Ringier stellt den Zeitungsdruckbetrieb in Adligenswil ein

Ringier krempelt das Druckgeschäft um: Nur noch die Zeitschriften werden von Swissprinters in Zofingen gedruckt. Die Einstellung des Zeitungsdruckbetriebs von Ringier Print in Adligenswil auf Ende 2018 wird geplant. Die Blick-Titel, die Handelszeitung und Le Temps werden zukünftig bei Tamedia gedruckt. 172 Mitarbeitende sind betroffen.

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Die Neuausrichtung erfolge aufgrund des «veränderten Marktumfelds im Schweizer Druckmarkt», heisst es in einer Mitteilung. Dies hat zur Folge, dass Ringier seine Druckaktivitäten auf Swissprinters in Zofingen konzentriert und plant, die Zeitungsdruckerei in Adligenswil per Ende 2018 einzustellen. Grund dafür sind konstant rückläufige Auftragserlöse bei gleichzeitig schwierigen wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven. Mit diesem Entscheid trägt Ringier auch der generellen Verschiebung vom Print- zum Online-Publishing Rechnung.

Aufgrund sinkender Marktpreise und ungenügender Auslastung der Produktionskapazität könne das Druckzentrum Ringier Print in Adligenswil künftig nicht mehr kostendeckend betrieben werden, schreibt das Medienhaus. Der Verlust von mehreren bedeutenden Druckaufträgen von Drittkunden in den letzten Monaten sowie generell rückläufige Auflagen hätten die wirtschaftliche Lage zusätzlich verschärft, so dass eine stabile Zukunftsperspektive nicht mehr gewährleistet sei.

Am Dienstag wurde bekannt, dass die Luzern Zeitung ab 2019 nicht mehr bei Ringier druckt, sondern bei Tamedia. Hatte dieser Entscheid einen direkten Einfluss auf die Schliessung in Adligenswil? «Die Vertragsverluste der letzten Monate haben die schwierige Lage von Ringier Print Adligenswil verschärft, sind aber nicht der alleinige Grund für die schwierige wirtschaftliche Lage von Ringier Print Adligenswil», so René Beutner, CCO von Ringier, auf Anfrage der Werbewoche. «Der Zeitungsdruck verzeichnet schweizweit Überkapazitäten. Die Marktpreise sind unter enormem Druck. Die Abhängigkeit von Aufträgen Dritter steigt zunehmend. Das liegt nicht zuletzt an der anhaltenden Erosion im Print-Geschäft und der Verlagerung in Richtung Digital», so Beutner weiter.

Künftig konzentriert Ringier folglich die Druckaktivitäten auf die Rollenoffset-Druckerei Swissprinters in Zofingen.

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172 Mitarbeitende betroffen

Marc Walder, CEO Ringier, stellt in einer Mitteilung klar: «Eine Weiterführung der Zeitungsdruckerei Adligenswil ist wirtschaftlich nicht mehr darstellbar.» Man bedaure die Schliessung und werde alles daran setzen, «die bestmögliche sozialverträgliche Lösung für die betroffenen Mitarbeitenden zu finden und dazu eng mit der Personalkommission zusammenarbeiten.»

Von der Einstellung des Druckbetriebs sind 172 Mitarbeitende von Ringier Print Adligenswil betroffen. Am Mittwoch wurde das Konsultationsverfahren mit der Personalkommission eröffnet. Die Mitarbeitenden werden bis zur Schliessung Ende 2018 weiterbeschäftigt. Im Rahmen des bestehenden Sozialplans wird geprüft, wie weit ein Teil des Stellenabbaus über Frühpensionierungen und Anschlusslösungen aufgefangen werden kann.

Tamedia übernimmt

Die von Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz verlegten Zeitungen – Blick, Blick am Abend, SonntagsBlick, Handelszeitung und Le Temps – sollen künftig in den Druckzentren Zürich, Bern und Bussigny von Tamedia gedruckt werden. Alle neu zu besetzenden Stellen in den Druckzentren von Tamedia in Bern und Zürich werden Mitarbeitenden von Ringier Print Adligenswil angeboten.

Ringier Print in Adligenswil beschäftigt aktuell 172 fest angestellte Mitarbeitende und produziert Tages-, Wochen-, Fach- und Verbandszeitungen sowie Werbebeilagen und Kundenzeitungen. Die Erfüllung der Produktionsaufträge bis Ende 2018 ist gewährleistet.

Syndicom kritisiert Entscheid – und vor allem Tamedia

Syndicom kritisiert in einer Stellungnahme vom Mittwoch «den fehlenden Willen der grossen Medienhäuser, ihre Druckereien auch unter den sich verändernden Marktbedingungen führen zu wollen». Es werde sich zeigen, ob Tamedia auch in Zukunft so günstig offerieren werde, wenn die ganze Konkurrenz verschwunden sei. Die «inzwischen quasi Monopolzeitungsdruckerei» Tamedia wird von Syndicom aufgefordert, sich jetzt wieder diskussionslos dem Gesamtarbeitsvertrag der grafischen Industrie zu unterstellen.

Dem Medienhaus an der Werdstrasse wird eine klare Mitschuld für das Druckereiensterben zugeschrieben: «Mit ihrer Dumpingpreisstrategie reisst Tamedia Aufträge zu Konditionen an sich, die die anderen Verlage und Druckereien in Bedrängnis bringen und die Schliessung ihrer eigenen Druckereien attraktiver als deren Weiterführung für die eigenen Zeitungen erscheinen lässt.» Die folgen dieses «desaströsen Preisswettbewerbes» hätten vor zwei Jahren schon die Mitarbeitenden der NZZ-Druckerei ausbaden müssen. (hae)

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