Ringier tritt auch in der Romandie aus dem Verlegerverband aus

Nach dem Austritt des Medienhauses Ringier aus dem Verband Schweizer Medien zieht das Westschweizer Pendant Ringier Romandie nach und verlässt den Verlegerverband Médias Suisses. Auslöser ist die Werbeallianz mit der SRG und Swisscom.

«Der Rückzug auf Deutschschweizer Niveau hat zur Folge, dass Ringier Romandie Médias Suisses verlässt», hiess es am Montag in einer Medienmitteilung des Westschweizer Verlegerverbandes. Der Verband bedauere den Schritt, auch weil Ringier Romandie sich immer stark engagiert habe. Gemäss den Statuten des Westschweizer Verlegerverbands gilt der Austritt ab dem 31. Dezember 2016. Hintergrund ist ein Streit unter den Verlegern, der durch ein Joint Venture zwischen Ringier, der SRG und Swisscom ausgelöst wurde. Die drei Unternehmen wollen in einer neuen Firma die Vermarktung ihrer Medienangebote und Werbeplattformen bündeln (Werbewoche.ch berichtete). Diese neue  Vermarktungsorganisation führte vergangenen Donnerstag zum Eklat im Verband Schweizer Medien (VSM). Weil der VSM nach Angaben von Ringier praktisch ein Werbeverbot für die SRG  forderte, trat das Medienhaus mit sofortiger Wirkung aus dem Verband aus (Werbewoche.ch berichtete).

Werbeallianz stösst bei Verlegern auf Kritik

Der VSM bedauerte den Austrittentscheid von Ringier zwar, hielt ihn jedoch für folgerichtig. Das Joint Venture verzerre den Wettbewerb in der Medienbranche zusätzlich, argumentierte der Verlegerverband. In die gleiche Kerbe hieb am Montag Médias Suisses. Der Verband halte es für inakzeptabel, dass die von öffentlichen Geldern finanzierte SRG und die mehrheitlich im Besitz des Staates gehaltene Swisscom sich in einen extrem angespannten Markt einmischten. Dies schädige nicht nur die Verleger, sondern bedrohe auch die Vielfalt der Medien in der Schweiz. Diese Episode zeige, dass es notwendiger denn je sei, der SRG klare Schranken zu setzen. In der Westschweiz sind damit die Zeitung Le Temps sowie die Wochenzeitschriften L'Hebdo und L'Illustré nicht mehr im Verlegerverband vertreten. Der Direktor von Ringier Romandie, Daniel Pillard, bedauerte den Austritt ebenfalls. Es gehe um andere Probleme in der Romandie als in der Deutschschweiz, besonders bei der Ausbildung und dem Gesamtarbeitsvertrag, sagte Pillard auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.

Sorgen um Gesamtarbeitsvertrag

Anders als in der Deutschschweiz gilt in der Romandie nach wie vor ein Gesamtarbeitsvertrag in der Presse. Sozialpartner des Berufsverbands Impressum und Mitunterzeichner war der Verlegerverband Médias Suisses. Der Berufsverband zeigte sich am Montag erschüttert über den Austritt von Ringier Romandie. Impressum werde seine Strategie gegenüber Ringier Romandie sorgfältig prüfen und die Verantwortlichen in diesem Sinne kontaktieren. Noch bis Ende 2017 sei Ringier Romandie jedoch an die Einhaltung des Gesamtarbeitsvertrags gebunden, hielt der Berufsverband am Montag fest. Die Gewerkschaft Syndicom bezeichnete es als alarmierendes Signal, wenn sich Ringier nun auch in der Westschweiz aus der Sozialpartnerschaft verabschieden  würde. Beim Streit um die geplante Werbeallianz handle es sich um einen  medienpolitischen Auseinandersetzung zwischen den Verlegern, so Syndicom. Diese  dürfe weder auf dem Rücken der Medienschaffenden ausgetragen werden, noch zu einer Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen führen.

Austritt auch aus Journalistenschule

Mit dem Austritt aus dem Verband muss Pillard zudem als Präsident des Ausbildungszentrums für Journalisten und Medien (CFJM) zurücktreten, sowie als Präsident der Paritätischen Kommission des Gesamtarbeitsvertrags. Bis Ende 2016 habe er nicht allzu viel Befürchtungen, sagte Pillard dazu. Er hoffe, dass für die Zeit danach sowohl Lösungen für den Gesamtarbeitsvertrag wie auch das Ausbildungszentrum gefunden würden. Dann werde man sehen, ob der Rückzug von Ringier und Ringier Romandie nur ein Kapitel oder ein historischer Wendepunkt sei. (SDA)

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