Bluewin gibt redaktionell Gas – trotz Medienverbot

Das Swisscom-Tochter-Portal Bluewin.ch zeigt sich redaktionell ambitioniert. Das sei «politisch heikel», schreibt die Schweiz am Wochenende.

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Bluewin hat neue Journalisten an Bord geholt. Diese sollen dafür sorgen, dass das Portal publizistisch höheren Ansprüchen genügt. Das heisst: Die Redaktion recherchiert vermehrt eigene Geschichten, interviewt neu auch hochrangige Politiker wie Verteidigungsministerin Viola Amherd.

Gleichzeitig kündigte Swisscom in der vergangenen Woche an, «das längste Interview der Schweiz» zu lancieren. Ex-Werber Frank Baumann werden dabei nicht weniger als 1000 Fragen gestellt, die Antworten in einer mehrteiligen Serie auf Bluewin.ch veröffentlicht.

Eigentlich bestünde ein Medienverbot

Die publizistischen Ambitionen von Bluewin haben jedoch einen Haken: Wie die Schweiz am Wochenende schreibt, müsste sich die Swisscom, die zu 51 Prozent der Eidgenossenschaft gehört, eigentlich komplett aus dem Medienbereich heraushalten. Der Bundesrat schreibe ihr sogar vor, die «Grundsätze der Staatsunabhängigkeit der Medien zu beachten.»

Der Konzern habe sich jedoch nie um dieses Medienverbot gekümmert und sich immer selbstbewusster darüber hinweg gesetzt, kritisiert die Zeitung. Die Berner Behörden hätten jeweils beide Augen zugedrückt und daran dürfte sich auch bei den neusten Entwicklungen nichts ändern.

Kein Ausbau der Redaktion

Von einer publizistischen Offensive will die Swisscom tatsächlich nichts wissen. Die Grösse der Redaktion – rund 20 Vollzeitstellen – bleibt laut Sprechern stabil, ein Ausbau fände nicht statt. Die neuen Redaktoren hätten mit der Verlegung des Standortes von Zürich nach Volketswil zu tun.

Ausserdem betrieben Bluewin-Redaktoren keine politische Meinungsbildung, entgegnet Sprecher Sepp Huber gegenüber der Schweiz am Wochenende. Das Portal beziehe die meisten Meldungen von externen Agenturen.

Zumindest im Fall des Bundesratsinterviews, welches durchaus zu einer politischen Meinungsbildung beitragen kann (Thema: Kampfjet-Beschaffung), muss jedoch ein grosses Fragezeichen unter die vermeintliche mediale Staatsunabhängigkeit gesetzt werden.

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