«Print+Cut»: eine zündende Idee

Aussenwerbung Die Kombination aus Formenschneiden und Digitaldruck schafft neue Möglichkeiten für Werbemittel.

Aussenwerbung Die Kombination aus Formenschneiden und Digitaldruck schafft neue Möglichkeiten für Werbemittel. Das in der Beschriftung und Realisierung von Aussenwerbung tätige Unternehmen Christinger Partner (Christinger) in Schlieren bei Zürich stellte Anfang Jahr zusammen mit der Firma Zünd Systemtechnik (Zünd) aus Altstätten SG die in der Schweiz bislang einzige Anlage vor, die Werbemittel (be)drucken und Formen schneiden kann. Genau betrachtet, handelt es sich zwar um zwei separate Systeme – einen Digitaldrucker und einen Cutter –, doch die Kombination der beiden Maschinen macht die «Print+Cut» genannte Lösung zu einer besonders interessanten Ergänzung des Maschinenparks bei Christinger.Kampf um AufmerksamkeitMichael Zünd vertrat seinen Vater Karl Zünd, Eigentümer und Geschäftsführer, der aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Zünd erklärte in seinem Referat, dass es bei der Werbemittelproduktion darum geht, mehr Aufmerksamkeit zu erreichen als die anderen, und ergänzte, dass dies seiner Meinung nach mit formgeschnittenen Produkten möglich sei. Anwendungsbereiche gebe es viele: Als Kartonsteller am Verkaufspunkt in Supermärkten, Einzelhandelsläden oder Tankstellen, aber auch im Messebau, in Verkaufsräumen, an Reklamewänden und als Bühnenbilder können die digital gedruckten und formgeschnittenen Produkte eingesetzt werden. Mit der «Print+Cut»-Installation lassen sich nun Materialien verwenden, die bisher als Werbeträger nicht eingesetzt werden konnten bzw. deren Herstellung zu teuer gewesen wäre. Als Beispiel seien hier in kleinen Auflagen bedruckte und gefräste Aluminiumplatten oder Holztafeln aufgeführt.
Da mit neuen Digitaldrucksystemen sowohl starre als auch flexible Materialien, Bogen- oder Rollenware bedruckt und zudem UV-trocknende Farben verwendet werden können, brechen Systeme wie das grossformatige Digitaldrucksystem UVjet 250-Combi in ein lange vom Siebdruck beherrschtes Segment ein. Vom Vorteil, dass wie bei allen Digitaldruckverfahren keine Druckform im eigentlichen Sinne benötigt wird und damit auch keine Herstellungs- und Materialkosten anfallen, profitiert auch der UVjet und prädestiniert ihn für den Druck von Kleinauflagen.
Die Kombination machtsDoch der bei Christinger installierte UVjet alleine ist keine Besonderheit (mehr) im Schweizer Markt. Erst die Kombination mit dem Schneidsystem Zünd Cutter macht die Installation beim Schlieremer Unternehmen besonders interessant. Der Cutter kann mittels Schneid- und Fräswerkzeugen sowie mitgedruckten Orientierungshilfen und den Schneiddaten daraus Figuren oder Formen aus unterschiedlichsten Materialien wie Schaumplatten, Karton, Plexiglas, Folien, Aluminium, Holz herauszuschneiden. Auch grafische Textilien können mit dem Cutter in Form gebracht werden.
Karlheinz Kaiser, CEO bei Christinger, erwähnte, dass sich die Grenzen zwischen Digital- und Analogdrucksystemen durch den zunehmenden Konkurrenzkampf verschoben hätten. Er ist begeistert von den Möglichkeiten und glaubt, dass seine Kunden mit auf Form geschnittenen Sujets auffallen. «Steller können, da digital gedruckt, individuell und in deutlich kleineren Auflagen gefertigt werden als bisher – Werbematerialien für Verkaufspunkte lassen sich in Klein(st)serien kostengünstig realisieren und Messestände können kurzfristig neu gestaltet werden. Und das sind nur die klassischen Einsatzmöglichkeiten …»
Geschäftsleiter Toni Fricker kommt ins Schwärmen ob der weiteren Möglichkeiten, die sich mit der neuen Kombination aus Digitaldrucker und Cutter realisieren lassen. Vor allem für die Herstellung von Einzelstücken oder Prototypen in sehr vielen Bereichen, für die Ausgestaltung von Räumen bis zum Bereich Corporate Decoration, werden «Print+Cut»-Anlagen eingesetzt. «Die Herstellung eines individuellen Bistrotischs ist möglich – aber dies ist nur eines von vielen Beispielen», sagte Fricker. Verglichen mit der konventionellen Produktion liegt der Vorteil der Anlage bei der kostengünstigeren Realisierung: «Es gibt keine andere Möglichkeit, digital gedruckte Aufträge nachträglich auf eine bestimmte Form zu schneiden. Eine Alternative wäre die Herstellung einer Stanzform, was aber für Kleinauflagen nicht rentabel ist und zudem viel Zeit braucht.»
Drucken und formen Die «Print+Cut»-Installation bei Christinger Partner in Schlieren
besteht aus einem Grossformat drucksystem UVjet 250-Combi und
einem Zünd Cutter. Der erst letzten Mai an der Fachmesse drupa vorgestellte Sechsfarbendrucker kann für Rollen- und Bogenmaterialien eingesetzt werden. Mit einer maximalen Auflösung von 400 dpi kann der Printer bis zu 100 mm dicke, sowohl flexible als auch starre Materialien
bedrucken.
Von den Sujets werden nach dem Druck anhand von speziellen, mitgedruckten Markierungen und mit Hilfe einer Kamera sowie der geladenen digitalen Schneidform (umgewandelte Freisteller-Daten aus Photoshop) ein oder mehrere Nutzen herausgeschnitten. Mit dem Cutter ist tiefengenaues Schneiden («kiss-cutting»), Durchschneiden, Rillen oder Fräsen möglich. Für die verschiedenen Materialien müssen beim Cutter die richtigen Schneid- oder Fräswerkzeuge eingesetzt werden. (jf)
Drucken, schneiden – fertig: Mit Digitaldrucksystem (oben) und Cutter lassen sich Werbemittel produzieren und auf Form bringen.
Jürgen Franck

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