Die nicht ganz ernst gemeinte Wahrheit des Sirenentests

STATE OF THE ART Was wissen wir eigentlich über den Sirenentest? Jährlich macht er einen Heidenlärm und wir sind froh, wenn er vorbei ist. Aber woher stammt dieser Klang? Das Animationsunternehmen Elefant Studios lüftete das Geheimnis und ist dafür an der Edi-Verleihung ausgezeichnet worden.

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Wie bringt man ein Schaf zum Blöken? Mit einem aufwendigen Mechanismus natürlich. (Bild: Elefant Studios)Endlich wissen wir, was Sache ist. Das entnervende Geräusch, welches einmal im Jahr -immer am ersten Mittwoch im Februar – die Menschen landauf, landab aufschreckt, kommt nicht von ungefähr. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) gewährte einen Einblick in den Ablauf des Sirenentests. Als Beweis wurde die Szenerie filmisch festgehalten, von Elefant Studios. Genau von denjenigen Animationsspezialisten, die auch mit Gian und Giachen, den sprechenden Steinböcken von Graubünden, zu tun hatten und mit den Augen aus «Augen auf die Strasse». Nun lüften sie die Wahrheit hinter den Sirenen – die nicht ganz ernst gemeinte Wahrheit.Die ReaktionsketteSchritt für Schritt führt der Film die Zuschauer an den «Aha-Effekt» mit darauffolgendem und garantiertem Lachen. Der Prozess erinnert an eine Nonsens-Maschine von Rube Goldberg oder Jean Tinguely. Eine Murmel fällt in ein Alphorn und setzt die verschiedenen Mechanismen frei. Jedes Element hat seinen Schweizer Ursprung. Zu Beginn das Alphorn, darauf folgt eine Schweizer Kanonenkugel, ein Käselaib, eine Armbrust und so weiter bis schliesslich das Schweizer Messer ein Seil durchschneidet, das den Auslöser für diesen nervigen Sirenenton, entfesselst. Ein Gummihandschuh, das ein Schaf ohrfeigt. Nicht amüsiert, muss das Schaf blöken. Schnitt. Es folgt ein Bild einer Sirene in einer Stadt. Das «Määäh» hört sich genauso an wie die Sirenen an dem besagten Tag. Aha!

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Hinter den Kulissen«Das Ziel des Filmes war es, die Zuschauer auf den angekündigten Sirenentest aufmerksam zu machen. Der Spot sollte auffallen, überraschend und unkonventionell sein und durfte auf keinen Fall Ängste schüren. Da es sich ja nicht um eine Notfallübung handelt, sondern eine rein technische Überprüfung ist», erklärt Fabian Gasser, Regisseur bei Elefant Studios und des Filmes. Bei der Aufgabenstellung hatte das Team viele Freiheiten, die zu verschiedenen Herangehensweisen einluden. Das Team stellte sich auch die Frage, wie der Sirenenton zustande kommt. Die akustische Verbindung zu einem blökenden Schaf wurde schnell hergestellt. «Die Frage war nun wie man ein Schaf auf Kommando zum blöken bringt», so Gasser. Dafür brauchte es einen raffinierten Auslösemechanismus. «So entstand die Idee zu einer Vorrichtung, die natürlich in einer eigens dafür gebauten Zivilschutzanlage untergebracht ist, gut gewartet wird und für den Notfall bereit steht», so macht es den Anschein. Tatsächlich wurde in einer leerstehenden Fabrik in Glattfelden gefilmt.Die Maschine wurde vom Tüftler und Mechaniker Valentin Altorfer konstruiert und gebaut. «Obwohl der Ablauf der Maschine nicht an einem Stück gefilmt wurde, lies Valentin Altorfers Mechaniker-Ethos es sich nicht nehmen, diese an einem Stück funktionsfähig zu bauen», erläutert Fabian Gasser. Das ganze Konstrukt ist im Making-of-Video ersichtlich.Die Planung ist das A und ODie grosse Herausforderung des Projektes war aber nicht die Maschine allein, sondern das Schaf. «Für das Schaf wurde ein lebensechtes Model genommen, um es anschliessend in 3D zu generieren und in den Spot zu integrieren. Die Schwierigkeit dabei war jedoch das gelockte Schafsfell realistisch zu erzeugen», beschreibt Gasser.Bei solchen Projekten und insbesondere, wenn viele Personen darin verwickelt sind, ist die Planung das A und O. «In der Layoutphase mussten die Prozesse schon soweit ausgearbeitet sein, dass sich alle Parteien, also Kunde, Kameramann, Mechaniker und die 3D-Spezialisten, etwas darunter vorstellen konnten», betont Fabian Gasser. Nur so konnten die verschiedenen Prozesse miteinander harmonisieren.Das ist dem Team auch gelungen, was im Making-of-Video deutlich erkennbar ist.  Darin zeigen sie Teile des Storyboards, das Konzept der Maschine mit den einzelnen Teilen, den Dreh und schliesslich die Schafsanimation.Auf TVDer Spot wurde nach der Produktion an alle TV-Sender übergeben. Diese sind nämlich rechtlich verpflichtet, vorgängig über den Sirenentest zu informieren. Ob es für die kommenden Jahre einen neuen Spot geben wird, wurde nicht verraten. Noch wollen wir an das Schaf hinter den Sirenen glauben.

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