Überflieger Google noch werbefrei

Nach neun Monaten Internetmessung von MMXI Switzerland sind erste Gewinner und Verlierer auszumachen

Nach neun Monaten Internetmessung von MMXI Switzerland sind erste Gewinner und Verlierer auszumachenVon Clemens Hörler Ein Dreivierteljahr ist es her, seit MMXI Switzerland zum erstenmal Zahlen zur Websitenutzung der Heimsurfer veröffentlicht hat. Zeit für einen Rückblick.
Studiert man die monatlichen Top-20-Domains des Schweizer MMXI-Homepanels und vergleicht sie mit jenen des Vormonats, hält sich das Aha-Erlebnis meist in Grenzen. Grosse Verschiebungen sind selten. Viel interessanter ist hingegen ein Rückblick auf die vergangenen neun Monate. Nur so lassen sich auch längerfristige Trends feststellen.
Bei der Nutzung der einzelnen Websitekategorien sind mittelfristig anhaltende Trends auszumachen, aber auch punktuelle Bewegungen zu notieren. Diese lassen sich oft durch konkrete internationale und nationale Ereignisse erklären und sind nicht einfach nur ein Kind des Zufalls.
Newssites litten zuweilen unter grossen Schwankungen
Der 11. September ist dafür nur ein Beispiel. Im neunten Monat stieg die Anzahl der Besucher von Online-Nachrichtenangeboten laut MMXI Switzerland von 727000 auf 833000 Nutzer an. Hätte man auch in der Schweiz schon einen Work Panel zur Verfügung, wären die Auswirkungen der Terroranschläge wohl noch deutlicher sichtbar geworden. Vor allem in den Büros ohne TV-Apparat oder Radio wurde das Internet am 11. September zum Infomedium Nummer eins.
Nicht nur im September, auch im März hatten die Newssites einen beachtlichen Zustrom an Besuchern zu verzeichnen. Die Zugriffe auf die Kategorie News/ Information nahmen damals um 20 Prozent zu. MMXI erklärt diesen Anstieg unter anderem mit der damals aktuellen Diskussion um BSE und die Maul- und Klauenseuche. Auch der anhaltende Einbruch der Aktienmärkte im Frühjahr 2001 hat Spuren im Web hinterlassen. Die Website-Kategorie Business/Finance verlor deutlich an Reichweite unter den Heimnutzern. Ihr Marktanteil sank von 31,5 Prozent im Januar auf 27,1 Prozent im April.
Die Websites der Kategorien Business/Finance haben von Januar bis September zwar beide
1,4 Prozent mehr Unique Visitors dazu gewonnen. Damit lagen sie aber unter dem Wachstum des Gesamtmarktes, der durchschnittlich 2,5 Prozent zulegte. Dasselbe gilt auch für die Newssites. Von 27 Kategorien entwickelten sich nur sieben rascher als der Gesamtmarkt. Am stärksten legten die Sites rund um die Themen Hobbys/Lifestyle und Networks zu.
Vier Kategorien verzeichneten laut MMXI Switzerland im September gegenüber dem Januar reale Verluste, wurden also von weniger Heimnutzern besucht als zu Jahresbeginn. Den grössten Besucherschwund mussten die Bereiche Technology, Real Estate und Careers hinnehmen. An der Rangliste der Topkategorien änderte sich damit kaum etwas. Diese wird nach wie vor von ISP, Portalen und Services angeführt.
Urs Wolfensberger, Chef von MMXI Switzerland, zu den Verschiebungen bei den Nutzerpräferenzen: «Das Verhalten der Leute im Internet entspricht immer mehr dem üblichen respektive traditionellen Mediennutzungsverhalten und wird, wenn Sie so wollen, .» Andererseits, so Wolfensberger habe es etwa im Technologiesektor, der am meisten Verluste hinnehmen musste, nicht gerade viele spektakuläre Neuigkeiten gegeben.
Unter den Suchmaschinen gewinnt Google rasch Terrain
Dass die Internetnutzung immer «normaler» wird, hat nicht zuletzt mit der demografischen Zusammensetzung der Netzgemeinde zu tun. Waren ganz am Anfang vor allem junge, gut gebildete männliche Techies im Internet, gewinnen nun andere demografische Gruppen ständig Anteile hinzu. So wuchs beispielsweise die Zahl der männlichen Heimnutzer von Januar bis September um 16,1 Prozent, während die Frauen und auch die Kinder über 28 Prozent zulegten.
Neben diesen allgemeinen Betrachtungen lässt sich auch die Entwicklung einzelner Websites beobachten. Bei den führenden Domains und Porperties hat sich in den vergangenen neun Monaten vor allem der Suchmaschinenmarkt stark verändert: Der grosse Gewinner heisst hier Google.
Die verschiedenen Ländersites von Google steigerten ihre Reichweite bei den Heimnutzern von 13,1 Prozent im Februar auf 19,6 Prozent im Juni. Die Reichweite des Hauptkonkurrenten Altavista sank im selben Zeitraum von 16,1 auf 11,6 Prozent.
Im September waren die Google-Sites mit einer Reichweite von 25,1 Prozent unter den aktiven Heimnutzern die fünftstärkste Global Domain. Google, das seit einigen Monaten auch eine Schweizer Site betreibt, hat damit Search.ch (20,7 Prozent) als beliebtesten Suchdienst überholt.
Die Attraktivität von Google für die Internetnutzer zu Hause spiegelt sich allerdings nicht in der Attraktivität der Website für die Schweizer Werbenden. Während Search.ch nach wie vor zu den Topsites für Onlinewerbung gehört, ist auf der bannerfreien Site Google.ch nur wenig Werbung zu finden, und die stammt meistens von Firmen aus dem Ausland.

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