Das einstige Werbe-Flaggschiff Publicitas steht vor der Verschrottung

Einst beherrschte die Publicitas den Schweizer Anzeigenmarkt und setzte Milliarden um. Jetzt steht das 128-jährige Traditionsunternehmen am Abgrund. Eine Chronik.

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1868: Die 1855 in Hamburg-Altona gegründete «Insertionsagentur Haasenstein & » gründet eine Filiale in Basel und dehnt das Inserategeschäft nach und nach auf die ganze Schweiz aus.

1890: Charles W. Georg, Sohn eines deutschen Einwanderers, übernimmt die Firma, wandelt sie in eine Aktiengesellschaft um und verlegt den Sitz nach Genf. Er dehnt die Geschäfte nach Italien, Frankreich und Spanien aus und erwirbt das Mutterhaus in Hamburg.

1917: Das Unternehmen nimmt den weniger deutsch klingenden Namen Publicitas an, seine damalige Telegrammadresse. Bis zum Ausbruch Ersten Weltkriegs zählt die Agentur 54 Filialen und 380 Vertretungen in neun europäischen Ländern.

1930: Der Sitz des Unternehmens wird nach Lausanne verlegt.

1947: Nachdem sie sich in der Zeit der beiden Weltkriege auf ihr Geschäft in der Schweiz konzentriert hat, eröffnet die Publicitas 1947 wieder eine Filiale in Paris.

1965: Die Publicitas beginnt erneut mit dem Aufbau eines internationalen Netzes, das unter dem Dach der Groupe Publicitas International Vertretungen in 17 Ländern Ländern umfasst.

1988: Ein feindliches Übernahmeangebot des Immobilienhändlers Jürg Stäubli scheitert.

1989: Die Annoncen-Gruppe wird unter der Publicitas Holding AG zusammengefasst. Zu diesem Zeitpunkt zählt sie 30 Gesellschaften mit 3450 Mitarbeitern und hält Minderheitsbeteiligungen an mehreren Zeitungen. Der Umsatz überschreitet erstmals die Zwei-Milliarden-Grenze.

1992: Unter dem Eindruck eines massiven Inseraterückgangs schluckt Publicitas die Nummern zwei und drei der Branche, die Orell Füssli Werbe AG und die Assa. Damit erreicht sie rund 65 Prozent des gesamten Inseratemarktes in der Schweiz.

1998: Die Publicitas Holding benennt sich in PubliGroupe um und baut ein Jahr später ihre Werbegesellschaften um.

2001: Massiv schwindende Werbevolumen bei den Printmedien und Fehlinvestitionen im Online-Bereich lassen die Publigroupe tief in die roten Zahlen rutschen. In den folgenden Jahren werden rund 1000 Stellen abgebaut. Durch Immobilienverkäufe und rentable Beteiligungen wie local.ch kann sich die Gruppe über Wasser halten.

2002: Die Wettbewerbskommission leitet eine Untersuchung wegen möglichen Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung durch die Publicitas ein. 2007 büsst sie die Gruppe mit 2,5 Millionen Franken.

Juli 2014: Nach dem Verlust von Pachtverträgen mit mehreren Zeitungsverlagen wird die Publicitas an die deutsche Beteiligungsfirma Aurelius verkauft. Zu diesem Zeitpunkt hat sie noch 860 Mitarbeiter.

September 2014: Nach einem Bieterkampf mit Tamedia übernimmt die Swisscom die Publigroupe.

Dezember 2016: Aurelius verkauft die Publicitas an Unternehmenschef Jörg Nürnberg, an Finanzchef Carsten Brinkmeier und eine stillen Teilhaber.

April 2018: Tamedia, Ringier und Admeira sowie die NZZ-Mediengruppe beenden ihre Zusammenarbeit mit Publicitas. Begründet wird der Schritt mit der unbefriedigenden Zahlungsmoral der Werbevermittlerin.

3. Mai 2018: Publicitas gibt bekannt, dass das Bezirksgericht Bülach eine provisorische Nachlassstundung bestätigt hat.

Chronik: SDA

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