IBM pfeift für KI-Tests auf Flickr-Bildrechte

IT-Riese IBM hat fast eine Million Fotos der Foto-Community Flickr für das Training seiner Gesichtserkennungssoftware verwendet und dabei einen wichtigen Punkt vergessen: das Einverständnis der Personen, die auf den Bildern zu sehen sind.

flickr-screenshot

Laut US-Medien hat der Technologiekonzern das betreffende Datenmaterial sogar noch an andere Unternehmen und Forschungseinrichtungen weitergegeben, um sie bei der Entwicklung ihrer eigenen Programme zu unterstützen. Dafür hagelt es nun Kritik von Datenschützern und Fotografen.

«Schmutziges kleines Geheimnis»

«Das ist das schmutzige kleine Geheimnis von solchen Datensätzen, mit denen Künstliche Intelligenz trainiert wird. Viele Wissenschaftler schnappen sich dafür einfach alle Fotos, an die sie herankommen», zitiert NBC News den Rechtsexperten Jason Schultz von der New York University. Für die Entwicklung einer gut funktionierenden Gesichtserkennung würden hunderttausende Bilder benötigt. «Diese Fotos kommen alle aus dem Internet und werden ohne die Zustimmung der Menschen, die sie dort hineingestellt haben, verwendet und nach Kategorien wie Alter, Geschlecht, Hautfarbe und ein Dutzend anderer Faktoren sortiert, um sie dann mit Forschern von Universitäten und Unternehmen zu teilen», erklärt Schultz.

Die fehlende Information der Betroffenen stösst vor allem bei Fotografen auf Unverständnis. Diese müssen nämlich sowohl bei der Erstellung als auch bei der Verwendung ihrer Aufnahmen sehr genau aufpassen und die entsprechenden Rechte mit den abgelichteten Personen schriftlich abklären. «Keiner der Leute, die ich fotografiert habe, hat eine Ahnung, dass seine Bilder auf diese Weise genutzt werden», kritisiert Greg Peverill-Conti, ein PR-Berater aus Boston, der über 700 Fotos zum IBM-Datensatz beigesteuert hat. Dass diese einfach so «missbraucht» werden können, habe ihn sehr überrascht.

«Nehmen Privatsphäre sehr ernst»

«Wir nehmen die Privatsphäre von Individuen sehr ernst und unternehmen grosse Anstrengungen, um stets im Einklang mit den geltenden Datenschutzbestimmungen zu handeln», heisst es in einer ersten Reaktion von IBM. Das gelte auch für den konkreten Datensatz mit Flickr-Fotos, um den sich die aktuelle Diskussion dreht. Dieser kann nämlich dem IT-Giganten zufolge ausschliesslich von verifizierten Wissenschaftlern eingesehen werden. «Ausserdem ist darin nur solches Material enthalten, dass für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist. Wenn jemand nicht in diesem Datensatz enthalten sein will, hat er auch die Möglichkeit, sich daraus entfernen zu lassen», betont das Unternehmen. (pte)

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