Plakativer Optimismus

Aussenwerbung VI Die Branche glaubt an ihre Zukunft – wenn sie die Politik nicht abwürgt.

Aussenwerbung VI Die Branche glaubt an ihre Zukunft – wenn sie die Politik nicht abwürgt.Die letzten Jahre waren nicht freundlich zur Aussenwerbung. Ihr Nettoumsatz ist zwischen 2001 und 2003 von 603 Millionen auf 566 Millionen Franken gefallen. Doch die Branche lässt den Kopf nicht hängen, wie eine kleine Umfrage der Werbewoche zeigt.Besonders optimistisch gibt sich APG-Marketingleiter Roger Möschler. Obwohl sich die Schweizer Aussenwerbung im internationalen Vergleich bereits auf hohem Niveau bewegt, erwartet er eine weitere Steigerung des Marktanteils, besonders auf Kosten der Printwerbung. «In den nächsten fünf Jahren sollten 18 bis 20 Prozent erreichbar sein», hofft Möschler. Dem Umsatz sagt er ein Wachstum um 5 bis 7 Prozent voraus.
Etwas konservativer schätzt Beat Roeschlin, CEO von Clear Channel Plakanda. Das Medium Plakat werde seinen Marktanteil halten, glaubt er. «Ich sehe allerdings kein grosses Wachstum, es wird wohl unter
2 Prozent liegen.»
Den Daumen nach oben stellt Daniela Spadaro von der Agentur Optimedia/BG Media/Zenith More Media. «Unser Optimismus lässt uns auf eine Steigerung hoffen», sagt die Leiterin der Unit Aussenwerbung. Für den Aufbau, die Steigerung und Verankerung einer Botschaft bleibe das Plakat in jedem Fall ein ideales Mittel.
Plakatierung neu erfinden
Vorbehalte meldet Gustav C. Maurer an, Geschäftsleiter der Firma Plakatron: «Die Plakatierung muss neu erfunden werden», ist er überzeugt. Seit der Gründung der APG um 1900 sei das Medium grosso
modo gleich geblieben. Wenn die Aussenwerbung nicht auf Qualität achte, werde sie einen schweren Stand im intermediären Vergleich haben. Plakatron selbst setzt auf frontal zum Verkehrsfluss aufgestellte Flächen und Mehrfachträger wie den Prismenwender.
Innovative Konzepte sind auch bei den Konkurrenten gefragt. Die APG hat mit ihren Rollplakaten in den Bahnhöfen gute Erfahrungen gemacht. Für die Zukunft denkt Möschler an elektronische Plakate. Sie sollen nicht Werbespots abspielen, sondern wechselnde Plakatsujets zeigen, die etwa nach Tageszeiten geschaltet werden können. Der Idee stehen derzeit noch die Kosten, Vandalismusgefahr und das Strassenverkehrsgesetz entgegen.
Auch Roeschlin bedauert, dass der grosse Einsatz von Rollplakaten durch das Gesetz verhindert wird. Zurzeit erwartet er weniger Änderungen am Werbeträger selbst als in der Planung. Plakatstellen würden vermehrt nach erreichbaren Zielgruppen belegt, meint er. Trotz dem «segmented targeting» bleibe das Plakat aber ein Massenmedium.
Daniela Spadaro will über Innovationen nicht spekulieren: «Wir sind keine Media-Erfinder», erklärt die Beraterin. Chancen sieht sie in der Weiterentwicklung von Below-the-line-Massnahmen, der elektronischen Aussenwerbung und in der Verknüpfung verschiedener Kommunikationsmittel, um einen aktiven Werbekonsum zu fördern und Reaktionen auszulösen.
Domino-Gefahr
Einig zeigt sich die Branche gegenüber der Bedrohung durch Werbeverbote. Für Möschler sind sie unnütz, für Roeschlin eine «Heuchelei». Maurer erwartet, dass durch Verbote Märkte verloren gehen. Auch
Roeschlin warnt vor einem Dominoeffekt. Nach Suchtmitteln könnten fetthaltige Speisen oder Kleinkredite ins Visier der Politik geraten, glauben die Aussenwerber. Die Branche müsse sich dagegen wehren, dass die Profilierungsbedürfnisse von Politikern den Aufschwung abwürgen.
Stefano Monachesi

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