«Der Geist ist aus der Flasche»

DIGITALISIERUNG Christoph Oggenfuss* im Gespräch mit Dr. Marianne Janik, Country Manager Microsoft Schweiz, über die Folgen, Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung – auch für kleinere Unternehmen. Dr. Marianne Janik, Country General Manager Microsoft SchweizIch treffe Marianne Janik in einem hellen Besprechungszimmer im modern eingerichteten Hauptsitz von Microsoft in Wallisellen. Mit einem klaren Blick und einem […]

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Dr. Marianne Janik, Country General Manager Microsoft SchweizIch treffe Marianne Janik in einem hellen Besprechungszimmer im modern eingerichteten Hauptsitz von Microsoft in Wallisellen. Mit einem klaren Blick und einem herzlichen Grüezi der deutschen Staatsbürgerin ist der Bann sofort gebrochen. Frau Janik hat ihre Funktion in der Schweiz vor neun Monaten angetreten und scheint sich im neuen Umfeld sehr wohl zu fühlen.Auch KMUs können profitierenAls Erstes will ich wissen, ob Janik hinter den Dossier-Titel „Transform or Die“ ein Fragezeichen oder ein Ausrufezeichen setzen würde. „Weder noch“ kommt die Antwort ohne Zögern und dann erklärend; die Digitalisierung sei im Gange und tangiere alle Industrien. Sehr überzeugt meint sie, dass der laufende Transformationsprozess für alle Marktplayer grosse Chancen biete, und natürlich sei Umsicht gefragt – „man muss die Augen offen halten“. Weiter führt sie aus, dass getrieben durch technische Möglichkeiten wie Sensoren und Analytics eine „Skalierung nach unten“ ermöglicht werde und damit die ganze Breite der KMU von Möglichkeiten profitiere, die früher nur Konzernen zugänglich waren. Das Projekt mia Engiadina etwa verdeutlicht, wie in einer vernetzten Welt auch lokale und regionale Interessen Platz finden können. Und schmunzelnd sagt Janik: „Der Geist ist aus der Flasche“, und meint damit, dass die Digitalisierung ein unumkehrbarer Prozess ist und die Firma Microsoft mithelfen will, Unternehmen jeder Grösse „digital ready“ zu machen.Regulierte Branchen unter DruckWer ist von der Transformation am stärksten betroffen? Dazu meint Marianne Janik, dass insbesondere die regulierten Branchen mit speziellen Herausforderungen konfrontiert seien. Denn um die digitale Transformation für das eigene Unternehmen anzudenken und zu meistern, brauche es einen freien Blick; und auch das Herausarbeiten von Wettbewerbsvorteilen verlange ein hohes Mass an Kreativität und Innovation. Janik plädiert hier für einen Co-Creation Ansatz, wo bewusst branchen-übergreifend nach alternativen Ansätzen und Lösungen gesucht wird. Sie meint damit auch das Arbeiten in Netzwerken, wo ein intensiver Austausch stattfinden kann.«Wir arbeiten intensiv am Thema Digitalisierung»Dann interessiert mich, wie die Country Managerin in ihrer Führungsrolle mit der Transformation umgeht. „Das Thema Transformation treibt mich täglich um. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden von Microsoft Schweiz arbeiten wir intensiv daran das Thema Digitalisierung zu durchdringen – und zwar jeden Tag aufs Neue. Hierfür brauchen wir Mitarbeitende, die sich im Privaten und im Job fit machen wollen und sich auch Zeit nehmen, Dinge zu hinterfragen.“ Wichtig ist Janik dabei, dass sie sowohl die jungen als auch die erfahrenden Kolleginnen und Kollegen auf diese Reise mitnimmt und dass digitale Arbeitsmodelle im Unternehmen exemplarisch praktiziert werden. So gelingt es auch die Kunden auf ihrem Weg in die digitale Zukunft glaubwürdig und wirkungsvoll zu unterstützen.Kunde statt Technologie als AusgangspunktUnd welches sind die ersten und wichtigsten Transformationsobjekte, die anzugehen sind? „Grundsätzlich gehen wir immer vom Kunden aus, bzw. noch besser vom Kunden des Kunden – Technologie als Ausgangspunkt erachte ich als ungeeignet.“ Für Janik ist die richtige Abfolge Mensch – Technologie – Geschäftsprozess – Geschäftsmodell. Für sie ist das schlagende Argument, dass Menschen Geschichten erzählen können, die es erlauben, die Dinge zu visualisieren und damit die Umsetzung zu vereinfachen.Richtiges Timing als HerausforderungWorin sieht Marianne Janik die grösste Herausforderung der digitalen Transformation? „Die Balance zwischen dem Anspruch Total Digital und dem realistischen Tempo, wie schnell sich eine Organisation (Menschen) verändern lässt. Das richtige Timing zu finden ist wohl die grösste Herausforderung.“ Sie fügt bei, dass sie gefordert sei, das Dilemma zwischen einerseits Nutzengenerierung durch die Digitalisierung und andererseits Vertrauenserhalt bei den Mitarbeitenden umsichtig zu handhaben. Gleichzeitig beschäftigt Marianne Janik die Frage, wie die Veränderungsbereitschaft einer Organisation sichergestellt werden kann und wie eine Organisationstruktur die Flexibilität der Beschäftigten begünstigt. Und weiter führt sie aus, dass gerade beim Recruiting auf Wertvorstellungen wie Selbstkritik, Lernbereitschaft, Selbststeuerung und Offenheit ein spezielles Augenmerk gelegt wird.KMUs im FokusAm Schluss des Gespräches frage ich Marianne Janik, was ihr zum Thema Digitale Transformation noch speziell wichtig sei, worauf sie meint: „Gerade in der Schweiz will Microsoft einen aktiven Beitrag zur Diskussion rund um das Thema Digitalisierung leisten. Und noch wichtiger ist mir, dass mit konkreten Beispielen der entsprechende Nutzen sichtbar gemacht wird, und zwar ganz speziell für KMUs.“Beitragsserie «Digital – Transform or Die»Im Rahmen der Digital-Serie in Marketing & Kommunikation von Christoph Oggenfuss (markITing ag) standen die ersten drei Staffeln unter den Titeln «Digital – nicht trivial», «Digital – from Talk to Walk» und «Digital – walk before you run». In der vierten Staffel «Digital – Transform or Die» geht es um die Frage wie ultimativ die fundamentale Veränderung zu werten ist.

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