Swiss Media Forum: «Willkommen im Club der Angebellten»

Am Donnerstag fand das Swiss Media Forum in Luzern statt. In ihrer Eröffnungsrede verglich Bundesrätin Karin Keller-Sutter die Journalist:innen mit Hunden, sprach über das Ende der CS und die Rolle der FINMA dabei. Keynotes über die Gefahren der KI in den Medien, den Krieg in der Ukraine und den Umgang mit übergriffigem Verhalten in Redaktionen rundeten den Tag ab.

Die Bundesrätin Karin Keller-Sutter hielt die Eröffnungsrede auf dem Swiss Media Forum, allerdings über eine Videoschaltung.

Es gäbe bei den Medien wie auch bei Hunden die Kläffer (schlagen Alarm, wittern den Skandal), Wadenbeisser (es geht ums Festbeissen, lästige Fakten umgeht er) und Kettenhunde (ernährt sich von Indiskretionen). Das müsse die Demokratie und speziell der Bundesrat aushalten, sagte Karin Keller-Sutter in ihrer Eröffnungsrede auf dem Swiss Media Forum.

Seriöse Medienschaffende wären hingegen Watchdogs, die als vierte Gewalt das Vertrauen in die Institutionen und auch in die Medien selber verteidigen müssten. Denn ansonsten verlören die Menschen das Vertrauen in die Medien und in die Institutionen. Und dann würden die Medien eben auch angebellt und als Fake-News-Vertreter:innen betitelt. Sie habe, so schloss die Bundesrätin, grosses Vertrauen in die Watchdogs. Also die seriösen Medienschaffenden, sie würden mehrheitlich ihren Auftrag erfüllen. Zum Aus der CS erläuterte die Bundesrätin kurz die Vorgehensweise. Über die Rolle der Finma angesprochen, sagte Keller-Sutter: «Man darf Feuerwehr und Brandstifter nicht verwechseln.»

Flammende Rede der ukrainischen Botschafterin

Im Anschluss hielt die ukrainische Botschafterin der Schweiz, Iryna Venediktova, eine flammende Rede zur Lage ihres Landes. Und bat die Schweiz, nicht nachzulassen in der Unterstützung der Ukraine.

Die ukrainische Botschafterin Iryna Venediktova.

Mit Dmitri Masinski sprach anschliessend ein junger Mann auf der Bühne, der sich als Dolmetscher des Krieges vorstellte. Halb Russe und halb Ukrainer ist er in Estland aufgewachsen, lebt jetzt in London und arbeitet dort im Marketing. Neben seinem Fulltimejob begann er kurz nach Beginn des Angriffskrieges, Videos, Livestreams und andere Posts auf Social Media zu übersetzen, vom Ukrainischen ins Englische und auch vom Russischen. Er spreche beide Sprachen, sei selbst natürlich «pro-Ukraine» und ermögliche durch die Übersetzungen, Informationen zu erlangen, wie es um den Krieg stehe und auch um die Soldaten. Andere Medien nutzten das Material. Auch Spenden würden gesammelt für die Ukraine, das Geld würde in Lastwagentransporte investiert, die Hilfsgüter in die Ukraine brächten.

Dmitri Masinski ist ein estländischer Influencer.

Prof. Thomas Höppners Keynote war ein Weckruf an die Medien, die Gefahren der künstlichen Intelligenz nicht zu unterschätzen: «Die Zeit drängt, generative KI wird die Medien und Journalisten verdrängen. Der neue Job ‚KI-Journalist‘ sind Maschinen, keine Menschen. ChatGPT grast das Netz ab und schreibt daraus neue Texte. Die Fehlerquote ist hoch und Quellen sind Fehlanzeige», so Höppner. Die grossen Techfirmen würden die Infrastruktur zur Verfügung stellen und damit verdienen. Auch der Anzeigenverkauf werde weiter zurückgehen, weil die Texte in abgewandelter Form von ChatGPT im Netz zu finden sind und sich die User vermehrt nur noch mit ChatGPT-News zufriedengäben.

Warnte, die Gefahren der künstlichen Intelligenz nicht zu unterschätzen: Prof. Thomas Höppner.

Podiumstalk zum Thema Sexismus

Beim Podiumstalk rund um die Frage, ob Medienhäuser ein Problem mit Sexismus haben, diskutierten Michèle Binswanger, Claudia Blumer und Christian Mensch unter der Moderation von Maria Victoria Haas über den Kulturwandel in Medienhäusern nach Skandalen um Mobbing, systematischer Ausbremsung von Frauen in Redaktionen und Vorwürfen der sexuellen Belästigung.

Die Chefredaktorin von «Bote der Urschweiz» zeigte in einer Keynote eindrücklich auf, wie der kleine Verlag die digitale Transformation schaffte, mit wenig Mitteln, aber mit der Begeisterung der Mitarbeitenden. Den Tag beschlossen zwei Keynotes aus der KI-Forschung.

So gelang die Transformation beim Boten der Urschweiz.

Am Freitag geht es weiter mit Tag zwei des Swiss Media Forums, dabei geht es unter anderem um die Transformation der Post, das Werber-Podium, moderiert von Anna Kohler und die Elefantenrunde der Medienhäuser.

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