Kino als lustvoller Lifestyle

Das Kinomagazin Film will unter Wolfram Knorr bunter, glamouröser und unterhaltsamer werden

Das Kinomagazin Film will unter Wolfram Knorr bunter, glamouröser und unterhaltsamer werdenVon Bruno AmstutzBei der Weltwoche hat er sich den Ruf eines scharfzüngigen Filmkritikers geschaffen, jetzt soll Wolfram Knorr als neuer Chefredaktor der Kinozeitschrift Film frische Impulse verleihen. Knorr möchte ein breiteres Publikum ansprechen und Lust auf die Leinwand wecken.
Grösser und breiter will Film werden, die Altersgrenze des Publikums nach unten verschieben und mehr Glamour auf die Seiten bringen. Die Zeitschrift, die seit der Gründung vom Bundesamt für Kultur, dem Evangelischen und Katholischen Mediendienst und anderen Institutionen unterstützt wurde, versucht, finanziell selbstständig zu werden, und muss das Inserategeschäft beleben. Vor allem der Rückzug der kirchlichen Geldgeber stellt Film vor neue Herausforderungen.
Mit Wolfram Knorr hat die Stiftung Ciné-Communication einen renommierten Filmjournalisten an Bord genommen. Stiftungsratspräsident Christian Gerig hofft, dass der Name Knorr auch in den Ohren potenzieller Inserenten ein angenehmes Klingeln auslöst.
Die Ziele, die sich der Verlag gesetzt hat, verlangen den Ausbau der Inserateakquisition: Verlagsleiterin Kathrin Müller von Go-Between Communications will innert zweier Jahre die finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Die jetzige Auflage von 15000 Exemplaren für normale Nummern und bis zu 25000 Stück, wenn Ereignisse wie die Solothurner Filmtage oder das Filmfestival in Locarno anstehen, soll bis dahin auf 30000 bis 40000 steigen. Das Inserategeschäft wird Müller vorläufig weiterhin selbst betreuen, langfristig jedoch auslagern.
«Lustvoll» heisst das Zauberwort, mit dem das Schiff auf neuen Kurs gesteuert werden soll. «Ich bin der Meinung, die Zeitschrift war zu brav, ein wenig zu betulich», kommentiert Christian Gerig. Mehr Unterhaltung neben dem seriösen Teil wünscht er sich, mehr People aus der Filmwelt und eine bildlastigere Gestaltung. Zum «Close-up» wird Film deswegen noch lange nicht. Die Ansprüche an den redaktionellen Inhalt bleiben hoch: Hintergrundberichte und Zusammenhänge statt PR sollen die Zeitschrift weiterhin prägen. Die untere Altersgrenze des Zielpublikums sieht Gerig bei achtzehn Jahren.
Die Sprachgrenzen werden aufgeweicht, nicht überwunden
«Die Texte sollen fundiert sein, aber nicht bitterernst», beschreibt Wolfram Knorr sein Ziel. Mit neuen Rubriken beabsichtigt er, gehobenen Klatsch ins Heft zu holen, aber auch das kulturelle Umfeld des Kinos auszuloten. Dazu gehören für ihn auch Comics, Videogames oder die Kneipe danach – der Kinobesuch wird als lustvoller Lifestyle inszeniert. Mehrwert möchte Verlagsleiterin Müller zudem aus den guten Kontakten zur Filmbranche gewinnen, in Form einer Jobplattform etwa.
Mit der Neuausrichtung geht eine Annäherung der französischen und der Deutschschweizer Ausgabe von Film einher. Die Redaktionen sollen enger zusammenarbeiten. Die Sprachgrenze vollständig zu überwinden, sieht Knorr allerdings als Schwierigkeit: «Gewisse Differenzen werden bestehen bleiben. Es gibt Filme, die nur in der Westschweiz anlaufen, und ein Regisseur wie Jean Luc Godard hat im französischen Teil natürlich ein ganz anderes Gewicht.»
Zumindest optisch erfolgt aber ein Angleichen beider Ausgaben. In der Augustnummer, der ersten Ausgabe mit Wolfram Knorr als Chefredaktor, werden vor allem die inhaltlichen Neuerungen zu wirken beginnen.

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