«Wir wollen verkaufbare Filme produzieren»

Hans G. Syz über seine Pläne vom neuen Hollywood in der Schweiz

Hans G. Syz über seine Pläne vom neuen Hollywood in der SchweizMit dem Kinofilm «Das Fähnlein der sieben Aufrechten» nach einer Novelle von Gottfried Keller hat die Turnus Film in diesen Tagen eine doppelte Premiere gefeiert. Dazu wurde der Film ganz ohne Subventionen gedreht.«Das Fähnlein der sieben Aufrechten» ist ein echtes Filmabenteuer. Erwarten Sie als Produzent auch hinter den Kulissen ein Happy-end?
Hans G. Syz: Nach den Pressevisionierungen in diesen Tagen durften wir ein sehr positives Echo erleben. Wir haben eine hitverdächtige Musik, einen interessanten Filmstoff und prominente Namen unter einen Hut zu bringen versucht. Und wir sind zuversichtlich, dass die Rechnung aufgehen könnte.
In der Branche wird gesagt, Ihre Turnus Film hätte mit dem ersten Kinofilm dieser Art ein «Gesellenstück» realisieren wollen, um sich als Produktionshaus auch für den internationalen Markt empfehlen zu können. Gemunkelt wird auch von einem Acht-Millionen-Projekt «Bibi Balù».
Syz: Es ist meine Überzeugung, dass es in der Schweiz ein Publikum geben muss für einheimische Unterhaltungsfilme, so, wie wir sie in Zukunft machen wollen. Inzwischen haben wir deshalb auch die Rechte für die Verfilmung einer weiteren, sehr populären helvetischen Geschichte gekauft. Für diesen Stoff rechne ich in der Schweiz mit einem Potenzial von einer Million Zuschauern – vorausgesetzt, der Film ist gut gemacht.
Das hat nur Rolf Lyssi mit «Die Schweizermacher» erreicht…
Syz: Genau. Aber ich denke, mit dem richtigen Film muss das auch heute wieder einmal möglich sein. Mit unserem «Fähnlein» war ein so breites Publikum noch nicht das erklärte Ziel. Bei dieser Art Film denken wir eher an eine interessante Zweitauswertung im europäischen Fernsehmarkt. «Bibi Balù» hingegen planen wir zum Vornherein in englischer Sprache und damit auch mit internationalen Stars.
Die Schweiz als eine Art Remake von Hollywood?
Syz: Man darf nicht nur geförderte Filme realisieren. Man kann teilgeförderte Filme machen. Man kann aber auch völlig ungeförderte Filme produzieren. In diesem Fall muss man eben brauchbare Produkte für einen internationalen Markt liefern. Und in diesem Segment wollen wir uns mit der neu strukturierten Turnus positionieren. Wir hoffen, damit auch die Filmindustrie in der Schweiz wieder ein bisschen aufleben zu lassen. Wir können ja auch ausländische Stars als Schauspieler, Regisseure oder Drehbuchautorinnen in die Schweiz kommen lassen.
Und woher kommt das Geld?
Syz: Als im letzten Jahr das Schweizer Fernsehen und die eidgenössische Filmförderung in Bern bekannt gegeben haben, dass kein Geld mehr da sei und es folglich im Jahr 2000 auch keine Schweizer Filme mehr geben werde, habe ich mich für «Das Fähnlein der sieben Aufrechten» regelrecht provoziert gefühlt. Dank der unkonventionellen Idee haben wir Investoren gefunden. Dank des vielversprechenden Namen haben wir einen Verleiher gefunden, der auch investiert.
Wird die neue Turnus Film auch TV-Serien produzieren?
Syz: Wir haben entsprechende Projekte. Das ist aber nicht unser Hauptziel. Wir wollen kommerzielles Geld finden, um verkaufbare Filme für das internationale Kino zu produzieren.
Die Welt des Kinos hat ihre eigene Magie. Was ist es, was Sie hier mehr lockt als bei der Werbung?
Syz: Als ich Turnus Film 1989 übernahm, habe ich das Unternehmen umstrukturiert. Bei den Vorbereitungen zum «Fähnlein» habe ich gemerkt, dass ich nach rund 1000 Werbespots Lust auf etwas Neues habe. Reiner Roduner, der jetzt die Werbung der früheren Turnus in eigener Verantwortung übernehmen will, möchte noch einmal frischen Wind in das Unternehmen bringen. Und ich habe mit Lukas Erni einen idealen Partner für Spielfilme gefunden. Mit ihm zusammen habe ich entdeckt: Es kann funktionieren.
Interview: Andreas Panzeri

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