«Weitere Sparmassnahmen nicht ausgeschlossen»

Ringier-Chef Christian Unger äussert sich im Interview mit dem Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz über die Blick-Gruppe, das Geschäft in China, Interessenskonflikte und potenzielle Sparmassnahmen.

Obwohl zwei, drei Titel in China defizitär gewesen seien, sei Ringier in China profitabel, so Ringer-Chef Christian Unger in einem Interview mit dem Magazin Bilanz. Die Schweiz werde jedoch nach wie vor eine wesentliche Rolle spielen – man strebe längerfristig eine Dreiteilung des Gesamtumsatzes an: ein Drittel aus dem Verlagskerngeschäft in der Schweiz, ein Drittel mit Schweizer und internationalen Aktivitäten aus dem digitalen Bereich, aus Entertainment und den neuen Märkten oder mit neuen Modellen wie Ticketing, Events oder Radio – und ein Drittel aus dem Osteuropa-Joint-Venture mit Axel Springer.

Ringier sei ganz klar ein moderner Medienkonzern, antwortet Unger auf die Frage, ob das Unternehmen denn heute ein Unterhaltungs- oder ein Medienkonzern sei. Die Diskussion um die Rolle von Ringier werde nur in der Schweiz geführt, weil die Strategie für die Schweiz neu sei. Man stehe auf drei Säulen: Verlagsgeschäft, Digital-Aktivitäten und Entertainment. Auf die Frage, ob er keine Gefahr von Interessenskonflikten sehe, meint Unger, es gehe in erster Linie darum, «unsere Wertschöpfungskette intelligent zu spielen und unseren Nutzern den grösstmöglichen Mehrwert über all unsere Kanäle und Services zu bieten». Aber es brauche auch klare Abgrenzungen, zum Beispiel sei die journalistische Unabhängigkeit ein zentrales Gut, das Ringier sehr wichtig sei.

«Mehr Vollrahmjournalismus»

Der Blick hat in den letzten drei Monaten 25-mal über das Schlagerduo Florian Ast und Francine Jordi berichtet, die Boulevardzeitung  tritt gleichzeitig als deren Konzertsponsor auf, und die Ringier-Tochter Ticketcorner verkauft die Konzerttickets. Ob dies keine Interessenskonflikte berge, will Bilanz wissen. Dies sei ein gutes Beispiel der Wertschöpfungskette, entgegnet Unger. Aber die angesprochenen Einzelfirmen würden dezentral arbeiten, und die Redaktion entschieden autonom, welche Themen sie wie oft aufnehmen würden.

Ob das von Michael Ringier vorgegebene Ziel, politischer und weniger deutsch zu werden, erreicht worden sei, fragt Bilanz. Michael Ringier habe wörtlich «mehr Vollrahmjournalismus» gefordert, so Unger. Dies sei geschehen. Die Wirtschaftsberichterstattung beispielsweise sei ein gutes Beispiel: Da würde man täglich auf einer Doppelseite «hervorragend recherchierte Artikel», in denen Wirtschaftsthemen «allgemeinverständlich, aber auf hohem Niveau» aufgreifen. Und auch beim Thema Politik wolle man noch zulegen: Es gehe darum, den Leuten die Vorgänge und Themen der Politik auf einfache, aber spannende Art zu erklären und auch hinter die Kulissen zu schauen.

Weitere Sparmassnahmen nicht ausgeschlossen

Ringier hat in den letzten drei Jahren gegen 100 Millionen Franken an Kosten gesenkt. Angesprochen auf weiteres Sparpotenzial meint Unger, man schaue sich die Möglichkeiten sehr genau an. Man wolle weiterhin das Ergebnis verbessern, dabei werde man auch weitere Kostenreduktionen vornehmen. Aber man strebe ganz klar auch Wachstum an.

Im Bereich von Swissprinters baut Ringier Personal ab und konzentriert Standorte. Unger befürchtet, dass die Druckerei wegen der Frankenstärke weitere Aufträge verlieren könnte. Er könne weitere Massnahmen nicht ausschliessen – er gehe 2012 insgesamt von einem «herausforderungsreichen Jahr» für Ringier aus.

Das ganze Interview lesen Sie in der Bilanz-Ausgabe 03/2012 oder hier.

(Foto: Keystone)
 

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