In zwei Jahren unter die Top drei

Nach langer Vorbereitung soll das Portal T-Online.ch nun Ende März aufs Netz gehen

Nach langer Vorbereitung soll das Portal T-Online.ch nun Ende März aufs Netz gehenVon Alessandro MonachesiDer deutsche Telecomanbieter
T-Online verfolgt ehrgeizige Ziele in der Schweiz: In 24 Monaten will das Unternehmen zur Spitze im hiesigen Portalmarkt aufsteigen. Der Schweizer Geschäftsführer Günter Nierlich ist überzeugt, dies auch ohne Access-Kunden zu schaffen.
Kein Weg im Internet führt daran vorbei: Ob horizontal oder vertikal, ob orange, blau oder gelb, jeder Player im E-Business möchte ein Portal haben. Der verwöhnte Schweizer User hat die Qual der Wahl zwischen umfassenden landesweiten Angeboten wie Bluewin, SwissOnline oder Yellowworld und lokalen Sites wie Züri Online, Espace Mittelland oder Basel Online. Dazu gesellen sich die Portalseiten der Telecomprovider. Ist da noch Raum für ein weiteres Portal?
Ja, meint T-Online. Bei der Tochter der Deutschen Telekom laufen zurzeit die Vorbereitungen für den Start von T-Online.ch. Im sechsten Stock eines Industriegebäudes in Uster ZH hat sich
T-Online Schweiz mit 25 Mitarbeitern niedergelassen. Bei wunderbarer Sicht auf die Alpen arbeiten die Angestellten auf die Lancierung der Testphase in wenigen Tagen hin. Ende März soll das Schweizer T-Online-Portal dann öffentlich starten.
Nicht ganz einfach, ein neues Portal zu etablieren in einem so gesättigten Markt, möchte man meinen. Günter Nierlich, Geschäftsführer T-Online Schweiz, gibt sich selbstbewusst. «In 24 Monaten wollen wir unter die Top drei der Schweiz gelangen», eröffnet er die ehrgeizigen Pläne der Deutschen. Im Gegensatz zu den etablierten Schweizer Portalen wird T-Online.ch aber keinen eigenen Internetzugang anbieten. Wie will das Portal ohne eigene «Access-Kunden» in die Trafficbereiche von Bluewin vorstossen?
Für Nierlich hängt der Erfolg von drei Faktoren ab: Mehrwert, Convenience und Trust. Einen Internetaccess hält er nicht für zwingend notwendig. Inhalte und Services zählten in Zukunft: «Die anderen Portale sind zu stark auf ihre Zugangsservices ausgerichtet», erklärt Nierlich. «Die Währung Access-Kunde hat aber ausgedient!» T-Online will durch attraktive Dienstleistungen glänzen. Sein Instrument, seine «Geheimwaffe», die für erheblichen Mehrwert sorgen soll, will Nierlich jedoch nicht vor dem offiziellen Start preisgeben.
Die Chancen im Schweizer Markt seien für das neue Portal durchaus intakt, meint Nierlich. Durch die internationale Ausrichtung von T-Online, das Unternehmen ist nebst Deutschland auch in Frankreich, Österreich, Spanien und Portugal aktiv, könnten die besten Inhalte aus den Schwesterportalen gespiegelt werden. Peinliche Pannen zu vermeiden wie in Österreich, wo sich Portalinhalte offensichtlich auf Deutschland bezogen hatten, ist dabei Nierlichs erklärtes Ziel.
Vertikal in der Horizontalen mit klassifizierten Partnern
In der Themenabdeckung versucht T-Online.ch den Spagat:
Einerseits will das Portal eine breite horizontale Abdeckung, andererseits soll in einigen ausgewählten Bereichen auch in die Tiefe gegangen werden. Nierlich setzt hier auf die Themen Reisen und Freizeit sowie Finanz und Wirtschaft.
Um den Anspruch auf Vertikalität zu erfüllen, hat T-Online ein Partnerschaftsprogramm in drei Ebenen entwickelt. Die erste Ebene beinhaltet eine nicht näher definierte Anzahl «Selected Partners» für die üblichen Werbeverträge. Auf einer zweiten Ebene befinden sich sechs bis zwölf «Premium Partners» für Co-Marketing mit längerfristigen Kooperationsverträgen. Zuoberst auf der Pyramide stehen schliesslich ein bis zwei «Favorite Partners». Hier kann die Kooperation bis zur finanziellen Beteiligung oder der Gründung gemeinsamer Unternehmen reichen.
Ein grosser Teil dieser Partnerschaften ist bereits geschmiedet. Im Reisebereich hat sich T-Online.ch für Kuoni als «Favorite Partner» entschieden, während Imholz und Hotelplan die «Premium Partners» stellen. «Wir wollen nur gute Brands», hält Nierlich fest. «Damit können wir Kunden binden, was auch den anderen Partnerschaften zugute kommt.»
Trotz allem Optimismus ist auch Nierlich klar, dass das selbstgesteckte Ziel nicht einfach zu erreichen sein wird. Doch der Mutterkonzern lässt sich nicht lumpen: Ein zweistelliger Millionenbetrag steckt im Projekt T-Online.ch. Nierlich rechnet mit dem Breakeven in spätestens drei Jahren.
T-Online Schweiz profitiert in der Schweiz von der Präsenz seiner Schwesterfirma im deutschen Fernsehen. Nierlich: «Wir waren überrascht, wie bekannt die Marke schon ist. In einer gestützten Befragung bei Internetkunden erreichten wir den vierten Rang.»
Eine teure Branding-Kampagne kann sich T-Online Schweiz also ersparen und dafür direkt seine Dienstleistungen bewerben, wobei neben dem Internet auch die klassischen Medien zum Zug kommen werden. Wer sich hier ein Stück vom lukrativen Kuchen abschneiden kann, ist noch nicht entschieden: Die Verteilung des Werbebudgets wird eben erst in Angriff genommen.

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