Soziale Medien gewinnen Einfluss auf Meinungsbildung

Soziale Medien gewinnen an Einfluss auf die Meinungsbildung. Das gilt in besonderem Mass für jüngere Menschen in der französischsprachigen Schweiz, wie das Bakom 2019 in seinem Medienmonitor 2019 zeigt.

bakom

Etwa ein Drittel der 15- bis 29-Jährigen, nämlich 34 Prozent, orientieren sich bei der Meinungsbildung an Sozialen Medien, wie der Medienmonitor festhält. Das sind mehr als 2018. Auf die Meinungen von Jüngeren haben die sozialen Medien mehr Einfluss als Radio (21%), journalistische Onlinemedien (18%), Print (16%) und Fernsehen (11%).

 

Medien ziehen weniger

In den einzelnen Sprachregionen ist das Bild unterschiedlich: In der Westschweiz orientieren sich 45 Prozent der jungen Erwachsenen bei der Meinungsbildung an Beiträgen der in der Untersuchung erfassten Marken Facebook, Twitter, Instagram oder Youtube. In der deutschsprachigen Schweiz dagegen sind es lediglich 30 Prozent, und in den italienischsprachigen Landesteilen 35 Prozent.
Journalistische Onlineangebote dagegen zogen 2019 bei den unter 29-Jährigen weniger als im Vorjahr; ihr Potenzial sank von 20 auf 18 Prozent. Ausnahme ist hier die italienischsprachige Schweiz: Dort legten die Onlineangebote von 14 auf 22 Prozent zu.

Es gibt allerdings Unschärfen bei der Unterscheidung innerhalb des Online-Bereichs. Denn auch traditionelle Medien nutzen Soziale Medien, um Inhalte an Leser und Leserinnen zu bringen. Umgekehrt ist dem Monitor zufolge aber ungewiss, ob auf diesen Kanälen Gelesenes mit einer Medienmarke in Verbindung gebracht wird.

 

TV bleibt vorläufig die meinungsmächtigste Gattung

Über alle Altersgruppen hinweg und landesweit ist das Bild ein anderes als bei jungen Erwachsenen. Das Fernsehen ist mit einem Potenzial von 28 Prozent am wichtigsten für die Meinungsbildung. Dahinter folgen das Radio (22%), die gedruckten Zeitungen (20%), journalistische Online-Angebote (17%) und – an letzter Stelle – die sozialen Medien mit 13 Prozent.

Während der Einfluss Facebook oder Twitter auf die Meinungen im Land im Zeitraum von 2017 bis 2019 tendenziell grösser wird, geht das Potenzial der journalistischen Medien tendenziell zurück, ob online, elektronisch oder gedruckt.

Untersucht wurden auch Marktstellung und Meinungsmacht einzelner Medien. Demnach hat 20 Minuten landesweit und in allen Altersgruppen die grösste Meinungsmacht, ist aber auch am stärksten verbreitet. Dahinter folgen das Fernsehen SRF 1 und danach Facebook, YouTube und das deutschsprachige Radio SRF 1 mit ähnlichen Anteilen.

 

Potenzial begrenzt genutzt

Die starke Stellung von Facebook und YouTube sei vor allem deren hohen Reichweiten geschuldet, heisst es in der Studie. Geht es dagegen um die qualitative Leistung, sind sie im hinteren Teil der Rangliste zu finden. Trotz hervorragender Ausgangslage im Markt könnten sie ihr Meinungsbildungs-Potenzial nur sehr begrenzt umsetzen, heisst es dazu.

Die deutschen Programme ARD und ZDF haben gemäss dem Monitor in etwa dieselbe Meinungsmacht in der Schweiz wie der Tages-Anzeiger, die Plattform Srf.ch, SRF Info oder das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS 1. Alle diese Angebote haben landesweit gesehen in etwa auch dieselbe Marktmacht.

Der Bevölkerung stünden noch immer genügend verschiedenen Medien zur Verfügung, um den Informationsbedarf aus mehreren Quellen zu decken, schreibt das Bakom. «Wenig begrüssenswert» sei laut den Autoren der Studie aber, dass wegen der Zusammenlegung von Redaktionen die inhaltliche Vielfalt bei überregionalen Informationen kleiner werde. (SDA/swi)

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