Internetnutzung bedeutet keine Abkehr vom klassischen Journalismus

IaKom hat den Bericht der vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) beauftragten Onlinenutzungsstudie «Schweizer Mediensites» 2016 veröffentlicht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Internetnutzung keine Abkehr vom klassischen redaktionellen Journalismus bedeutet, auch wenn die Angebote der globalen Anbieter wie zum Beispiel Facebook und Google deutlich umfangreicher genutzt werden.

Seiten-Tabelle

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die globalen Internetangebote etwa drei Viertel der Nutzungsdauer von der
 Schweizer Wohnbevölkerung ausmachen. Darin enthalten
sind neben den klassischen .com-Seiten (unter anderem Google und
Facebook) auch Wikipedia.org oder Whatsapp. Ein Viertel
 der Nutzung geht auf die .ch-Seiten zurück. Darin enthalten
sind vor allem Internetangebote klassischer Medien und
 Schweizer Suchmaschienen (wie Search.ch).

Männer nutzen
 etwas häufiger die Schweizer Internetseiten, während
 Frauen häufiger auf die globalen Angebote zurückgreifen.
 Der Zugriff auf die Schweizer Seiten korreliert positiv mit der 
Bildung. Das bedeutet, dass mit steigender Bildung häufiger auf Schweizer Seiten zugegrif­fen wird (tiefe Bildung 13% .ch, mittlere Bildung 76% .ch und hohe Bildung 68% .ch-Nutzung). In der Deutschschweiz ist der Anteil der Nutzer von .ch-Seiten mit 30% etwas höher als im Tessin und vor allem in der Romandie.

Das am umfangreichsten genutzte Internetangebot ist von Google.com. Daran anschliessend folgt die als Kurznachrichten-Service gestartete App Whatsapp, die inzwischen zu Facebook gehört. Würde man Whatsapp und Facebook zusammen zählen, läge ihr Anteil über Google.com. Google wird zwar häufiger genutzt, aber je Besuch kürzer als Facebook. Zudem ist davon auszugehen, dass einige Angebote von Google, wie vor allem Googlemail bei den Antworten der Befragten nicht voll eingerechnet wurden. An vierter Stelle folgt mit Youtube ebenfalls ein Google-Angebot.

An fünfter Stelle steht das erste Schweizer Angebot mit 20min.ch. Direkt daran anschliessend folgen mit durchschnittlichen 21 Minuten Nutzung pro Woche die Angebote der SRG. Unterbrochen von Instagramm folgen dann vor allem Schweizer Medienseiten und das Angebot Bluewin.ch von Swisscom. Die sprachregionalen Angeobte von Ticinonews.ch oder Tdg.ch rangieren anteilig in ihren Sprachregionen höher als in der Gesamtschau.

Nutzung von Schweizer Medienseiten


Von den Befragten nutzen insgesamt 70 Pro­
zent die Angebote von Schweizer Internetsei­
ten. In der Deutschschweiz sind es mit 72 Pro­zent etwas mehr als in der Romandie (67%) und im Tessin (62%). 
Im Vergleich ist in der Deutschschweiz der Anteil der jüngeren Nutzer von 15 bis 34 Jah­
ren mit 25 Prozent etwas höher als im Tessin mit 15 Prozent. In der Romandie machen die Nut­
zer der mittleren Altersgruppe 28 Prozent aus. 
Dieser Anteil ist minimal (nicht signifikant) hö­
her als in der Deutschschweiz (27%) und der 
italienischen Schweiz (26%). In der ältesten Be­
fragtengruppe liegt die Romandie geringfü­
gig (aber signifikant) unter dem Anteil der Deutschschweiz und dem im Tessin mit jeweils
 20 Prozent.

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Nimmt man die Angebote der übrigen Schweizer Onlinedienste hinzu, steigen die Anteile minimal. In der Deutschschweiz sind das 74 Prozent ge­genüber den 72 Prozent Nutzung von .ch-Medienseiten. In der Romandie ist der Unterschied grösser mit 75 Prozent Gesamtnutzung gegenüber 67 Prozent Nutzung von Medienseiten. Im Tessin ist der Unterschied wieder kleiner mit 66 Prozent insgesamt vs. 62 Prozent für Mediensei­ten.

Mehr als die Hälfte der Befragten (57%) nutzt Apps von Schweizer Medien auf Smartphones oder Tablets. Der Anteil ist in der Deutschschweiz mit 60 Prozent signifikant höher als in der Romandie mit 51 Prozent. Im Tessin werden mit 35 Prozent noch deutlich seltener die Apps von Schweizer Medien genutzt. Im Vergleich der Altersgrup­ pen fällt auf, dass die mittlere Altersgruppe Apps häufiger nutzt als die jüngste Altersgruppe. Das liegt an der häufigeren Nutzung der Schweizer Medien generell (siehe auch Fretwurst et al. 2016) und an der häufigeren Nutzung von Tablets. Die älteste Gruppe (55%) liegt mit der jüngsten Altersgruppe gleich auf (54%). Die Nutzung von Apps der Schweizer Medien unter­ scheidet sich klar zwischen den Bildungsgruppen. Von der am höchsten gebildete Gruppe nutzen 61 Prozent Apps von Schweizer Medien. In der mittleren Bildungsgruppe sind es noch 55 Prozent und bei den Befragten mit dem tiefsten formalen Bildungsabschluss sind es 40 Pro­zent.

In der Deutschschweiz wird von 60 Prozent der Befragten die Internetseite 20min.ch genutzt. Das Pendent der Romandie wird noch von der Hälfte der Befragten genutzt (51%). Im Tessin spielt 20min keine so grosse Rolle und kommt in der Stichprobe auf 4 Fälle und mithin 7 Prozent. Im Tessin ist Tio.ch mit 55 Prozent der am häufigsten genutzte Anbieter.

Die Internetangebote der SRG werden in der Deutschschweiz und im Tessin von gut zwei Dritteln der Befragten genutzt (37% und 38%). In der Romandie liegt der Anteil bei 48 Prozent.

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