Oldies haben null Bock auf Seniorenblätter

Einige Gründe, wieso es bei Ringier (noch) keine Seniorenzeitschrift gibt

Einige Gründe, wieso es bei Ringier (noch) keine Seniorenzeitschrift gibtWo bleiben die Seniorenzeitschriften?» Diese Frage stand am ASW-Seminar zum Thema «GenerationPlus» als Titel über einem Referat von Beat Lauber. Der Zeitschriftenchef von Ringier meint, dass Senioren anders als Teenager gar keine Lust auf eigene Medien haben, weil sie sich lieber in den allgemeinen und damit auch jüngeren Publikationen gespiegelt sehen.«Ab 49 kann man sehen und hören, was man will, weil man keine Zielgruppe mehr ist», witzelte ein Schlaumeier mit stupenden Mathematikkenntnissen am ASW-Seminar. Obwohl es in der Schweiz heute 1,9 Millionen Senioren gibt, scheinen diese reichsten Schweizerinnen und Schweizer für die hergebrachte Mediaplanung nicht mehr interessant zu sein.
Wo es keine Zielgruppe mehr gibt, gibt es auch keine solchen Zielgruppenmedien. Abgesehen von Fachblättern wie Zeitlupe hat die Schweiz immer noch keine Seniorenzeitschrift. Aber: 618 Franken pro Monat haben Menschen über 50 in diesem Land gemäss Statistik monatlich zur freien Verfügung. «GenerationPlus: Die idealen Konsumenten» hat sich Ringier deshalb vor rund einem Jahr gedacht. Statistiken über das allgemeine Medienverhalten von «reiferen» Menschen stützten die Überzeugung: «Die GenerationPlus muss endlich über ein eigenes Magazin angesprochen werden können.»
Es kam anders. Zwar hat eine Gruppe unter der Leitung von Peter Rothenbühler das Projekt viel versprechend gedeihen lassen. Der inaktive Titel Sie & Er sollte mit dem neuen Logo Sie + Er als Zeitschrift für die Plus-Generation gestylt werden. Neben Themen wie Gesundheit, Reisen, Mode und Entertainment wollte man speziell auch Beziehungsfragen sowie Probleme rund ums Alleinsein altersgerecht zur Sprache bringen. «Sie + Er: Das Magazin für die besten Jahre» sollte kein billiges Heftli werden, sondern ein Magazin wie Annabelle oder Bilanz.
Ernüchternd wirkte dann die Analyse, dass genau solche und alle anderen Publikationen von Senioren nach wie vor genauso wie von jüngeren Leuten gelesen werden. Dazu musste man auch berechnen, dass es nur wenig Werbung gibt, welche die Zielgruppe GenerationPlus tatsächlich und ausschliesslich sucht. «Die Generation hat wirklich ganz normale Interessen, genauso wie die jüngeren Leute. Und vor allem: Sie weiss auch, wo man Informationen sucht, nämlich in den bekannten Quellen», begründet Lauber nun den Entwicklungsstopp für das Seniorenblatt. Es gibt keine Hotels für Leute über 50, «da würde man sich gleich im Altersheim fühlen». Wieso sollte in dieser Zielgruppe ein Magazin demnach auf dem Markt die reelleren Chancen haben? Andreas Panzeri

Weitere Artikel zum Thema