Bund beendet die «Energy Challenge»

Nach vier Jahren und 40 Millionen Franken ist Schluss: Der Bund zieht der Kampagne «Energy Challenge» Ende 2019 den Stecker.

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2016 von Doris Leuthard lanciert, sollte die «Energy Challenge» während fast vier Jahren dafür sorgen, dass die Bevölkerung sensibilisiert wird für einen sparsamen Umgang mit Energie. Verschiedene Kanäle wurden eingesetzt, Prominente eingespannt, zwei Werbeagenturen und zahlreiche Unternehmen involviert. Laut NZZ am Sonntag soll die Kampagne über 41 Millionen Franken gekostet haben. Der Bund steuerte 15,4 Millionen Franken bei, den Rest übernahmen Firmen. Mehr hat der Bund in den letzten beiden Jahren für keine andere Aufklärungskampagne ausgegeben.

 

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Prominente Botschafter wie Stress (links) und Xherdan Shaqiri (rechts) begleiteten 2016 den Launch der von Doris Leuthard (Mitte) lancierten «Energy Challenge».

 

Federführend war die Agentur Aroma. 2016 führte sie die Kampagne im Auftrag des Bundes durch, 2017 erhielt sie die Gelder zugesprochen, um die «Energy Challenge» in Eigenregie weiterzuführen. Aroma gibt gegenüber der NZZ am Sonntag zu Protokoll, man habe die mit den Partnern festgelegten, messbaren Ziele immer übertroffen. Aroma vergab Aufträge an dritte – zum Beispiel 20 Minuten. Die Gratiszeitung veröffentlichte regelmässig bezahlte PR-Beiträge zum Energiethema.

Bund kommuniziert gern – Werbewirtschaft profitiert

Besonders bürgerlichen Parlamentariern war die «Energy Challenge» immer wieder ein Dorn im Auge – obwohl sie grösstenteils von Privaten finanziert wurde. Dies führte zu mehreren Vorstössen. SVP-Nationalrat Christian Imark kritisierte etwa, dass sich der Bund «quasi PR-Journalisten in einem grossen Medienhaus» gekauft habe. Die Kampagne sei teuer, subventionsrechtlich fragwürdig – und gebracht habe sie nichts. Imark begründet diese Einschätzung damit, dass die vom Bund gesteckten Energieziele voraussichtlich nicht erreicht würden.
Generell wird kritisiert, dass der Bund gerne und viel kommuniziert. Das «Heer an PR-Angestellten in Bundesbern» wachse stetig, schreibt die NZZ am Sonntag. Profiteure seien unter anderen «fast alle grossen Schweizer Werbe-, Kommunikations- und Public-Relations-Firmen».

Was Nationalrat Imark an den grossen Präventionskampagnen stört: «Hat man sie einmal, kriegt man sie nicht mehr weg». Als Beispiel wird die Love-Life-Kampagne aufgeführt, die seit 1987 läuft.

Auch das letzte Wort beim Thema Energie ist noch nicht gesprochen. Die «Energy Challenge» endet zwar – das Bundesamt für Energie lässt aber ausrichten, dass eine Nachfolgekampagne «in der Konzeptphase» sei.

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20 Minuten begleitete die «Energy Challenge» medial mit regelmässigen Paid-Content-Beiträgen rund um das Thema Energy (Foto: Screenshot 20min.ch).

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