Entscheid des Ombudsmanns stösst auf Kritik

SRG-Ombudsmann Roger Blum hat eine Szene von Kabarettist Michael Elsener als sexistisch beurteilt. Das kommt in der Szene nicht gut an.

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Elsener spielt in der beanstandeten Szene einen deutschen Reporter, der SP-Präsident Christian Levrat fragt, ob er nach elf Jahren nicht Platz machen sollte für eine junge Frau. «Diese Ronja» sei zur «Miss Juso» gewählt worden und sei «heiss».

Ronja Jansen beschwerte sich beim Obudsmann, da sie die Szene als sexistisch empfand. Die Reduktion aufs Aussehen, welche stets Frauen träfe, verstärkten sexistische Stereotypen, kritisierte die Juso-Präsidentin.
Das Schweizer Fernsehen entgegnete, der Reporter sei für die Zuschauer als fiktive Figur erkennbar. Durch die provokative Art und das mangelnde Wissen sollten Politiker aus der Reserve gelockt werden.

Roger Blum gab Jansen Recht. Rassismus und Sexismus würden gegen das Diskriminierungsverbot der SRG verstossen – auch in einer Satiresendung. Er argumentiert, eine Kunstfigur müsse «typenkonform reden». Mit anderen Worten: Harry Hasler darf sexistische Sprüche machen, der Reporter Frank-Walter Froschmeier nicht.

 

«Eingriff in die künstlerische Freiheit»

Das Urteil stösst auf Kritik. Wie die NZZ am Sonntag schreibt, stört sich etwa Mike Müller daran – Blum sei übers Ziel hinausgeschossen. Da der Zuschauer gar noch nicht wisse, wie die neue Figur Froschmeier «typenkonform» agiere, rate Blum Elsener indirekt, krassere Figuren zu spielen – «und das ist ein Eingriff in die künstlerische Freiheit.»

 

«Beurteilung setzt ganz falsches Zeichen»

Allgemein kommt es nicht gut an, dass der Ombudsmann vorschreibt, was Satire darf und was nicht. Ein Satiriker müsse «so gut wie alles dürfen», meint etwa Frank Baumann. Es liege am Publikum, es gut zu finden oder nicht.
Auch Christian Jott Jenny, Entertainer und Gemeindepräsident von St. Moritz, hat für die Einschätzung Blums wenig übrig. «Wenn wir Satire von solchen Schreibtischtätern beurteilen lassen, dann ist die Satire am Ende», sagt er.  «Kabarett muss frei sein, es darf praktisch alles.» Er erlebe die SRF-Satire ohnehin als viel zu brav, da setze die Beurteilung des Ombudsmanns ein «ganz falsches Zeichen», fürchtet Jenny.

 

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