LZ Medien hilft NZZ-Gruppe

Verlage Die NZZ-Gruppe baut ihre Führung um. Vor allem aber muss sie ihr Stammhaus aus den roten Zahlen hieven.

Verlage Die NZZ-Gruppe baut ihre Führung um. Vor allem aber muss sie ihr Stammhaus aus den roten Zahlen hieven.Ab 1. Januar 2006 erhält die NZZ-Gruppe eine neue Führungsstruktur. Die Gruppenleitung liegt künftig in der Hand eines Dreiergremiums, das sich aus Hugo Bütler, Beat Lauber und einer noch unbekannten Person zusammensetzt. Bütlers Kompetenzen als Vorsitzender der Gruppenleitung werden erweitert, zudem wird er als Leiter Publizistik der Gruppe und somit als oberster aller Chefredaktoren amten. Die kommerziell-verlegerischen Aufgaben werden auf Gruppenebene künftig ebenfalls aus einer Hand, jener von Lauber geführt. Der bisherige Leiter Regionalzeitungen wird somit oberster Verlagsleiter und nimmt auch NZZ und NZZaS unter seine Fittiche. Das dritte Mitglied wird für die Finanzen der NZZ AG wie der Gruppe sowie für die Koordination der Bereiche Rechnungswesen, Controlling und Informatik zuständig sein.Interne RochadenGleichzeitig mit der Bündelung der drei Bereiche Publizistik, Verlag und Finanzen auf der Ebene Gruppenleitung gibt Bütler die Aufgabe als NZZ-Chefredaktor und Vorsitzender der NZZ-Geschäftsleitung ab. Für diese Aufgabe wird ebenfalls eine neue, voraussichtlich interne Person gesucht. Da zudem Marco de Soppani, bisher Mitglied der Gruppenleitung und der NZZ-Geschäftsleitung, per Ende Jahr zurücktritt, wird auch der Posten des Leiters Verlag & Druck der NZZ frei. De Stoppani übernimmt diese Funktion im August nur interimistisch von Tobias Trevisan, der dann zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung wechselt.
Nach der Generalversammlung der NZZ-Aktionäre am 16. April hat die NZZ-Gruppe zudem ihren Geschäftsbericht 2004 veröffentlicht. Wie schon früher kurz berichtet, konnte die NZZ-Gruppe ihren Umsatz um 18,6 Prozent auf 547 Millionen Franken steigern. Das Betriebsergebnis beträgt 16,1 Millionen Franken, im Jahr zuvor resultierte noch ein Verlust von 8,7 Millionen Franken. Der Reingewinn konnte mit 21,8 Millionen Franken mehr als vervierfacht werden.
Die Rechnungen der Jahre 2003 und 2004 sind nur beschränkt miteinander vergleichbar. Im Berichtsjahr schied einerseits die Beteiligung an der Bund Verlag AG aus dem Konsolidierungskreis aus, anderseits wurde die LZ-Medien-Gruppe («Neue Luzerner Zeitung») erstmals in der konsolidierten Rechnung der NZZ berücksichtigt, nachdem Mitte 2004 die Beteiligung auf 51 Prozent erhöht worden war.
Im Geschäftsbericht wird denn auch mehrfach betont, dass der Hauptfaktor für den starken Anstieg des Gruppenumsatzes die LZ Medien darstellt. Denn das Stammhaus selbst – primär NZZ und NZZ am Sonntag – konnte seinen Umsatz nur um knapp 3 Prozent auf 187,5 Millionen Franken steigern (was hauptsächlich der NZZaS zu verdanken ist). Auch der Geschäftsdruck legte 3 Prozent zu, die Tagblatt Medien hingegen hielt sich nur gerade knapp stabil.
Zürich bleibt rotAuch beim Gewinn verhalf die LZ Medien – gemeinsam mit den Tagblatt Medien – der NZZ-Gruppe zu gesteigerten Werten, während das Stammhaus in roten Zahlen verharrte. Dort seien zwar gemäss Geschäftsbericht «klare Fortschritte» festzustellen, diese genügten aber für eine nachhaltige Entwicklung nicht.
So sind NZZaS, NZZ Online und NZZ Ticket punkto Deckungsbeiträge nach wie vor negativ, aber besser dran als auch schon, vor allem die NZZaS habe ihre Anlaufverluste im letzten Jahr von 10,6 Millionen Franken auf 4,9 Millionen Franken verringern können. Die NZZ selbst steuerte einen Deckungsbeitrag von rund 5 Millionen Franken bei, gut 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch NZZ Folio und NZZ-Fernsehen lieferten positive Deckungsbeiträge ab.
Ein gut gerüsteter AnzeigerMit 171000 Leserinnen und Lesern erfreue sich der Anzeiger
St. Gallen, das Tabloid-Gratiswochenblatt der NZZ-Tochter Tagblatt Medien, «steigender Beliebtheit», heisst es im Geschäftsbericht der NZZ-Gruppe. Und weiter: «Mit höheren Inserateerträgen und zunehmendem Erfolg im Lesermarkt ist der Anzeiger strategisch auf dem richtigen Weg und gegen eine Expansion von 20 Minuten in die Ostschweiz gewappnet.»
Wie aus St. Gallen verlautet, ist aber noch immer nicht entschieden, ob der Anzeiger auch an der Ausschreibung der SBB für Boxenstandorte in der Ostschweiz teilnehmen wird. (mk)
Top-Position: Hugo BütlerGestärkt: Beat Lauber
Markus Knöpfli

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