Rettung durch die Anti-Helden?

In den neun grössten Städten der Schweiz wird seit einigen Tagen die Rettung der Welt verkündet – ausgerechnet durch die «Bünzli». Was hat es mit der Teaser-Kampagne auf sich?

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Selten war das Bedürfnis nach Helden, nach Erlösung so gross wie heute. Das zeigt nicht nur die Hinwendung vieler Menschen zu messianisch auftretenden Politikern oder zu jugendlichen Klima-Ikonen, das zeigt auch der popkulturelle Siegeszug der Marvel-Filme … respektive ihrer etwas düstereren DC-Geschwister. Dass da nur jemand, irgendjemand, käme, der unsere Probleme löst – die Erderwärmung stoppt, die Wälder rettet, die Meere säubert! Die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten beendet! Oder, oder, oder …

Jetzt sind in der Schweiz, genauer in den neun grössten Städten, Plakate aufgetaucht, die genau das versprechen: Rettung! Durch Superman? Einen zweiten Barack Obama? Greta? Nein, nicht ganz: Durch … «Bünzli»! «Bünzli retten die Welt», heisst es da oder, verbunden mit einem Call-to-Action: «Werde Bünzli!»

Nun ist dieser Schmähbegriff ja ein Ausdruck, den man mit vielen Dingen in Verbindung bringen würde – aber mit der Weltrettung? Eher nicht! Der Bünzli, im Hochdeutschen auch als Spiessbürger bekannt, ist laut Wikipedia ja eine «geistig unbewegliche, kleinkariert denkende und ausgeprägt gesellschaftskonforme Person», die wohl das Potenzial hat, ihre Nachbarn bei Ruhestörung zu verzeigen, aber der man, davon abgesehen, wenig, insbesondere wenig Positives, zutraut.

Aber irgendeine Fähigkeit müssen sie ja haben, die Bünzli landauf und landab, um im Zentrum dieser neuen Kampagne zu stehen. Ein Talent, das diese Anti-Helden zu Superhelden macht. Vielleicht, dass sie es mit manchen Dingen genauer nehmen als andere Menschen? Dass sie – freiwillig, unfreiwillig – bestimmte Regeln besonders stur einhalten und das am Ende einen positiven Impact hat? So oder so: Die Auflösung des Rätsels dürfte zeitnah folgen. Ein Blick in den kommenden Montags-Newsletter von Werbewoche und MK lohnt sich.

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