Informationsleistungen im Radio: Westschweizer senden durchschnittlich doppelt so viel Info

Die konzessionierten Privatradios der Romandie entsprechen den medienpolitischen Zielsetzungen in der Regel besser als die privaten Radioprogramme der übrigen Schweiz. Dies geht aus der aktuellen Programmanalyse hervor, die Publicom im Auftrag des BAKOM erstellt hat.

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Die Schweizer Privatradiolandschaft zeichnet sich durch eine grosse Programmvielfalt aus. Je nach Region, wirtschaftlichen Voraussetzungen, Wettbewerbssituation und Radiophilosophie, resultieren Programme, die sich punkto Informationsanteil, publizistischer Aufbereitung und Musikformat teilweise stark unterscheiden. Insbesondere erbringen sie die von der Konzession während der Prime Time geforderten Informationsleistungen in höchst unterschiedlichem Ausmass.

Im Bereich der Regionalinformationen aus dem Konzessionsgebiet treten die Leistungsunterschiede deutlich zu Tage. Mit täglich 53 Minuten belegt RFJ den gesamtschweizerischen Spitzenplatz. Am anderen Ende des Leistungsspektrums befinden sich das ebenfalls im Jurabogen operierende GRRIF und das Ostschweizer FM 1 (je 5 Minuten). Im Durchschnitt senden die Privatradios in der Romandie werktags während den Hauptsendezeiten 31 Minuten lang Regionalinformationen, in der Deutschschweiz 16 Minuten und im Tessin 14 Minuten. Seit 2013 haben die Privatradios der französischen Schweiz ihre quantitativ starke Leistung gehalten. Die Privatradios der restlichen Schweiz haben ihre regionale Informationsproduktion insgesamt zurückgefahren.

Gebührengelder stärken die Informationsleistung

16 Schweizer Privatradioprogramme erhalten als Ausgleich für strukturelle Nachteile Gebührenanteile. Diese zusätzlichen finanziellen Mittel wirken sich offenbar positiv auf die Informationsleistung aus: Die Gebührenradios widmen im Durchschnitt ein Fünftel ihrer in der Prime Time zur Verfügung stehenden Zeit der Informationsvermittlung. Nur 12 Prozent sind es bei den übrigen Privatradios. Der Zusammenhang zwischen Gebührenanteilen und Informationsoutput zeigt sich noch stärker bei der Regionalinformation. Diese verursacht in aller Regel höhere redaktionelle Kosten als Informationen aus dem In- und Ausland, die vergleichsweise günstig über Agenturen oder Korrespondentennetzwerke beschafft werden können. Die Gebührenradios strahlen im Durchschnitt in der Prime Time eines Werktags während 35 Minuten regionale Informationen aus, 14 Minuten sind es bei den konzessionierten Privatradios, die keine öffentlichen Gelder erhalten.

Publizistisch vernachlässigte Regionen

Die Informationsangebote der Privatradios sollen gemäss Konzession das gesamte Versorgungsgebiet berücksichtigen. Da die Ereignisdichte in urbanen Zentren weit grösser ist als in peripheren Kommunikationsräumen, ist diese Anforderung nur schwer zu erfüllen. Dies hat zur Folge, dass viele Schweizer Regionen nur selten Eingang in die publizistische Realität der Privatradios finden. Zu diesen kaum beachteten Gebieten gehören aber nicht nur periphere, bevölkerungsschwache Kommunikationsräume, in denen kaum berichtenswertes geschieht. Auch stark bevölkerte Gebiete, sind betroffen: Zu diesen «Blind Spots», die schon in früheren Erhebungen identifiziert wurden, gehören die Kommunikationsräume Freiamt, Fricktal, Glarus und La Broye. Neu muss auch das Zürcher Oberland dazugezählt werden, das zwar zu den bevölkerungsstärksten Regionen der Schweiz gehört, aber von den Privatradios kaum noch beachtet wird.

Die vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) in Auftrag gegebene Publicom-Studie untersuchte 37 konzessionierte Privatradioprogramme während der Prime Time einer künstlichen Woche zwischen Januar und Dezember 2016. Die Analyse umfasst insgesamt 1’628 Programmstunden.

Detaillierte Zusammenfassungen und den kompletten Bericht können Sie hier herunterladen.

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