Noch immer unversöhnlich

Vertrag Verhandlungen zwischen Tamedia und Publicitas über einen neuen Vertrag für die Inseratekommission sind stecken geblieben.

Vertrag Verhandlungen zwischen Tamedia und Publicitas über einen neuen Vertrag für die Inseratekommission sind stecken geblieben.Ein knappes Jahr nachdem Tamedia das Kommissionsabkommen mit Publicitas gekündigt hat, ist noch immer keine Einigung in Sicht. Dies geht aus schriftlichen Antworten hervor, die die Werbewoche auf ihre Anfrage hin von beiden Parteien erhielt. «Eigentliche Verhandlungen bezüglich eines Kommissionsabkommens haben bis heute nicht stattgefunden. Es liegt alles in der Schwebe», hält Jürg Brauchli, bei Tamedia Leiter Zeitungen, fest. Bei der Publicitas sieht man dies anders. «Da unser Vertrag mit Tamedia nach wie vor läuft, werden die gegenseitigen Verpflichtungen des Grundabkommens eingehalten», schreibt Otto Meier, Generaldirektor von PubliPresse.
Das zeigt, dass die beiden Parteien bisher nicht über jene alten Positionen hinausgekommen sind, die letztlich in einem Rechtsstreit enden könnten. Der Hintergrund: Kurz nach Bekanntgabe des Zürcher Pressedeals zwischen PubliGroupe und NZZ im letzten Juli hatte Tamedia das Abkommen per Ende 2004 gekündigt – allerdings ausserterminlich. Doch Tamedia stellte sich auf den Standpunkt, die stark veränderte Marktsituation im Grossraum Zürich berechtige sie zu diesem Schritt. Deshalb herrscht aus ihrer Sicht seit dem 1. Januar 2005 ein vertragsloser Zustand. Diese Haltung unterstrich Tamedia Anfang Jahr noch, indem sie Mediaagenturen eine «Direktbuchungsentschädigung» anbot, wenn diese bei Tamedia-
Titeln direkt statt via Publimedia inserieren.
Die Publicitas ihrerseits geht davon aus, dass die Kündigung nicht rechtens ist und das Kommissionsabkommen deswegen bis Ende 2005 weiterläuft. Aus diesem Grund zeigt Otto Meier auch keine Eile. Im Gegenteil: Wie Jürg Brauchli jetzt erstmals darlegt, habe die P der Tamedia erst im letzten Dezember einen Vorschlag zukommen lassen, «auf den wir jedoch nicht eintreten konnten». Danach habe Tamedia ebenfalls noch im Dezember mit einem Gegenvorschlag reagiert. Seither herrscht Funkstille. Brauchli: «Auf eine schlüssige Antwort warten wir derzeit immer noch, obwohl wir bereits mehrmals schriftlich wie mündlich nachfragten.» Zwar habe die P schon öfter mündlich einen neuen Vorschlag in Aussicht gestellt. «Er ist jedoch bis heute nicht bei uns eingetroffen», schreibt Brauchli.
Darauf geht Meier in seinem Mail an die Werbewoche gar nicht erst ein. Er weist bloss darauf hin, dass auch die P weiterhin allen vertraglichen Verpflichtungen nachkomme und somit für Tamedia weiterhin das Delcredere übernehme. Meier hatte in diesem Punkt Leistungsabstriche erwogen, falls Tamedia an der Direktbuchungsentschädigung für Agenturen festhält. «Ob Tamedia beim Direktdispositionsrabatt beziehungsweise bei der Beraterkommission von 6,5 Prozent für Grossagenturen bleibt, kann ich nicht beantworten», stellt er sich ahnungslos. Brauchli hingegen lässt diesbezüglich keine Zweifel aufkommen und spricht klar von «getroffenen Direktbuchungsentschädigungen». Und weiter: «Daran hat sich aus unserer Sicht überhaupt nichts verändert.»
Auch wenn sich Otto Meier sonst über den Stand der Verhandlungen ausschweigt, einen strittigen Punkt gibt er dennoch preis: «Uneinig sind wir uns über den Bonusteil des Kommissionsabkommens», schreibt er. Kein Wunder: Jürg Brauchli hatte in seinem Vorschlag einen Wechsel von bisher umsatzabhängigen hin zu marktanteilsabhängigen Boni für die P verlangt. Wie er sich dies vorstellt, erkärte er im Februar in einem Werbewoche-Interview wie folgt: «Man definiert gemeinsam gewisse Marktteilnehmer, und wenn sich dann der Marktanteil zu unseren Gunsten verändert, ist das einen Bonus wert. Im andern Fall nicht. Das blosse Mitschwingen mit der Werbekonjunktur ist noch keine zusätzliche Anstrengung, dafür hat die P die Kommission.» Darauf will sich Meier aber offenbar nicht einlassen. Er hält fest: «Über die Ausgestaltung der Bonusvereinbarung kann ich noch keine Auskunft geben, sicher gilt auch für die Zukunft die Leistungsbasis als Voraussetzung.»
Am Bonus scheiden sich die Geister: Jürg Brauchli, Leiter Zeitungen Tamedia (links), Otto Meier, Generaldirektor PubliPresse.
Markus Knöpfli

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