Nein zur Bunker-Schweiz

Die SFH und Publicis appellieren eindringlich an die humanitäre Tradition der Schweiz

Die SFH und Publicis appellieren eindringlich an die humanitäre Tradition der SchweizVon Simone Keller In knapp zwei Monaten wird das Schweizer Stimmvolk über eine SVP-Initiative entscheiden, die eine massive Verschärfung des Asylgesetzes fordert. Damit verfolgte Menschen hierzulande weiterhin auf Hilfe und Asyl zählen können, kämpft die Schweizerische Flüchtlingshilfe mit einer Kampagne von Publicis für ein klares Nein am Abstimmungssonntag.
Wenn der Souverän am 24. November seinen Entscheid zur Asylinitiative der SVP in die Urne wirft, geht es für die Schweiz um weit mehr, als um eine verschärfte Regelung der Flüchtlingspolitik. Mit einem Ja zu den SVP-Forderungen würde die Tradition der helvetischen Humanität gebrochen und das Bild einer von Stacheldraht umzäunten Insel schärfer konturiert werden.
Angesichts des angeschlagenen Images der Schweiz im Ausland käme ein positives Abstimmungsergebnis einer Selbstkasteiung gleich. Und das nur zwei Monate, nachdem es der Schweiz mit dem offiziellen Beitritt zur Uno gelungen ist, einen Grossteil der Scherben zu kitten.
Kein Wunder also, legen Bundesrat und Parlament dem Stimmvolk eine Verwerfung der Initiative ans Herz. Argumentiert wird damit, dass die im Initiativtext geforderte Drittstaatenregelung in dieser Form nicht durchführbar und die meisten finanziellen Forderungen in der Praxis oder im überarbeiteten Asylgesetz bereits angewandt seien.
Nicht primär vom Imageaspekt motiviert ist das Oppositionsengagement der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH): Da der Dachverband im Namen seiner Mitglieder Caritas, Heks, Schweizerisches Arbeiterhilfswerk, Schweizerisches Rotes Kreuz und Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen, als «Anwalt der Flüchtlinge gegenüber Bund und Öffentlichkeit» operiert, stehen für ihn die Auswirkungen auf die betroffenen Menschen im Vordergrund. Und diese würden sich nach Ansicht der Organisation massiv verschlechtern.
Kampagneninhalt umgeht TV-Verbot für Politwerbung
Obwohl eine Annahme der SVP-Initiative eher unwahrscheinlich ist, will die SFH die Schweizer Bevölkerung im Vorfeld der Abstimmung auf das Thema Flüchtlinge sensibilisieren. Dabei war es vor allem wichtig, die komplexe Thematik auf eine Schlüsselbotschaft zu reduzieren.
Die heikle Umsetzung wurde Publicis, Zürich, anvertraut, die sich damit in ungewohntes Gebiet wagte. Denn bis jetzt hat die Agentur noch keine Politwerbung auf nationaler Ebene gemacht und werde dies voraussichtlich auch nicht wieder tun, wie CD Daniel Krieg verlauten lässt. Eine Agentur sei schliesslich politisch und konfessionell neutral. «Aber in diesem speziellen Fall haben wir uns gesagt, dass dies für eine gute Sache ist», meint Krieg weiter. Und im Grunde sei der Inhalt ja auch neutral.
Entwickelt hat das Team
fünf Sujets für Inserate und Plakate, die durch unterschiedliche Approaches die verschiedenen Kernzielgruppen anpeilen. Beleuchtet wird zum einen die Aussensicht: Wie präsentiert sich die Schweiz, wenn die Initiative angenommen wird? Das Schweizerkreuz einmal auf braunem Hintergrund, einmal mit Holz verbarrikadiert, liefert die Antwort: Rechtslastig und vernagelt.
Diese beiden Visuals werden in einer ersten Phase im Oktober eingesetzt und richten sich primär an institutionelle und politische Kreise. Hingegen thematisieren die «Ich bleibe draussen»-Sujets den inneren Aspekt, wie der CD erklärt. «Es geht darum, wie du und ich wären, wenn wir diese Forderungen akzeptierten», sagt er weiter und fasst das Bild in ein Wort: «Menschenverachtend». Damit soll vor allem die breite Wählerschaft angesprochen und zu einer Ablehnung der Initiative angeregt werden. Neben den Anzeigen in allen Sonntagstiteln wird auch ein TV-Spot eingesetzt.
Da von Gesetzes wegen politische Botschaften im Fernsehen verboten sind, steht darin aber das Image der Organisation und die Vermittlung ihrer Grundhaltung im Zentrum.
«Wer andere ausschliesst, schliesst sich selber ein», titelt die Headline und führt dem Zuschauer die Anliegen der SFH mit einer Bunker-Schweiz eindrücklich vor Augen. Der Spot wird parallel zu den Anzeigen auf allen SRG-Sendern geschalten und soll die Abstimmungskampagne flankierend unterstützen.
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