Alles bleibt (noch) beim Alten

In der Schweiz werden – im Gegensatz zu Deutschland – die Pro 7/Sat 1-Sender noch getrennt vermarktet

In der Schweiz werden – im Gegensatz zu Deutschland – die Pro 7/Sat 1-Sender noch getrennt vermarktetVon Daniel Schifferle Ein einziger Vermarkter für alle Sender der Pro 7/Sat 1-Gruppe und eine klare Konkurrenzsituation zur RTL-Gruppe ist das Ziel in Deutschland. Bei den Schweizer Werbefenstervermarktern bleibt aber vorläufig alles beim Alten: Die IPM (Schweiz) darf Pro 7 und Kabel 1 behalten, Cinecom bekommt keinen Sender hinzu.
Die Klärung der Situation liess nicht lange auf sich warten. Vergangene Woche gab die neuformierte Pro 7/Sat 1-Gruppe Modalitäten und Zeitplan für die Integration ihrer Sender bekannt, bereits am Freitag besprachen sich Pro 7/Sat 1-Chef Urs Rohner und RTL-Chef Gerhart Zeiler mit Klaus Kappeler und Beat Curti von der IPM (Schweiz). Die eigentlich routinemässige Telefonkonferenz hatte dieses Mal ein brisantes Thema: Wie geht es weiter bei der Vermarktung der
Pro 7/Sat 1-Werbefenster? Folgen auch sie der Philosophie in Deutschland, wonach künftig alle Sender bei einem Vermarkter zusammengefasst werden?
Langfristige Verträge werden eingehalten
Laut dem Resultat der Telefonkonferenz vom Freitag letzter Woche kann IPM beruhigt sein: «In der Schweiz besteht kein akuter Handlungsbedarf. Die Verträge mit den Werbefensterpartnern werden eingehalten», zitiert Paul Riesen, zuständig für Marketing und Kommunikation bei der Medien Z Holding, die Essenz des Gesprächs. Da es sich bei diesen Verträgen durchwegs um langfristige Bindungen mit fünf oder mehr Jahren Laufzeit handelt, ist mit diesem Entscheid die nähere Zukunft vorgegeben: IPM (Schweiz) kann Pro 7 und Kabel 1 im Portefeuille behalten, neben den Konkurrenzsendern RTL und RTL2.
Gleichzeitig hat sich für die Cinecom die Hoffnung zerschlagen, neben dem Sat 1-Werbefenster schon bald auch noch andere Sender der Pro 7/Sat 1-Gruppe bei sich zu haben. Und dabei fühlte sich das Zürcher Vermarktungsunternehmen, das in den letzten Jahren erfolgreich in die TV-Vermarktung diversifiziert hat, jetzt fit für die Übernahme zusätzlicher Sender. Doch Cinecom-Chef Matthias Luchsinger respektiert den Entscheid aus Deutschland. Er ist aber überzeugt: «Längerfristig ist die Konzentration auf einen Vermarkter das Ziel.»
Konzentration schärft Konkurrenzsituation
Diese Meinung dominiert auch bei den Mediaspezialisten in der Schweiz. «Die Zusammenlegung der Pro 7/Sat 1-Sender bei einem Vermarkter ist eigentlich logisch», sagt Petra Kreussler, Mitglied der Geschäftsleitung bei Baier Media in Zürich, «man könnte in dieser Konstellation bessere Packages schnüren, und auch der Einsatz der Planungsprogramme klappt besser, wenn die Sender entflochten sind.» Kreussler würde es deshalb begrüssen, «wenn die Cinecom noch etwas mehr bekommen würde». Sie nennt dafür vor allem einen Grund: «Es ist interessanter mit Cinecom über Preise zu reden. Die sind viel beweglicher als die IPM.»
Auch Andy Lehmann, Geschäftsführer Optimedia, ist überzeugt, dass eine klare Trennung der Sendergruppen auch bei der Vermarktung «mehr Vor- als Nachteile» hätte. «Man kann genauere Zielgruppen bilden», ergänzt Lehmann, «oder zum Beispiel Zapper erfolgreicher vermeiden, indem man die Werbeblöcke gleichzeitig programmiert.» Diese gegenseitige Abstimmung der Werbung lässt sich aber nur realisieren, wenn die Sender beim gleichen Vermarkter vereinigt sind.
Doch mit dem jüngsten Bekenntnis der Senderchefs zum Status quo bei den Werbefenstervermarktern ist das nun vorderhand vom Tisch. Und Paul Riesen von der IPM (Schweiz) sieht auch keinen Grund, weshalb sich das längerfristig ändern könnte und sein Unternehmen in der Zukunft womöglich doch Pro 7 oder Kabel 1 oder gar beide an die Cinecom abgeben sollte. «Das ist wie im Detailhandel, auch dort müssen mehrere Produkte im gleichen Laden nebeneinander bestehen», relativiert Riesen die Vermischung von sich konkurrenzierenden Sendern beim gleichen Vermarkter.
Sender und Vermarktung integriert

Die Pro 7 Media und Sat 1 schliessen sich zum grössten deutschen Fernsehunternehmen zusammen. Damit firmieren die vier Sender Sat 1, Pro 7, Kabel 1 und N24 sowie sämtliche Tochterunternehmen und Beteiligungen der beiden Partner künftig unter dem Dach der neuen Pro 7/Sat 1 Media.
Sitz der gemeinsamen Holding ist Unterföhring bei München, der bisherige Standort von Pro 7 und Kabel 1. Das Ziel des Zusammenschlusses: Synergien nutzen, Wertschöpfungsketten besser organisieren und die Sender noch klarer als komplementäre Angebote nebeneinander positionieren.
Wesentliches Element der Zusammenführung ist aber auch der Bereich Vermarktung. Neu sollen die bisherigen Vermarktungsgesellschaften Media-Gruppe München (Pro 7, Kabel 1) und Media 1 (Sat 1) zu einer einzigen gemeinsamen Gesellschaft für alle Sender verschmolzen werden.
Am neuen Unternehmen Pro 7/Sat 1 Media hält die Kirch-Gruppe mit 52,52 Prozent die Mehrheit, der Verlag Axel Springer ist mit 11,48 Prozent beteiligt. Die restlichen 36 Prozent Streubesitz werden an der Börse kotiert sein. Nicht mehr direkt an den Fernsehsendern beteiligt ist die Einzelhandelsgesellschaft Rewe, die 20 Prozent an Pro 7 gehalten hatte. Diese Beteiligung wurde gegen einen Anteil von 6 Prozent an der Kirch Media Holding umgetauscht.

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