Breitling weiter im Steigflug

Trotz Wirtschaftskrise kann Breitling seinen Blick nach oben richten. Die Schweizer Fliegeruhren sind weltweit begehrt. Zum Dank sind die besten Händler zu einem exklusiven Event nach Buochs eingeladen worden.

WW: Breitling gilt als der Inbegriff der Fliegeruhr: Wie ist dieses Image entstanden?
Monika Pieren: Das geht auf die Gründer der Firma zurück. Léon Breitling und seine Nachfolger wollten sich bereits in ihrem ersten Werk, das 1884 in St- Imier die Basis für unser heutiges Unternehmen bildete, nicht nur mit der Herstellung von herkömmlichen Uhren begnügen. Léon Breitling spezialisierte sich von Beginn weg auf Chronographen. Als parallel zur Entwicklung der Firma auch die Aviatik ihre ersten Erfolge feiern konnte, das war ab 1903, benötigten diese Luftfahrtpioniere ebenfalls zuverlässige Instrumente. In seinem zweiten Werk in La Chaux-de-Fonds entdeckte Léon Breitling diese Marktlücke und startete mit der Produktion von technischen Instrumenten für Piloten und Navigatoren. Damals war die Technologie der Flugzeuge noch nicht so weit entwickelt und die Piloten mussten sich auf ihre Instrumente am Handgelenk verlassen und waren auf diese angewiesen. Seit diesen Pionier-Tagen sind wir bei Breitling mit der Fliegerei verbunden und statten auch weiterhin Piloten mit unseren Uhren aus – zivile wie Militärpiloten. Das ist für uns auch ein Testfeld und hilft uns, die Produkte noch zuverlässiger zu machen.

So ist Breitling mit den Bedürfnissen der Fliegerei gewachsen?
Im Verlauf der Aviatik-Geschichte war Breitling immer bestrebt und entwickelte neue technische Errungenschaften. Es gab Produkte, die man extra für die Fliegerei herstellte. Zum Beispiel in den 30er Jahren hat Breitling die Royal Air Force mit Bordinstrumenten ausgerüstet, 1962, vor genau 50 Jahren, war Scott Carpenter auf seiner Weltraum-Mission ausgestattet mit einem «Cosmonaut». Das ist ein Modell aus unserer Reihe der mechanischen Chronographen, aufgerüstet mit einem Rechenschieber. 1995 haben wir die «Emergency» lanciert. Diese Uhr ist mit einem Mikrosender ausgestattet, der auf der Flugnotfrequenz 121,5 MHz sendet und mithilft, vermisste Personen aus einem Unfall oder Ereignis in der Fliegerei zu lokalisieren. Dieses Instrument haben wir zusammen mit Dassault entwickelt, dem französischen Hersteller von Zivil- und Militär- Flugzeugen. Das sind nur drei Beispiele, die klar unsere Glaubwürdigkeit und Legitimation aufzeigen, die wir in der Fliegerei zusammen mit unseren Uhren entwickeln konnten.

Der Begriff Fliegeruhr und Taucheruhr wird inzwischen oft kopiert.
Jede Firma muss selber wissen, welche Strategie sie fahren will. Es gibt natürlich die Trittbrettfahrer sowie auch Marken, die Ihre Berechtigung in diesen Bereichen haben. Die Marke, die ganz klar mit der Fliegerei eine echte und fast eine genetische Verbindung hat, ist aber zweifelsohne Breitling. Unsere Geschichte zeigt dies eindrücklich.

Ab wann hat Breitling dieses Image auch für das Marketing eingesetzt?
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zur Mode, dass unsere Chronographen für Piloten auch zivil am Handgelenk getragen wurden. Die Beziehung mit der Fliegerei war da und man hat sie weiter gefördert. Weil wir technische Instrumente herstellen, ist das natürlich die perfekte Kombination. Wir haben auch vergleichbare Werte. Um was geht es in der Fliegerei? Um Präzision und Professionalität. Wir sind alle Passagiere und froh über diese Qualitäten, weil wir sicher ankommen wollen. Und das sind genau die Kriterien, die wir uns auch als Uhrenhersteller auf die Fahne geschrieben haben: präzise Instrumente – unsere Chronometer sind zertifiziert, zuverlässig, funktional und natürlich auch optisch ansprechend.

Was fasziniert Kunden an Fliegeruhren oder den Taucheruhren. Es taucht ja keiner auf 3000 Meter?
Es gibt zwei Sachen. Die Fliegerei ist klar. Es gibt, wie hier am Event in Buochs, wohl kein Mann, der als Bub nicht einmal Pilot werden wollte. Die Fliegerei ist Faszination. Wenn es um das Tauchen geht – Breitling hat ja auch einen Anker im Logo – taucht niemand auf 3000 Meter Tiefe. Trotzdem haben wir eine Uhr, die dort immer noch wasserdicht ist. Hier geht es vor allem um das Zeigen, dass wir die technische Fähigkeit und das Wissen haben, überhaupt solche Uhren herstellen zu können, die solchen Druckverhältnissen standhalten.

