Die Zahlen-Frau

Siri Fischer hat grosse Ziele. Bei Fragen zu Radio, TV und Internet soll die IP Multimedia zur ersten Anlaufstelle werden.

Siri Fischer hat grosse Ziele. Bei Fragen zu Radio, TV und Internet soll die IP Multimedia zur ersten Anlaufstelle werden.Die elektronischen Medien boomen. Im europäischen Vergleich holt die Schweiz auf und «Online geht ab wie eine Rakete», freut sich Siri Fischer. Die neue Forschungsleiterin bei IP Multimedia in Goldbach kann den Markt täglich hautnah von ihrem Büro aus verfolgen und sieht die Entwicklung sehr positiv. «Es wird bereits wieder sichtbar mehr gebucht.» Einen solchen Optimismus kann die Frau mit Zahlen belegen. Die noch nicht dreissigjährige Siri Fischer hat von ihrem Vorgänger Giordano Giordani nämlich die Verantwortung als Head of Research für die gesamte IP Multimedia in Goldbach übernommen. Neben dem Fernseh-bereich mit den Sendern Kabel 1, M6, MTV, ProSieben, RTL, RTL 2, Super RTL, TVm3 und Vox analysieren Fischer und ihr Team auch die Zahlen für rund 50 Privatradios, betreut exklusiv Radio Energy Zürich, liefert die analytischen Hilfen für die adScreen-Vermarktung sowie die Internetportale im Netzwerk von AdLINK wie msn, sunrise, yahoo, gmx und den Sites der Verlage Tamedia, Jean Frey und der Espace-Gruppe.
«Doch, das ist genau, was ich wollte», meint die Medienfrau, die in diesem Business vor allem «Zahlen, Zahlen und Zahlen» liebt. Spannend findet sie allerdings nicht die rein buchhalterischen Grössen, sondern das Wissen, dass hier «Menschen dahinter stecken, die Medien nutzen und Produkte kaufen». Das will sie in ihrem Job nun unter verschiedenen Aspekten anschauen und immer wieder neue Erkenntnisse darausziehen. «Das Bauchgefühl reicht nicht, um auf das Publikum schliessen zu können. Dieses zusätzlich wissenschaftlich zu erforschen, finde ich sehr interessant.»
Der Hauptbereich ihrer Aufgaben bildet die Erforschung der TV-Programme. Die IP Multimedia betreibt eine eigene Zuschauerforschung. Siri Fischer macht Analysen der einzelnen Sender für bestimmte Zielgruppen oder Zeitschienen. Diese Forschungsarbeiten dienen als Grundlagen für die Preisberechnung und zum strategischen Festlegen der TKP. Eine wichtige Arbeit ist die Unterstützung des Verkaufs. «Ich kann einem Kunden zeigen, weshalb ein bestimmter Sender gut zu seinem Produkt passt.»
Die Research-Abteilung von IP arbeitet mit verschiedenen Tools. Telecontrol und Radiocontrol bilden die Basis, daneben ergänzt man die Erkenntnisse mit Demoscope, Mediafocus, Wemf, Mach Consumer und MA Strategy. «Wir wollen unseren Werbekunden einen umfassenden Überblick verschaffen über das Medienverhalten ihrer anvisierten Zielgruppen.»
Vor dem Ruf nach Goldbach anfangs Sommer hat Siri Fischer zweieinhalb Jahre bei Publisuisse im Client Service gearbeitet. Hier hat sie nicht eigentliche Forschung betrieben, sondern stellte massgeschneiderte Angebote für Kunden mit individuellen Kommunikationswünschen zusammen.
Ihre wichtigste berufliche Reife erlangte Siri Fischer aber beim Privatsender TV 3. In Schlieren war sie «vom ersten bis zum letzten Tag», während zweieinhalb Jahren, mit dabei. «Bei TV 3 habe ich alles gelernt, was ich jetzt anwenden kann.»
Die Zürcherin mit dänischen und norwegischen Wurzeln mütterlicherseits hat «aus persönlichem Interesse» skandinavische Sprachen studiert, daneben Publizistik und Medienwissenschaft. Als in ihrem Bekanntenkreis ein Job-Angebot bei TV 3 bekannt wurde, hat sie für diese Chance das Studium sofort aufgegeben. «Ich sagte mir: Die Erfahrung, einen neuen Sender aufzubauen, kommt nicht so bald wieder. Und studieren kann ich noch lange.»
«Es war eine gute Zeit. Das Spannende war, dass wir von null an mit einem noch nicht existenten Sender bis zum Zuschauererfolg mit ‹Wer wird Millionär› oder ‹Big Brother› den ganzen Aufbau eines neuen Projekts mitgestalten durften», rühmt sie die Zeit bei TV 3 noch immer.
Tatsächlich ist sie nach der Einstellung von TV 3 noch einmal an die Uni zurückgekehrt. Neben einer Teilzeitstelle bei Publisuisse hat sie eine Lizentiatsarbeit zum Thema «Fernsehmarkt Schweiz und Dänemark im Vergleich» abgeschlossen.
Zu IP Multimedia hat sie gelockt, dass sie «das Strukturierte», das sie bei Publisuisse gelernt hat, jetzt «mit dem Dynamischen und Innovativen der IP verbinden» kann. Die IP hat für sie attraktive Sender im Portefeuille. Spannend findet sie auch, dass sie ihre Arbeit mit dem Fernsehen gleichzeitig in Kombination mit Radio, adScreen und Online machen kann. «Da lerne ich sehr viel Neues.»
Die frisch ernannte Forschungsleiterin kann «auf ein gutes Team zählen» mit total drei Leuten in der Forschungsabteilung und hat intern «ein ambitioniertes Einführungsprogramm durchlaufen». Ausserdem gibt es der jungen Kaderfrau Sicherheit, dass sie mit gestandenen externen Marktforschungsunternehmen zusammenarbeiten und «vom Know-how profitieren kann, das im Markt schon da ist.»
Als kurzfristige Ziele im Daily Business will Siri Fischer intern schauen, dass das Know-how verteilt wird und nicht nur in den Papieren der Forschung stecken bleibt. Neben der Qualitätssicherung nennt Fischer auch «eine gewisse Schnelligkeit» als Ziel für ihre Arbeiten.
Langfristig soll die Forschungsstelle in Goldbach die Anlaufstelle für interne wie externe Anfragen werden. «Wer etwas über elektronische Medien in der Schweiz wissen will, soll als Erstes zu IP gehen, weil man dort kompetent Auskunft bekommt», erklärt sie.
Als aktuelles Forschungsprojekt will IP ein Marketing Tool für adScreen aufbauen, damit man auch hier mit gültigen Standards argumentieren kann, die dem neuen Medium gerecht werden.
Die Frau mit dem norwegischen Vornamen Siri hat in Skandinavien zwei Auslandsemester für ihr Studium verbracht und könnte sich gut vorstellen, eines Tages im hohen Norden wieder einmal eine Auszeit zu nehmen. Vorderhand gibt es zur Entspannung aber «viel Kino» und Reiten quer über Wald und Wiese mit einem Pflegepferd.
Liess für einen Job ihr Studium sausen: Siri Fischer, TV-3-Mitarbeiterin der ersten – und letzten – Stunde.
Andreas Panzeri

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