68 Prozent der Schweizer trauen redaktionellen Medien mehr als sozialen Medien

Von wegen «Lügenpresse»: Die klassischen, redaktionellen Medienmarken stehen trotz des populistischen Vorwurfes einiger Kritiker bei den meisten Schweizern weiterhin hoch im Kurs und geniessen grosses Vertrauen.

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So meinen 68 Prozent der Schweizer, dass sie den Inhalten von redaktionellen Medien mehr vertrauten als sozialen Medien wie Facebook oder Twitter, weil Journalisten den Wahrheitsgehalt der Meldungen erst prüften, bevor sie diese veröffentlichten. Und 82 Prozent der Schweizer misstrauen den Inhalten sozialer Medien und Blogs, weil dort praktisch jeder ungeprüft Meldungen veröffentlichen könne und es häufig zum Teil gezielte Falschmeldungen gebe.

Das sind zentrale Ergebnisse einer Online-Umfrage der weltweit tätigen Markenberatung Prophet zum Thema «Journalismus vs Social Media: Wie sehr vertrauen Sie redaktionellen Medien?», zu der im Mai dieses Jahres 500 Erwachsene in der Schweiz befragt wurden.

Auch für das Funktionieren der Demokratie sind redaktionelle Medien nach Meinung der Teilnehmer enorm wichtig. So meinen fast drei von vier Befragten, dass die klassischen Medienmarken für die Schweizer Gesellschaft eine grosse Bedeutung hätten, weil sie Politik sowie Wirtschaft kontrollieren könnten.

Beeinflusste Medien

Allerdings glauben 76 Prozent der Schweizer, dass die Redaktionen von Politik, Interessenverbänden und Unternehmen beeinflusst würden, um interessenabhängige Meldungen zu verbreiten. «Die Menschen fragen sich zu Recht, ob die Funktionalitäten sozialer Medien ihnen bei der Beurteilung von Staatskrisen und politischen Entwicklungen ebenso gut weiterhelfen, wie bei der Frage, welches Hotel in Paris denn nun das Beste und günstigste ist», bewertet Prophet-Partner Wolfgang Jacob die Ergebnisse der Umfrage. Das auf Markenführung und Strategie spezialisierte Beratungsunternehmen Prophet arbeitet auch für international führende Medienhäuser. Es sei allerdings zu früh, um von einem Comeback der klassischen Medien zu sprechen, meint Jacob: «Die Menschen sind kritischer geworden und wurden von einigen Redaktionen der klassischen Medien in der Vergangenheit enttäuscht.»

Kunden in den Mittelpunkt stellen

Die daraus resultierende Zuwendung auf soziale Medien hätte aber durch die jüngsten Skandale einen herben Dämpfer erfahren. Die Medienmarken müssten daher lernen, ihre Kunden besser zu verstehen und in den Mittelpunkt zu stellen, sagt Jacob: «Gut recherchierte, unabhängige Inhalte benötigt jeder Konsument, unabhängig von Alter und persönlichem Interesse.» Daher sei die Besinnung auf solche journalistischen Tugenden wichtig und vielversprechend. Der Schlüssel zum Erfolg sei, das eigene Angebot zielgruppengerecht aufzubereiten und überall dort präsent zu sein, wo gut recherchierte mediale Inhalte gebraucht würden. Nur so sei es möglich, als Medienmarke im Leben der Menschen einen festen Platz einzunehmen. Führende Medienhäuser wie die New York Times hätten dies verstanden und würden aktuell durch entsprechend ausgelegte Angebote wieder verstärkt Abonnenten gewinnen.

Auf Prophet.com finden Sie das Interview mit Wolfgang Jacob.

Umfrageergebnisse

Ich traue den Inhalten von redaktionellen Medien mehr als sozialen Medien wie Facebook oder Twitter, weil Journalisten in der Regel den Wahrheitsgehalt von Meldungen prüfen, bevor sie diese veröffentlichen.

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In den sozialen Medien und Blogs kann jeder ungeprüft Meldungen veröffentlichen. Daher gibt es dort häufig Falschmeldungen, die andere ins schlechte Licht stellen sollen. Ich traue diesen Medien daher nicht.

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Redaktionelle Medien haben für unsere Gesellschaft eine grosse Bedeutung, weil sie unabhängig sind und Politik sowie Wirtschaft kontrollieren können. Ihre Existenz ist wichtig für das Funktionieren einer Demokratie.

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Gedruckte Medien haben immer noch ihren Wert. Papier wirkt auf mich glaubwürdiger als das Netz.

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Klassische Medien sind nicht so unabhängig, wie sie vorgeben. Redaktionen werden von Politik, Interessenverbänden und Unternehmen gesteuert und beeinflusst und so interessenabhängige Meldungen verbreitet.

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