«Wir sind, wie man sagt, mit einem blauen Auge davongekommen»

Peter Kettiger über die neue Struktur von OMD Schweiz

Peter Kettiger über die neue Struktur von OMD SchweizDie vormalige OMD Zürich AG wird demnächst in OMD Schweiz umbenannt. Christof Kaufmann ist neuer CEO der Mediaagentur. Marion Wagner bleibt CFO. Im Verwaltungsrat sitzen Hans Ulrich Schweizer und Hans-Peter Detsch. Präsident ist Peter Kettiger von Zogg Kettiger Gasser. Er analysiert die Hintergründe für diese Strukturänderung. Neuerungen sind meist Verbesserungen und Anlass zur Freude. Was freut Sie an Ihrer neuen Struktur mit OMD Schweiz?
Peter Kettiger: Das Tollste finde ich, dass es in so kurzer Zeit gelungen ist, alle neuen Positionen mit hervorragenden Leuten zu besetzen. Wir haben neun zusätzliche Mitarbeiter neben Kaderleuten für die drei Units eingestellt. Und das zwischen Weihnachten und Neujahr. Was mich ebenfalls positiv stimmt, ist die Reaktion der Mediaanbieter. Diese haben das Potenzial erkannt, das in dieser neuen Struktur steckt. Die Zusammenarbeit wurde deshalb ohne die geringsten Probleme aufrechterhalten. Dank unserer offensiven Informationspolitik haben die Mediaanbieter sehr schnell realisiert, dass OMD Zürich nicht bestraft werden darf für das, was in Zollikerberg passiert ist.
Trotzdem gibt es den berühmten Spruch von der Kette, die nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Hat Ihre Gruppe davon auch etwas spüren müssen?
Kettiger: Natürlich haben wir negative Auswirkungen gespürt. Wenn man jetzt hört, dass eine OMD Zollikerberg in Konkurs geht, ist der Schluss schnell einmal da, die ganze OMD sei Konkurs. Es gibt aber keine Gruppe, sondern nur eine Firma, und die heisst OMD Zürich AG. Diese hat drei Units. OMD Zürich See, OMD Zürich City und OMD Genève sind Abteilungen der OMD Zürich AG, die in absehbarer Zeit in OMD Schweiz AG umfirmiert wird. Das zu kommunizieren war die Hauptaufgabe, die ich übernehmen musste: klarstellen, dass OMD Zollikerberg und OMD Zürich AG zwei total getrennte und unabhängige Firmen sind.
Böse Zungen lästern, OMD Schweiz sei mit einem blauen Auge davongekommen, weil die «Gruppe» noch vor der allgemeinen Krisenstimmung heute vielleicht zu viel Media eingekauft hat. Wie reagieren Sie auf solche Einschätzungen?
Kettiger: Als wir im Markt die Umsatzzahlen veröffentlichten, so fassten wir diese eben zusammen, weil die beiden OMDs, gerade was das internationale Geschäft anbelangt, mit OMD in Europa schon die gleichen Ressourcen hatten. Die Firmen in der Schweiz waren aber völlig getrennt gewesen. Es war meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass auch Kunden und Anbieter das als zwei Paar Stiefel sehen. Das ist relativ gut gelungen und darum sind wir, wie man sagt, mit einem blauen Auge davongekommen.
Was wird mit den Kunden von OMD Zollikerberg geschehen?
