Hart am Wind

Peter Hürlimann bietet in seinem Stäfner Atelier Hürlimann & Friends Beratung für Design und visuelle Kommunikation an. Sein Rezept: Nähe zu den Kunden.

Peter Hürlimann bietet in seinem Stäfner Atelier Hürlimann & Friends Beratung für Design und visuelle Kommunikation an. Sein Rezept: Nähe zu den Kunden.
«Weil alle möglichen Namen rund um Hürlimann bereits besetzt waren, fand ich die Lösung in den Friends.» Darunter versteht der Designer Peter Hürlimann Freelancer, die für ihn heute je nach Auftrag ein Netzwerk bilden.Der Einstieg in die Welt des Designs ist bei Hürlimann über einen Umweg erfolgt. Nach dem Abschluss an der Diplommittelschule in Basel wollte er «nicht mit leeren Händen nach Hause kommen». Deshalb hat er sich auf dem Heimweg als Friedhofsgärtner beim jüdischen Friedhof beworben. Nach der Absage probierte er es auch noch bei der Psychiatrischen Universitätsklinik. Hier lautete die Antwort: «Zu sensibel.»
Seine Mutter war von diesen überstürzten Gehversuchen im Erwerbsleben nicht sonderlich begeistert. «Wieso nicht Grafiker?», meinte sie. Ein paar Wochen später hat Peter Hürlimann «drei Tage lang schwarze Papierchen verschoben». Seine zukünftige Berufswelt war gefunden.
An der Kunstgewerbeschule entdeckte er die Fotografie. «Ich habe tagelang nichts anderes gemacht und verbrachte endlose Stunden in der Dunkelkammer.» Mit einer Postkartenidylle von der griechischen Insel Santorini hat der Bildjäger noch während der Schule bei einem Fotowettbewerb die Goldene Minolta gewonnen.
Nach der Schule folgte 1982 ein Stage bei TWBA in Zürich. Diese Referenz öffnete die Türen zu Sommer Marketing in Basel. Nach zwei Jahren wurde Peter Hürlimann Freelancer. Für das Barclay-Arrows-Team von Marc Surer im damaligen Formel-1-Zirkus hat er das Design betreut. Später wirkte er auch für Porsche in Stuttgart.
Nach einer ersten Reise nach Australien liess Hürlimann sich wieder fest anstellen. Er lernte als Junior-AD das Agenturleben bei Young & Rubicam in Zürich kennen, später als Art Director bei McCann
Erickson. Kodak mit Faces, Coca- Cola oder die Schweizer Illustrierte waren wichtige Kunden. Max Weber und später Rodolphe Deville waren seine Ziehväter. Ein zweiter Abstecher nach Australien endete bei Seiler DDB Needham in Zürich. Sechs Jahre arbeitete Hürlimann dort zum Beispiel für Subaru, Jaguar und Frisco Findus. Später bei Bosch und Butz vor allem für UBS, Philip Morris und Landrover.
Als diese Agentur verkauft wurde, musste sich Hürlimann für einen neuen Weg entscheiden. Da er während seiner Agenturzeiten viele Preise – unter anderem vom ADC Schweiz – gewonnen hat und auch im deutschen Jahrbuch der Werbung mehrmals zu Ehren gekommen ist, wagte er den Sprung: Anfang 2000 eröffnete der Designer in Stäfa seine Hürlimann & Friends GmbH. Dass das Atelier in Stäfa und nicht in Zürich domiziliert ist, liegt an Hürlimanns Segeljolle. «Die hat dort ihren Anlegeplatz.» Hürlimann, der bis zu seinem 12. Lebensjahr in Herrliberg «als Seebub» aufgewachsen ist, besitzt sowohl den Binnensee- wie auch den Hochseeschein.
In Stäfa hat er aber nicht nur sein Schiff, sondern in seiner Nachbarin auch seine kolumbianische Ehefrau Liliana gefunden. Die Stimmung an der Goldküste gefällt ihm. «Stäfa ist gut, die Leute sind freundlich, und man findet eine gute Infrastruktur.» Hürlimann arbeitet in einer Bürogemeinschaft. Yann le Cunff bietet hier Französischübersetzungen an. Der Psychologe Patrick Seiler baut ein Unternehmen für Coaching, Ausbildung und Entwicklung auf.
In seinem noch jungen Atelier konnte Hürlimann schon einige Preise gewinnen, zum Beispiel den Swiss Star Konsumentenpreis 2004 für sein Heidiland-Mineralwasser-Design sowie einige Erwähnungen im Jahrbuch der Werbung Econ Ullstein List 2004 unter anderem für
die Sportsponsoring-Kampagne mit Phonak für Team Alinghi – ein Traumjob für den Segler Hürlimann.
Hürlimanns Kunden stammen vorwiegend aus dem KMU-Bereich. Er liebt den direkten Kundenkontakt, «wie er in der Agentur weniger stattfand». Da viele seiner Auftraggeber als Chefs von KMU tagsüber kaum Zeit für Meetings mit dem Herzblut-Werber finden, kann man Hürlimann «auch an Wochenenden oder abends anrufen». Bei einem spontanen Besuch in seinem Büro schätzen Kunden auch «schnell einen Blick» in noch laufende Design-Arbeiten.
Zurzeit wirkt er am Logo und Internetauftritt für eine internationale Immobilien-Holding. Weitere drei Webseiten sind ebenfalls bestellt, daneben warten Flyer, Prospekte, Broschüren und andere Projekte im Bereich Corporate Design.
Einen Teil seiner Kunden hat Hürlimann im privaten Beziehungsnetz seines Rugby-Clubs gefunden. Nach seinem Umzug von Basel nach Zürich 1986 wollte Hürlimann Anschluss finden und hörte, dass man beim hier noch seltenen Rugby schnell in der Nationalliga A spielt, «auch wenn man nur einmal pro Woche trainiert». In seinem Club finden sich Leute aus über 22 Nationen. Hürlimann zitiert gerne die geflügelte Wertung: «Rugby ist ein Rowdy-Sport für Gentlemen – während Fussball ein Gentlemen-Sport für Rowdys ist.» Seine dritte Leidenschaft neben Rugby und Segeln ist nach wie vor das Fotografieren. «Dieses Hobby kann ich immer mehr auch in den Job einfliessen lassen.» Hürlimann, der in seinen Agenturzeiten mit Fotoshootings viel nach New York, Miami oder zum Beispiel mit Alberto Venzago auf die Malediven gekommen ist, hat sich im 2004 dank der Ermunterung seiner «Friends» auch zu einer eigenen ersten Fotoausstellung entschlossen. In der Galerie Villa Sunneschy in Stäfa zeigte Hürlimann im Oktober 2004 Bilder seiner «Reise durch die Zeit» mit Fotos aus Santorini, New York und Australien.
Gute Infrastruktur und das Boot vor der Haustür: Peter Hürlimann zieht Stäfa Zürich als Arbeitsort vor.

Andreas Panzeri

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