Aurelius verkauft Publicitas

Die deutsche Beteiligungsgesellschaft Aurelius verkauft nach zwei Jahren Publicitas im Rahmen eines Management Buy-Outs. Die Werbewoche hat nachgefragt, wie es weitergeht.

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Im Juni 2014 hatte Aurelius Publicitas von der Muttergesellschaft Publigroupe erworben (Werbewoche.ch berichtete). Nach einem Jahr verlor Publicitas den wichtigen Kunden NZZ – das Medienhaus gründete NZZ Media Solutions und nahm den Werbeverkauf fortan in die eigenen Hände. Aurelius kritisierte, man sei vor dem Kauf nicht ausreichend über den drohenden Wegfall des Grosskunden informiert worden und klagte in der Folge gegen Publigroupe-Neubesitzerin Swisscom.

Eineinhalb Jahre später stösst Aurelius den Schweizer Werbevermarkter nun ab. Im Rahmen eines Management Buy-Outs gehen die Beteiligungen an das bestehende Führungsteam unter CEO Jörg Nürnberg und CFO Carsten Brinkmeier. Zusätzlich zu den zwei operativen Partnern ist ein dritter, stiller Partner involviert. Über die finanziellen Details wurde Stillschweigen vereinbart.

Besitzer wechselt, Kurs bleibt

Was war die Motivation der neuen Eigentümer, Publicitas zu übernehmen? «Die Unternehmerrolle liegt uns mehr», erklärt CEO Nürnberg gegenüber der Werbewoche. Ausserdem würden so die Strukturen vereinfacht, was Geld und Zeit spare. «Konzern und Verwaltungsrat decken wir in Personalunion ab», fügt er an.

Das Umfeld ist nicht einfach. Dennoch glauben die neuen Besitzer an den Erfolg. «Sonst hätten wir das nicht gemacht», versichert der CEO mit einem Augenzwinkern. «Das Marktumfeld ist zwar schwierig, aber interessant.» Man sei davon überzeugt, dass Publicitas einen grossen Teil des Erfolgs in den eigenen Händen halte. «Tolle Produkte, zukunftsweisende Services und super Mitarbeitende geben uns die Zuversicht, dass wir in diesem Marktumfeld einen festen Platz haben», ist Nürnberg überzeugt.

Die neuen Eigentümer würden den seit dem Kauf durch Aurelius eingeschlagenen, neuen Kurs weiterführen – der digitale Markt soll weiterhin höchste Priorität geniessen, schreibt Aurelius – und bestätigt auch Nürnberg: «Wir halten an unserem Kurs fest. Publicitas hat wieder eine scharfe Kontur, mit der wir unseren Verlegern Kostenführerschaft bei 110 Prozent Qualitaetsniveau garantieren können. Unsere Investments in neue Technologien werden wir weiter fortsetzen.»

Auch für die Kunden und Partner soll sich laut Nürnberg nicht viel ändern. «Wir gehen davon aus, dass der Besitzer-Wechsel für sie eine unwesentliche Änderung darstellt, da kein Übergang zu einem Konkurrenzunternehmen stattgefunden hat».

Sparen und mehr verdienen

Publicitas hat derweilen einen Sparkurs eingeschlagen und die Pensen von Mitarbeitenden reduziert. Die Reduktionen seien aber auf freiwilliger Basis geschehen, wie Sprecherin Chantal Häberling bereits am Mittwoch auf Anfrage der Werbewoche betonte. Man habe an den Spirit der Mitarbeitenden appelliert und wolle in einem volatilen Markt neue Wege gehen. Dies bestätigt auch Sales Director Wolfgang Schickli. Er sei stolz auf die Schweizer Mitarbeitenden, denn sie hätten einen «unglaublichen Effort geleistet» im Zusammenhang mit der freiwilligen Pensum-Reduktion.

Einen Stellenabbau als Folge des Eigentümerwechsels wird es aber nicht geben, wie CEO Nürnberg gegenüber der Werbewoche versichert. Dass in Zukunft aber Personal abgebaut wird, schliesst er nicht aus: «Wenn wir Ressourcen reduzieren müssen, dann als Reaktion auf sich verändernde Marktanforderungen.» Dies schliesse weitere Verlagerungen in das 2015 gegründete SSC in Bratislava ein.

Die Sparmassnahmen sollen aber auch andere Bereiche betreffen, wie CFO Brinkmeier erklärt: «Wir drehen natürlich jeden Stein um, gehen an IT-Sachkosten genauso ran, wie an Mieten und andere Positionen». Leider seien aber die Personalkosten mit Abstand die grösste Position, so dass man konsequent handeln müsse.

Man denke aber nicht nur ans Sparen. Schliesslich fange die Gewinn- und Verlustrechnung bei den Einnahmen an, so Brinkmeier. «Wir werden viel mehr drauf achten, dass unsere Leistungen auch finanziell anerkannt werden».

Die schwarze Null als Ziel

Das Ziel, das mit den Massnahmen erreicht werden soll, ist klar definiert: «Für 2017 kämpfen wir um das Null-Ergebnis», sagt Brinkmeier. «Wenn wir das schaffen, haben wir eine mindestes acht Jahre währende Verlust-Historie beendet. Wie wir das schaffen, wissen wir.»

Und mittelfristig? «Da wollen wir so viel Digital-Geschäft entwickeln, dass wir den Printrückgang zumindest ausgleichen können», sagt Brinkmann. Das reiche erstmals als Blick in die Zukunft. «Über langfristige Ziele sprechen wir später».

Thomas Häusermann

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