Zum Event: Breitling hat Kunden und Wiederverkäufer aus der ganzen Welt nach Buochs eingeladen. Eine Belohnung?
Ja, neben der Basler Uhren- und Schmuckmesse ist das unser wichtigster Event. Ein Corporate Event, der über zwei Wochen geht, wo wir unsere Kunden und Wiederverkäufer sowie ausgewählte Medienleute aus der ganzen Welt zu uns einladen. Der Event geht für jede Gruppe über zwei Tage. Der erste Tag ist der Fliegerei gewidmet. Hier können die Kunden aktiv erleben, was wir ihnen das ganze Jahr erzählen, und ihnen unsere enge Verbundenheit mit der Fliegerei demonstrieren. Jeder Kunde darf wählen, mit welchen Maschinen aus unserer Flugzeugflotte er mitfliegen möchte. Die Kunden sollen sehen, dass Breitling sein Marketing auf seiner Geschichte aufbaut, die wirklich authentisch ist. Am zweiten Tag reisen wir in die Westschweiz, wo wir unsere Manufaktur, Breitling Chronométrie, vorstellen. Hier können die Kunden aus nächster Nähe zuschauen, wie unsere Uhrwerke entwickelt und zusammen gebaut werden.

Wie viele Leute sind eingeladen?
Ungefähr 300 Kunden jedes Jahr. Es ist ein exklusiver Anlass. Pro Tag haben wir 45 bis 50 Gäste, damit jeder ein bisschen fliegen kann.

Dazu gibt es auch Gäste von einem exklusiven Club mit Prominenten?
Das sind für uns «Freunde des Hauses». Keine Promis, die man «kaufen» kann, sondern erfolgreiche Sportler, die eine grosse Affinität zu unserer Marke haben. Ihnen wollen wir «Danke» sagen, dass sie unsere Chronographen tragen. Das ist die beste Werbung, wenn diese Persönlichkeiten mit unseren Produkten unterwegs sind und zeigen, dass sie nicht dafür bezahlt wurden, sondern unsere Uhren, die sie teilweise geschenkt bekamen, gerne tragen. Dafür sind sie auch nicht zu weiteren Einsätzen in unserer Werbung verpflichtet. Es sind wirklich nur «Freunde des Hauses».

Aber John Travolta, der selber fliegen kann, ist ein bezahltes Aushängeschild?
Er ist auch ein «Freund des Hauses» – für uns ist er zuerst Pilot und dann erst Schauspieler und somit auch der einzige Ambassadeur. Da machen wir eine kleine Nuance. Er ist der Einzige, den wir in unserer Werbekampagne einsetzen. Ein Teil davon ist auf John Travolta fokussiert. Wir machen mit ihm Plakate und andere Werbesujets .

Was sind weitere Argumente für das Marketing?
Breitling ist noch eines der wenigen völlig unabhängigen Familienunternehmen. Wir sind 100 Prozent in Schweizer Hand, was in der Uhrenindustrie ganz selten ist. Unsere ganze Produktion ist nicht nur «Swiss Made» sondern «Made in Switzerland». Das ist ein wichtiger Unterschied. Alle Teile kommen aus der Schweiz. Es gibt keine Komponenten, die aus dem Ausland kommen oder dort produziert werden. Das sind gute Argumente auf dem Weltmarkt. Unser wichtigster Markt ist Amerika. Auch Japan ist interessant. Den chinesischen Markt sind wir am Aufbauen.

Mit welcher Werbeagentur arbeiten Sie?
Keine Werbeagentur, wir machen alles inhouse mit ein paar wenigen Leuten im Marketing. Wir sind vielleicht eine bekannte Marke, aber eine relativ kleine Firma. Für PR arbeiten wir mit PPR Media Relations, einer Tochter von Keystone, aber nur für die Schweiz. Die ausländischen Medien werden von unserer internationalen PR- und Medienkoordinatorin betreut.

Eine dieser PR-Meldungen zeigt Simon Ammann bei seinem ersten Soloflug. Was heisst das?
Als bekannter Skiflieger war Simon Ammann vor drei Jahren der Götti, als unsere Jets mit der neuen schwarzen Bemalung frisch gelauncht worden sind. Für den Taufflug ist Ammann zu uns gestossen. Der Olympiasieger hat immer davon geschwärmt, einmal mit einem Jet fliegen zu dürfen. Das haben wir ihm angeboten und im Nachfeld haben wir Simon auch noch die Piloten-Lizenz ermöglicht. In Buochs macht er seinen ersten Alleinflug, die letzte Etappe vor dem Pilotenschein.

Interview: Andreas Panzeri

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