Ronaldos Sponsoren zeigen sich besorgt, Teleclub ignoriert den Fall

Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Ex-Weltfussballer Cristiano Ronaldo verunsichert seine Sponsoren. Erste Firmen ziehen bereits Konsequenzen.

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Der von der deutschen Nachrichtenzeitschrift Der Spiegel wieder ins Rollen gebrachte Fall einer mutmasslichen Vergewaltigung aus dem Jahr 2009 hat nicht nur die Aktie von Ronaldos Arbeitgeber Juventus Turin abstürzen lassen, sondern versetzt auch die zahlreichen Sponsoren des Superstars in Alarmbereitschaft.

So zeigte sich etwa der Sportartikelhersteller Nike «tief besorgt über die beunruhigenden Vorwürfe» – man werde die Situation «weiterhin genau beobachten». Verständlich, denn der US-Konzern lässt sich die Dienste Ronaldos viel Geld kosten. Fast eine Milliarde Franken sollen von Nike seit 2016 in die Taschen des Portugiesen geflossen sein.

Dass Nike beim Thema Sponsoring den Worten oft auch Taten folgen lässt, hat das Unternehmen in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt. So wurde der Sponsoring-Vertrag mit der russischen Tennisspielerin Maria Scharapowa zwischenzeitlich aufgehoben, weil diese gedopt hatte. Der zu 15 Jahren Haft verurteilte Leichtathlet Oscar Pistorius verlor seinen Sponsoring-Vertrag mit Nike ebenfalls, genau so wie Footballer Ray Rice (häusliche Gewalt), Radfahrer Lance Armstrong (Doping) und Boxer Manny Pacquiao (Homophobie).

Noch konkreter wird der US-Videospiel-Gigant EA Sports: Das Ronaldo-Cover von «FIFA 2019», dem bekanntesten Spiel des Unternehmens, wurde von der Website des Entwicklers entfernt. Die Aushängeschilder der anderen Titel sind in der Vorschau noch zu sehen. «Wir haben die besorgniserregenden Berichte gelesen, die die Vorwürfe gegen Cristiano Ronaldo detailliert beschreiben. Wir beobachten die Situation genau, weil wir von Cover-Sportlern und Botschaftern erwarten, dass sie sich so verhalten, wie es mit den Werten von EA vereinbar ist», begründet EA Sports den Schritt.

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Juventus Turin löst Shitstorm aus

Weniger Mühe scheint Ronaldos Arbeitgeber mit den Vorwürfen zu bekunden. Vermutlich, weil der Fussballstar scheinbar unbeirrt für Juventus antritt und weiterhin die von ihm geforderte Leistung abruft – etwa mit einem Tor gegen Udinese am Samstag. Derweilen trat der Verein denkbar ungeschickt in den Social-Media-Fettnapf. Der Versuch, dem Rekord-Investment Ronaldo den Rücken zu stärken, misslang, als «die alte Dame» über Twitter die «hohe Professionalität und Hingabe» lobte, die Ronaldo in den vergangenen Monaten gezeigt habe und die man «hier bei Juventus zu würdigen» wisse. Und in einem zweiten Tweet: «Die angeblichen Ereignisse, die jetzt fast zehn Jahre zurückliegen, ändern diese Meinung, die auch jeder teilt, der mit diesem grossen Champion in Kontakt gekommen ist, nicht.»

Diese «Was immer auch war»-Loyalitätsbekundung kam in Zeiten von #Metoo bei den meisten Followern nicht gut an und sorgte für einen regelrechten Shitstorm. Zumal vielen Usern auch nicht ganz klar wurde, inwiefern eine professionelle Arbeitseinstellung und der Status eines Champions eine mögliche Vergewaltigung legitimieren sollten. So urteilte etwa die britische Fussball- und TV-Legende Gary Lineker vernichtend: «Wie immer der Fall rechtlich ausgeht, das ist schlichtweg entsetzlich von Juventus.»

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Teleclub ignoriert den Fall

Beim Champions-League-Spiel Juventus gegen YB, das nur noch auf dem Pay-TV-Sender Teleclub zu sehen war, sorgte der Fall Ronaldo für keinen Gesprächsstoff, wurde nicht einmal erwähnt, als der gesperrte Star in Grossaufnahme zu sehen war. Als grösster Sportsender der Schweiz lege man den Fokus hauptsächlich auf die sportlichen Aspekte, welche nach redaktionellen Kriterien ausgewählt würden, begründet eine Sprecherin gegenüber der SonntagsZeitung. In der Kolumne «Medienmacher» wirft Redaktor Simon Widmer den Medien vor, sie würden bei Spitzenfussballern nur allzu gerne wegschauen, wenn es um deren Auftreten neben dem Platz geht. Verurteilungen hätten für die Spieler oftmals keine weiteren Konsequenzen – etwas, was bei Politikern und Wirtschaftsführern undenkbar wäre. Für Ronaldo gilt im aktuellen Fall die Unschuldsvermutung, allerdings wurde er in der Vergangenheit bereits wegen Steuerhinterziehung verurteilt. (hae)

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