Vor dem Sprung nach Italien

Aussenwerbung IV Die Auslandspläne der Affichage konkretisieren sich. Erste Station dürfte Norditalien sein.

Aussenwerbung IV Die Auslandspläne der Affichage konkretisieren sich. Erste Station dürfte Norditalien sein.Anfang Jahr hat es Affichage-CEO Christian Kauter schon angekündigt: Der Schweizer Aussenwerber will aus dem engen heimatlichen Korsett ausbrechen und auf drei Arten in Deutschland und generell im grenznahen Ausland tätig werden. Zum einen durch Beteiligungen an grösseren Aussenwerbefirmen, dann über Plakatkonzessionen für Städte und drittens durch den Einstieg bei kleinen Plakatfirmen in Grenznähe. Zwar hat das zu Ende gehende Jahr weder die eine noch die andere Option zur eindeutigen Favoritin werden lassen. Doch die Türen sind weiter aufgegangen, und es scheint, dass ein Gang nach Italien für Affichage zumindest die zeitlich und finanziell berechenbarste Variante ist. Jedenfalls hat Kauter sein Auge auf die Lombardei geworfen: «Diese Region wird punkto Einkaufsverhalten, Verkehr und Pendlerströmen immer mehr zu einem Wirtschaftsraum. Wir haben deshalb mittels einer Studie eruiert, mit was für einem Konzept wir in diesen Markt eintreten könnten», sagt er. Mittlerweile hat die Affichage «für die Lombardei ein Projekt in der Schublade», dieses sei jedoch noch nicht im Umsetzungsstadium, betont er.
Deutscher Markt in Bewegung
In Deutschland dagegen ist punkto Aussenwerbung zwar vieles im Fluss, aber mit wenig konkreten Aussichten. Im Aussenwerbemarkt, der auf einige Gross- und unzählige Klein- und Kleinstfirmen aufgeteilt ist, mischt Affichage bereits in kleinem Rahmen mit: In Stuttgart ist man zu 25 Prozent an der JCDecaux-Tochter Klett-Decaux beteiligt, welche die örtlichen Buswartehallen bewirtschaftet. Doch Kauter relativiert: «Das ist ein besseres Finanzinvestment, wir sind dort weder operativ noch strategisch eingebunden.» Die Beteiligung sei jedenfalls nicht geeignet, um von dort aus weiter nach Deutschland vorzustossen.
Der Einstieg über Plakatkonzessionen ist derzeit nicht möglich, weil die ersten frühestens in zwei bis vier Jahren auslaufen. Seit einem Jahr ist ein Grossteil dieser Konzessionen zudem in der Hand des Grossflächenanbieters Ströer. Dieser hatte im letzten Dezember den Gemeinden deren gemeinsame Plakatfirma Deutsche Städte-Medien GmbH (DSM), die bisherige Nummer 1, abgekauft und ist nun seinerseits zur Nummer 1 aufgerückt.
Mit der Übernahme der DSM durch Ströer kam in Deutschland der gesamte Aussenwerbemarkt in Bewegung – mit marktkonsolidierenden Folgen. So hat kürzlich die Hellweg Werbe GmbH die Vermarktung ihrer Plakate dem mittelständischen Anbieter akw übertragen, mit dem Ziel, beispielsweise in Dortmund, wo Hellweg relativ stark ist, gemeinsam mehr Plakatflächen anbieten zu können als Ströer/DSM. Im September haben sich zudem mehrere kleinere Anbieter zur Vermarktungsgesellschaft Plakatunion zusammengeschlossen (siehe Kasten), ebenfalls um Ströer/DSM besser die Stirn bieten zu können. Weitere solche Zusammenschlüsse dürften folgen. Affichage und JCDecaux blieben bisher jedoch abseits.
Die DERG – ein grosser FischDas könnte sich jedoch ändern, falls die Deutsche Bahn – wie in der Vergangenheit immer wieder gemunkelt – ihre Deutsche Eisenbahn Reklame GmbH (DERG), die Nummer 3 unter den Aussenwerbern, tatsächlich abstossen wird. Ob es 2005 tatsächlich so weit kommt, ist unklar. Erste Anfragen an potenzielle Interessenten seien via Banken bereits herumgereicht worden, sagt Kauter.
Konkret sei aber noch nichts. «Wir wissen nicht, wie seriös die Angelegenheit ist, zu einer Due Diligence ist es jedenfalls noch nicht gekommen», sagt der Affichage-CEO. Eines steht für ihn aber fest: «Eine Ausschreibung würden wir prüfen.» Und um einen Fisch dieser Grösse an Land ziehen zu können, würde er auch ein weiteres Joint Venture mit JCDecaux in Erwägung ziehen, ähnlich dem bei Europlakat International (EPI) in Osteuropa (siehe Seite 22). Doch er betont: «Ein solches Zusammengehen war bisher kein Thema, und wir sind JCDecaux gegenüber ausserhalb des EPI-Raumes auch zu nichts verpflichtet.» Nicht ausgeschlossen ist übrigens, dass JCDecaux seinen 35-Prozent-Anteil, den er seit Anfang Jahr bei Wall hält, weiter erhöhen wird.
Zwölf Aussenwerber bei PlakatunionErst waren es elf mittelständische Aussenwerbeunternehmen, die sich zur Plakatunion zusammengeschlossen haben, mittlerweile sind es schon zwölf – und weitere haben ihr Interesse angemeldet. Mit von der Partie ist immerhin die Ilg Aussenwerbung, der bislang zehntgrösste Plakatierer in Deutschland (Umsatz: 10,2 Millionen Euro). Somit werden ab 2005 mehr als 30 000 Werbeträger bundesweit unter einem Vermarktungsdach angeboten.
Noch ist das Angebot punkto Abdeckung nicht sehr homogen. Trotzdem ertönt auf der Homepage
plakatunion.de Jubel: «Wir sind der drittgrösste nationale Anbieter von Plakatwerbung in Deutschland.» Sitz der Marketing- und Vertriebsgesellschaft ist Hagen. Am letzten Wochenende wurde die Wahl von Claudius von Soos, bisher Media-Koordinator bei RTL, zum Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bekannt gegeben. Ziel der Plakatunion ist es, Synergieeffekte zu erzielen, neue Kunden auf die Grossfläche zu locken und aktives Marketing zu betreiben. (mk)
Deutschlands umsatzstärkste AussenwerberDas Kölner Unternehmen Ströer hat sich mit der Übernahme des Marktführers, der Deutschen Städte-Medien (DSM), von Platz 2 der umsatzstärksten Unternehmen auf den 1. Rang katapultiert. Der kumulierte Gesamtumsatz des neuen Unternehmens betrug im Jahr 2003 knapp 480 Millionen Euro. Auf Platz 2 und 3 folgen die Freund-Gruppe mit 167,2 Millionen Euro und die Deutsche Eisenbahn Reklame (DERG) mit 166,4 Millionen Euro. Auf Platz 4 liegt dann bereits die französische
JCDecaux mit 152,8 Millionen Euro, auf Platz 5 die Wall-Gruppe mit
82,9 Millionen Euro. Nebenbei: Im europäischen Vergleich liegt Ströer/DSM auf Platz 3 hinter JCDecaux und Clear Channel. (mk)
Einstiegsmöglichkeit? Möglicherweise steht die Deutsche Eisenbahn Reklame GmbH bald zum Verkauf.
Im DERG-Portfolio: Buswerbung.
Markus Knöpfli

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