«Wir können das jahrzehntelang durchhalten»

Das Eintreiben von Sponsoringgeldern ist für Ellen Ringier schwieriger geworden.

Das Eintreiben von Sponsoringgeldern ist für Ellen Ringier schwieriger gewordenZwar habe die Affäre um Thomas Borer zu
keinen Absagen bei den Sponsoren für Fritz und Fränzi geführt. Doch auf
Grund der abgesackten Werbeausgaben sei auch die Spendierlaune der
angefragten Gönner am Boden, erklärt die Herausgeberin des
Elternmagazins, Ellen Ringier.
WW: Ist Fritz und Fränzi bereits über dem Berg?Ellen Ringier: Nein,
nein. Noch lange nicht. Aber Fritz und Fränzi hat im Publikum eine hohe
Akzeptanz gefunden. Statt 100000 Exemplare verteilten wir im
vergangenen Jahr je 180000 Exemplare pro Ausgabe. Und auch im laufenden
Jahr drucken wir immer noch je 100000 Exemplare. Die Zahl der von der
Lehrerschaft bestellten Exemplare ist viel höher, als wir ursprünglich
erwartet hatten.
WW: Allerdings klafft
ein Loch in der Kasse – rund ein Drittel der Ausgaben ist nicht
gedeckt. Wie lange wollen Sie Fritz und Fränzi durchfüttern?Ringier: Die
Stiftung Elternsein, die hinter Fritz und Fränzi steht, wird zu einem
grossen Teil von mir selber alimentiert. Und solange ich dahinter stehe
und mein Geld für dieses sinnvolle Non-profit-Projekt zur Verfügung
stelle, können wir das jahrzehntelang durchhalten. Es handelt sich ja
nicht um riesige Summen. Würden wir zum Beispiel die Auflage auf 60000
herunterfahren, könnten wir ewig lang durchhalten.
WW: Und bis wann könnte kostendeckendes Arbeiten realistisch sein?Ringier: Den
Break-even erhofften wir uns eigentlich für Ende dieses Jahres.
Allerdings klafft bei den budgetierten Sponsoringeinnahmen im Moment
noch ein Loch von rund 300000 Franken. Alles hängt nun davon ab, ob wir
die benötigten Sponsoringpartner finden oder nicht. Im Moment führen
wir Erfolg versprechende Gespräche mit möglichen Sponsoren.
WW: Reisst die Werbemarktkrise auch die Bereitschaft zum Spenden mit in die Tiefe?Ringier: Das
geht Hand in Hand mit der schlechten wirtschaftlichen Situation. Auch
bei Gönnerbeiträgen wollen Auftraggeber eine Leistung sehen. Allerdings
kann man den Goodwill, den ein Sponsoringengagement in der Bevölkerung
erzeugt, nicht so einfach messen. Deshalb setzen Auftraggeber hier
zuerst den Rotstift an, wenn sie ihre Budgets beschönigen wollen.
WW: Gönnerbeiträge für
alle möglichen Projekte einzutreiben, ist für Sie ja Routinesache. Wie
reagieren die angefragten Firmen, wenn Sie immer wieder vorbeikommen?Ringier: Natürlich
gehe ich nur immer wieder zu jenen Firmenvertretern, mit denen mich ein
persönliches Verhältnis verbindet. Aber es hat darunter durchaus auch
solche, welche die Strassenseite wechseln, wenn sie mir begegnen – aus
Angst, es könnte sonst teuer oder unangenehm oder beides werden.
WW: Ihnen haftet bereits seit vielen Jahren der Ruf einer Charity-Lady an. Nimmt Ihre Überzeugungskraft ab oder zu?Ringier: Den
Begriff Charity-Lady finde ich nicht sehr passend. Ich bin Dr. iur. und
komme aus der Advokatur. Bereits seit 15 Jahren arbeite ich
ausschliesslich für Nonprofit-Organisationen. Davon ist Fundraising
aber nur ein Teil. Auch sehr viel Beratung und Tätigkeiten, die mit
Geschäftsführung zu tun haben, sind mit dabei. Was meine
Überzeugungskraft betrifft: Als ich jünger und attraktiver war, und ich
nicht bereits zum zehnten Mal an derselben Tür anklopfte, war es noch
einfacher. Aber der wichtigste Bremser der Spendierfreudigkeit ist im
Moment ganz klar die schlechte Wirtschaftslage.
WW: Wie fühlt man sich, wenn man als sehr reiche Frau auf Betteltour geht? Lassen die Angefragten Sie diesen Umstand nie spüren?Ringier: Ich
habe diesbezüglich selten Kritik zu hören bekommen. Es gibt ja leider
nicht allzu viele Leute, die anteilsmässig so viel von ihrem
Privatvermögen für gemeinnützige Projekte weggeben, wie ich das tue.
Darüber sind die von mir Angefragten anscheinend im Bild.
WW: Wirkte sich die Affäre um Ex-Botschafter Thomas Borer negativ auf die Spendenbereitschaft aus?Ringier: Ursprünglich
hatte ich das befürchtet, aber es ist nicht eingetroffen. Kein einziger
Werber und kein potenzieller Sponsor sagte mir, er wolle nach der
Borer-Geschichte nichts mehr mit mir zu tun haben.
WW: Wo wird Fritz und Fränzi in drei Jahren sein?Ringier: Wenn
die Konjunktur wieder anzieht und wir die budgetierten Gönner-
beziehungsweise Sponsoringbeiträge hereinholen können, werden wir die
Auflage wieder auf 180000 Exemplare erhöhen. Mit diesen Vorgaben sollte
es dann möglich sein, innert drei Jahren 30000 zahlende Abonnenten zu
erreichen. Damit hätte das Magazin dann sicher auch den Break-even
erreicht.

Interview: Daniel Schifferle

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