Kettiger: OMD Zollikerberg hat drei Kategorien von Kunden gehabt. Internationale Kunden, die Verträge haben mit OMD Europa. Andere Kunden sind von Seiler DDB gekommen, wo der Mediateil sozusagen im «Unterakkord» vergeben worden ist. Drittens hat OMD Zollikerberg eigene Kunden betreut. Die internationalen Kunden sind von London aus sofort zur OMD Zürich transferiert worden, weil dort OMD Europa im Obligo ist, diesen Kunden in der Schweiz den Service anzubieten. OMD Europa war froh, dass sie ihre Kunden an eine zweite OMD übergeben konnte. Was die Kunden von Seiler DDB betrifft, hat CEO Kaspar Loeb beschlossen, diese ebenfalls von der OMD Zürich betreuen zu lassen. Die Direktkunden haben sich fast ausnahmslos entschieden, weiterhin mit OMD zusammenarbeiten zu wollen. Ein Vertrauensvotum, das verpflichtet.
Was geschieht mit den Aktien, die DDB Zollikerberg an der Gruppe hatte?
Kettiger: An der OMD Zürich ist die Firma Optimum Media Direction AG in Zollikerberg beteiligt gewesen. Diese Firma hat Mediadienstleistungen angeboten. Das ist eine Tochter der Seiler Com Holding, also eine Schwester von Seiler DDB. Als wir die OMD Zürich AG gründeten, boten wir Seiler Com Holding an, sich zu beteiligen, weil wir das internationale Netzwerk-Know-how, das Herbert Seiler schon gehabt hat, miteinbinden wollten. So, wie es aussieht, wird DDB Europe dieses Paket aus der Konkursmasse übernehmen und nicht Seiler DDB. Wie Verwaltungsrat Hans-Peter Detsch gesagt hat, sieht das Konzept der OMD vor, dass OMD selber keine Agenturen besitzt, sondern in den lokalen Märkten in der Regel mit den drei lokalen Kreativagenturen aus der Omnicom-Gruppe, also TBWA, BBDO und DDB, zusammenarbeiten, die Inhaber oder Teilhaber der Mediaagenturen sind.
An welcher Stelle sehen Sie OMD Schweiz im Ranking?
Kettiger: Die veröffentlichten Zahlen sind leider nicht vergleichbar. Mit unseren 125 Millionen Franken Umsatz sehen wir uns auf Platz 3 oder 4. Das ist der Stand von heute und kann natürlich noch nicht das Ziel sein. Ich denke, dass wir bis Ende Jahr die sichere Nummer 3 sein können.
Viel Bewegung scheint zurzeit auch in Ihrer Agentur Zogg Kettiger Gasser zu herrschen. Sie suchen Personal. Haben Sie viel New Business zu vermelden?
Kettiger: Wir haben als neue Kunden Orangina, Philips mit dem ganzen Haushaltbereich und Personal Care. Zusätzliche Mandate hat es von bestehenden Kunden gegeben wie zum Beispiel Merck Sharp & Dohme-Chibret. Für diesen internationalen Pharmakonzern machen wir neu die Corporate Communication in der Schweiz. Swisslos betraute uns mit zusätzlichen Mandaten ebenso wie unser grosser Kunde Masterfoods.
Diese Woche publiziert der BSW seine neuen Zahlen. Liegt Ihre Agentur im allgemeinen Trend?
Kettiger: 2001 war für uns, wie für viele Firmen im Kommunikationsbereich, kein brillantes Jahr. Die Zahlen sind ungefähr vergleichbar mit dem Jahr davor, leicht schlechter. In diesem Jahr sieht es sehr positiv aus.
Wie wichtig ist für ZKG das internationale Geschäft?
Kettiger: Das wird immer wichtiger, weil immer mehr grosse Markenartikler es nicht mehr zulassen, dass in den verschiedenen Märkten viele kleine Königreiche existieren. Man muss aber wissen: Eine Agentur, die lokal nicht ganz stark verankert ist, hat auch im internationalen Geschäft keine Chance.
Wie wichtig ist das Büro in Biel?
Kettiger: Das ist die Ex-Agentur unseres Partners Max Winiger. Das Büro ist zurzeit inaktiv. Wir haben aber gewisse Projekte, mit denen wir in Zukunft das Büro Biel wieder aktivieren möchten, als Tor zur Westschweiz sozusagen. Interview: Andreas Panzeri

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