Netflix: Kein US-Angebot mehr für Schweizer

Netflix hat begonnen, VPN-Dienste zu sperren. Schweizer Nutzer können so nicht mehr auf das US-Angebot zugreifen.

Durch das Verwenden von VPN-Diensten wird Diensten wie Netflix vorgegaukelt, der Nutzer befinde sich in Amerika. Dadurch wird es auch nicht-amerikanischen Kunden möglich, auf das Streaming-Angebot zuzugreifen, das eigentlich der US-amerikanischen Kundschaft vorenthalten wäre. Ein nachvollziehbares Bedürfnis: Das US-Angebot ist viel grösser und von Fans heiss erwartete Serien werden in Amerika wesentlich früher aufgeschaltet als in der restlichen Welt. Während in den USA 4500 Filme und 1100 Serien angeboten werden, sind es in der Schweiz gerade einmal rund 1800 Filme und 450 Serien. Und damit kommt die Schweiz im internationalen Vergleich sogar gut weg, da sie auf das Angebot aller Nachbarländer zugreifen darf. Dies zeigt der Vergleichsdienst Unogs.com. Allerdings bezahlen Schweizer Netflix-User auch 35 Prozent mehr für das Basisangebot als Nutzer in Deutschland.

Laut Schweiz am Sonntag hat Netflix schon lange angekündigt, gegen die VPN-Dienste vorzugehen – bisher habe der Streaming-Dienst aber wenig Effort in der praktischen Umsetzung gezeigt. Dies soll sich nun geändert haben: Die VPN-Dienste Zenmate, Betternet und Mediahint wurden gesperrt, auch wenn der Zugriff über letzteren noch funktionieren soll.

Dass die Länder unterschiedlich behandelt werden, ist eigentlich nicht im Sinne von Netflix-Chef Reed Hastings. Er verkündete jüngst das Ziel, überall auf der Welt das gleiche Angebot bieten zu wollen. Anderer Meinung hingegen sind die Filmstudios, die Lizenzen immer noch nach Ländern und Sprachregionen vergeben und vermutlich Druck auf Netflix ausüben.

Dass zahlungsbereite Kunden daran gehindert werden, digitale Inhalte legal zu beziehen, wirkt in der heutigen Zeit etwas angestaubt. So wird am 4. März beispielsweise die vierte Staffel von «House of Cards» auf Netflix USA aufgeschaltet. Die Schweizer Netflix-User schauen in die Röhre: Die Serie bleibt hierzulande vorerst Teleclub-Abonnenten vorenthalten. Diese können Sky Atlantic exklusiv empfangen – der Sender zeigt jeden Freitag eine neue Episode der vierten Staffel. Ab dem 5. März 2016 sind zudem alle 13 Episoden in englischer Originalversion bei Teleclub on Demand auf Swisscom TV auf Abruf verfügbar.

Ob die Netflix-nutzenden Schweizer Fans der Serie auf Swisscom und Teleclub ausweichen, muss zumindest in Frage gestellt werden. Das tut wohl auch Reed Hastings. Beim Schweizer Markteintritt kommentierte er gegenüber der BZ Berner Zeitung die Konkurrenzsituation so: «Unser grösster Konkurrent in der Schweiz ist die Produktpiraterie. Raubkopien im Internet herunterzuladen, ist hierzulande halb legal.» (hae)

 

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