Markencheck «FIFA WM 2026»: Das ultimative Nicht-Logo

Heinrich Paravicini von Mutabor nimmt für Werbewoche.ch Marken-Relaunches und Brand-Designs unter die Lupe. Diesmal: das Logo zur FIFA WM 2026.

Da ist das Ding. Oder so ähnlich. In jedem Fall hat die FIFA jetzt das offizielle Logo für die Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, USA und Kanada vorgestellt.

Ein grosser Branding-Anlass. Aber ist es auch ein grosser Entwurf?

Zunächst einmal lacht mein Herz, da hier erstmals ein wirklich modernes Corporate Design System in die Welt der FIFA Einzug gehalten hat. Die extrafette Typografie bildet eine ideale Social Media-fähige Leinwand für eine Vielzahl an Inhalten, Videos, Content, der rund um das Turniers genutzt werden wird. Dies ist vor allem sehr gut abzulesen an den 16 Host-City-Logos. Auch der Claim »WE ARE 26« fügt sich nahtlos ein. So gesehen ist das Konzept wirklich ein Meilenstein, verglichen etwa mit den bunten Pillen-Männchen zur deutschen WM 2006. 

Quelle: Fifa.

Dennoch steht das Logo massiv in der Kritik – die Fussballblogs überschlagen sich mit Shitstorm-artigen Kommentaren. Vor allem bei den Fans fällt es durch. Der Tenor: Es habe nichts mit den kulturellen Eigenheiten der Ausrichter-Nationen zu tun. In der Tat ist der Entwurf des Logos radikal einfach. Er lässt alles weg bis auf Schrift und die Trophäe. Diese muss seit 2002 immer fester Bestandteil des Logos sein und wurde in den letzten Jahren regelmäßig über grafische Insignien der Ausrichter-Länder dargestellt. Nun der Bruch: Der Pokal wird nicht mehr inszeniert – er wird einfach abgebildet. 

Quelle: Fifa.

Alles an Inszenierung passiert im Hintergrund. Ist das überhaupt ein Logo? Der Fachmann sagt ja, denn er weiß, dass «Logo» von «logon» kommt, «Wort» auf altgriechisch. Der Punkt ist: Mit diesem Entwurf macht die FIFA eigentlich alle künftigen WM Logo-Entwicklungen überflüssig. Ab jetzt braucht man nur noch die Jahreszahl ändern (we are 30, we are 34…), den entsprechenden landestypischen Content in die Schrift reinladen – fertig. Wieder ist im Fussball ein Stück Kultur verschwunden – was einen bei der FIFA nun kaum mehr wundert. Und so kann mein Herz leider nicht wirklich herzlich lachen. Am Ende ist Fussball Emotion und kein Design-System, so ausgeklügelt es auch sein mag.


* Heinrich Paravicini ist Gründer und Kreativchef von Mutabor.

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