UPC Cablecom hebt Grundverschlüsselung auf

UPC Cablecom gibt heute die Aufgabe der Grundverschlüsselung von digitalem Fernsehen und Internet bekannt und kommt somit einer jahrelangen Forderung von Kunden und Konsumentenschützern nach.

Die Umstellung wird von UPC Cablecom als «grösste Umstellung der Schweizer TV-Landschaft seit der Einführung des digitalen Fernsehens» angekündigt. Man habe diese «grundlegende Neuerung des Kabelanschlusses» beschlossen, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass bereits 80 Prozent der Schweizer Haushalte digital fernsähen, schreibt Cablecom in einer Mitteilung. Künftig wird es Besitzern von aktuellen TV-Geräten (DVB-C Tuner) möglich sein, ohne Digicard oder Set-Top-Box 55 Sender (davon 19 in HD) zu empfangen. Fernsehgeräte ohne Digitalempfänger können ab Januar 2013 mittels eines kostenlosen Umwandlers gleichwohl von der erweiterten digitalen Senderpalette profitieren, schreibt UPC Cablecom in einer Mitteilung.

Der Kabelanschluss wird ab 2013 monatlich 90 Rappen mehr kosten (danach 60 Rappen mehr). Dafür können Kunden künftig die monatliche Miete (4 Franken pro Monat für das Einstiegsangebot) für die Set-Top-Boxen oder die einmalige Gebühr für die Digicard (99.-) sparen. Der Preisanstieg wird von Comparis-Experte Beyeler laut Blick.ch als moderat eingeschätzt, das Cablecom-Angebot sei aber schon zuvor überrissen hoch gewesen. Ab 2013 bezahlen Kunden 28.40 Franken pro Monat – bei unabhängigen Kabelanbietern belaufen sich die Kosten meistens zwischen 10 und 20 Franken. In einer versehentlich zu früh veröffentlichten Stellungsnahme der Stiftung für Konsumentenschutz forderte SKS-Chefin Sarah Stalder zudem, auch Swisscom, Sunrise und die verbleibenden Kabelanbieter müssten nun nachziehen und ihre Verschlüsselung aufheben.

Zusätzlich wird allen Kunden eine 2Mbit/s-Internetleitung angeboten. Diese Kapazität reicht problemlos für E-Mail und normales Surfen. Das Angebot wird im monatlichen Grundpreis enthalten sein.

Für Kunden, die das derzeit geltende digitale Grundangebot Mini abonniert haben, wird das Angebot auf 70 Programme ausgebaut. Kunden, die auf das neue digitale Grundangebot wechseln wollen, können diesen Wechsel unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfrist bzw. auf das Ende ihrer jeweiligen Vertragsdauer vollziehen. Der Wechsel erfolge kostenfrei, so UPC Cablecom. Beibehalten wird auch vorläufig das analoge Grundangebot (36 Sender). UPC Cablecom betont allerdings erneut, dass die Relevant des analogen Netzes weiterhin abnehme und daher eine weitere Reduktion des Senderangebotes absehbar sei. Durch den kostenlosen Umwandler werden aber Digital-Umsteiger nicht mehr in teure Abonnemente gezwungen, wie das bisher der Fall war (sofern der Fernseher keinen CI+-Slot hatte).

Positive Reaktionen

In einer ersten Reaktion zeigte sich der Schweizer Konsumentenschutz (SKS) zufrieden über den Entscheid von UPC Cablecom, die Grundverschlüsselung aufzuheben. Damit werde eine seit langem bestehende Forderung des SKS erfüllt. Nun müssten auch Swisscom und Sunrise nachziehen. Zufrieden zeigte sich gemäss Meldung der Nachrichtenagentur SDA auch Preisüberwacher Stefan Meierhans. Die Cablecom-Neuerung bringe einen substanziellen Mehrwert für die Grundangebotskunden, die auf digitales Fernsehen umsteigen. Der Wegfall der Set-Top-Box bringe zudem einen Stromspareffekt. Insgesamt sei die Preiserhöhung des Kabelanschlusses um 1.50 Franken innert zwei Jahren vertretbar.

Bei Swisscom kein Thema

Bei Swisscom ist die Abschaffung der Grundverschlüsselung «aktuell kein Thema», wie Mediensprecher Olaf Schulze auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA mitteilte. Der Entscheid von Cablecom zeige, «dass der Wettbewerb spielt». Im Übrigen böten schon heute diverse Kabelanbieter TV-Angebote ohne Grundverschlüsselung an. Michael Burkhardt, Chef der Sunrise-Kommunikation, wies auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA darauf hin, dass bei Sunrise die Situation eine ganz andere sei: Sunrise biete alle Sender mit IPTV-Technik digital via Internet an. Die Frage der Grundverschlüsselung betreffe diesen Anbieter damit nicht.

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