Ohne SRG-Radios geht es nicht

SWA-Jahresmeeting fordert Anpassung an das europäische Umfeld auch für die Werbeplattform Radio

SWA-Jahresmeeting fordert Anpassung an das europäische Umfeld auch für die Werbeplattform RadioVon Daniel SchifferleKritik zuhauf regnete es am diesjährigen Jahreskongress des Verbandes der Schweizer Werbeauftraggeber (SWA) auf den Entwurf zur Revision des Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG), der dem Liberalisierungsgedanken zu wenig Rechnung trage. Die SWA forderte ausserdem die SRG auf, sich für Werbung auf den eigenen Radiosendern zu öffnen.
Ellenlange Forderungskataloge gehören zum klassischen Angebot aller SWA-Veranstaltungen. Doch für gewöhnlich sind die Werbeträger die Adressaten der Wunschlisten. Das war für einmal anders. Am diesjährigen Jahresmeeting im Zürcher Hotel Marriott standen der helvetische Gesetzgeber und dabei insbesondere der Entwurf für das neue RTVG im Zentrum der Kritik.
Die Forderungen der SWA gingen sogar weit über das hinaus, was im Augenblick überhaupt denkbar ist, denn bei der aktuellen Gesetzesrevision ist Werbung für die SRG-Radios gar kein Thema. Im Gegenteil. So sollen laut dem Gesetzesentwurf künftig ja auch noch deren Sponsoringmöglichkeiten wegfallen. Doch trotz dieser düsteren Wolken, die den öffentlichrechtlichen Radiohimmel verschlossen halten, plädierte SWA-Direktor Fredi Schwab eindringlich für eine rasche Öffnung der SRG-Radios für die kommerzielle Kommunikation.
«Die Schweiz ist das einzige Land Westeuropas, in dem die Werbeauftraggeber noch ohne nationale Radiowerbung leben müssen», gab Schwab zu bedenken und doppelte nach, die hiesige Wirtschaft könne auf nationale Radiowerbemöglichkeit in den SRG-Radioprogrammen nicht länger verzichten.
Die vielen Privatradios würden am meisten profitieren
Von einer Öffnung der SRG-Radios würden laut Schwab nicht nur die Werbeauftraggeber profitieren, sondern vor allem die Privatradiostationen selber, die sich aber heute noch mehrheitlich gegen Werbung in den Radios der SRG sträuben. Das zusätzliche Potenzial für die Privaten wäre reichlich, wie Schwab vorrechnete.
Bei einer Erweiterung des Radiowerbemarktes um die SRG-Sender erwartet er ein Potenzial von rund 250 Millionen Franken pro Jahr. Das ist mehr als eine Verdoppelung gegenüber den rund 100 Millionen Franken Nettoeinnahmen, die Privatradios heute generieren. Vor allem für sie würde sich die Einführung von Werbezeit auf den SRG-Radiostationen lohnen, denn von den 150 zusätzlichen Werbemillionen würden laut Schwabs Rechnung über 50 Millionen in die Kassen der Privatradios fliessen.
Für die SRG-Radiosender selber brächte die Liberalisierung gemäss SWA ein Potenzial zwischen 80 und 90 Millionen Franken. Jedoch soll dieses Geld gemäss Vorschlag des SWA nicht vollumfänglich in den Händen der SRG bleiben. Sozusagen als Zückerchen für die kommerziellen Anbieter sollen 60 Prozent der SRG-Radio-Erträge an private Radio- und TV-Veranstalter verteilt werden – als Ersatz für gestrichene Beiträge aus dem Gebührensplitting.
Düster sieht es hingegen laut SWA für den Radiowerbemarkt aus, falls der heute vorliegende Gesetzesentwurf zur Anwendung käme. Für diesen Fall prophezeite Schwab – durch verloren gehende Sponsoringeinnahmen – Mindererträge von mehreren Dutzend Millionen Franken.
TV gegenüber ausländischen Veranstaltern stärken
Ebenfalls eine Schwächung statt eine Stärkung erwartet der SWA für die Schweizer TV-Anbieter, sollte die RTVG-Revision dem Gesetzesentwurf folgen. Hauptziel müsse aber sein, den Standort Schweiz im grenzüberschreitenden publizistischen Wettbewerb zu stärken. Denn die TV-Konkurrenz, der gegenüber es sich zu behaupten gelte, befinde sich im Ausland.
Deshalb müsse die Finanzkraft der SRG unbedingt erhalten bleiben, denn Letztere sei beim Programmeinkauf bereits heute markant benachteiligt gegenüber den deutschen Sendern, neben deren finanziellen Möglichkeiten das SRG-Budget gerade mal ein Klacks sei. Eine Hauptforderung des SWA lautet deshalb, die Einkünfte der SRG keinesfalls zu schmälern. Im Klartext heisst das, ihr das Sponsoring entgegen den heutigen Absichten auch in der Zukunft zu belassen.
Aber auch für die privaten Veranstalter bricht der SWA eine Lanze und fordert für sie eine
rasche Lockerung der Werberegeln. Und zwar nicht erst, wenn das revidierte RTVG im Jahr 2005 oder gar erst 2006 in Kraft trete, verlangte Schwab. Deshalb hat Ständerat und SW-Präsident Carlo Schmid zusammen mit Filippo Lombardi bereits im vergangenen Dezember eine parlamentarische Initiative eingereicht (die WerbeWoche berichtete darüber). Sie verlangt eine sofortige Liberalisierung der Werberegeln nach Euronorm für die privaten TV-Sender in der Schweiz.

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