suchte. Als die Aufstiegschancen auch bei Lesch+Frei plötzlich offener wurden, liess sich Tagliaferri von Peter Lesch zurückholen und wirkte die zweite Halbzeit in dieser Agentur als Geschäftsführer Beratung. Bucherer, Panalpina oder Eichhof waren ein paar seiner Kunden. In dieser Phase hat Tagliaferri auch sein Nachdiplomstudium aufgenommen. «Mit 40 Jahren kommt das Gefühl, dass man noch einmal etwas Neues wagen soll.» Er wollte sein Wissen auf den neusten Stand bringen, neue Leute kennenlernen und seine Fähigkeit testen, noch einmal «eine Schulbank drücken zu können». Tagliaferri zeigt sich heute stolz auf seine Disziplin, denn tatsächlich war es nicht immer leicht, neben Job und Familie auch noch Zeit für die Prüfungen zu finden.
Der mit dem Studium anvisierte «Tapetenwechsel» führte ihn zuerst in die Kreativ-Boutique von Ruf Lanz, bevor dann «eine besonders attraktive Gelegenheit» als Leiter Marketingkommunikation bei Manor winkte.
Walter Tagliaferri, der als Italiener «schon immer eine grosse Affinität zur Mode hatte», durfte hier den soeben erfolgten Marken-Relaunch betreuen, mit welchem sich das Warenhaus vermehrt auch im modischen Bereich positionieren will. Das Branding für die neue Manor hat eine Branding-Agentur in London gestaltet. Tagliaferris Aufgabe war es, diese neuen Ideen zu implementieren und dazu eine modisch versierte Leadagentur zu suchen. In einem internationalen Pitch hat 2007 schliesslich Wirz das Budget gewinnen können. «Eine spannende Ausgangslage, denn bisher wurde hochstehende Modewerbung vorwiegend im Ausland gestaltet.»
Tagliaferri wollte die Fortsetzung dieser Geschichte allerdings aus den Händen geben. «Die täglichen drei Stunden Pendeln von Zürich zu Manor nach Basel und wieder zurück habe ich unterschätzt.» Nach der bereits sehr aufreibenden Zeit mit dem MBA wollte er sein Familienleben nicht noch einmal weiter leiden lassen. Auch seine Frau arbeitet mit Leidenschaft noch 40 Prozent in der Marketingabteilung für eine soziale Institution. Und seine beiden Kinder aufwachsen zu sehen, bedeutet dem Secondo sehr viel.
Da auch die Mutter eine Seconda ist, wird mit den Kleinen zu Hause vorerst Italienisch gesprochen. Im Gegensatz zu Mamma hat der Papà auch keinen Schweizer Pass beantragt. «Das ist aber eher zufällig so gekommen und hat sich mit der Heirat inzwischen ohnehin erledigt», meint Tagliaferri in breitem Zürcher Dialekt. Und er fügt schmunzelnd bei, dass es mehr ein Lifestyle-Gag eines Werbers denn überzeugter Patriotismus ist, wenn er nach diesem Interview jetzt stilecht mit einer Vespa ans Zucchero-Konzert nach Oerlikon fahren wird.
Andreas Panzeri

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