Deutsche wehren sich gegen die Abschaltung des Schweizer DVB-T-Signals

Nördlich des Rheins hat SRF viele Fans – nicht nur wegen den Champions-League-Übertragungen. Gegen die bevorstehende Abschaltung des DVB-T-Signals regt sich nun Widerstand.

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Bald gehört die Verbreitung des digitalen SRF-Signals über die Antenne der Vergangenheit an: Am 3. Juni schaltet die SRG das DVT-T-Signal ab (Werbewoche.ch berichtete). Die Änderung betrifft vergleichsweise wenig Menschen in der Schweiz, lediglich 1,4 Prozent der Haushalte nutzen laut der SRG das Signal heute. Für diese geringe Anzahl Leute lohnt es sich laut SRG nicht, den teuren DVB-T-Dienst weiterhin zu betreiben.

Wie die NZZ am Sonntag schreibt, dürften aber wesentlich mehr Menschen betroffen sein vom Ende der terrestrischen Übertragung der SRG-Programme, als es die kommunizierten Zahlen glauben lassen. Wie in Österreich speisen auch deutsche Kabelnetzbetreiber das SRF-Signal in ihr Netz ein und stellen es ihren Kunden in Süddeutschland zur Verfügung. Denn über Antenne ist SRF auch auf der anderen Seite der Grenze empfangbar.

In Baden-Württemberg will man nicht auf das SRF-Programm verzichten. In Waldshut etwa hätten sich besorgte Anwohner – meist Rentner – gemeldet und den Wunsch geäussert, die Sendungen des Schweizer Fernsehens weiterhin schauen zu dürfen, sagt Landesamt-Sprecherin Susanne Heim zur NZZ am Sonntag. Die CDU-Politikerin Sabine Hartmann hat das Anliegen aufgenommen und dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann einen Brief geschrieben. Wer am grenzüberschreitenden Verständnis interessiert sei, lehne die Abschaltung des Schweizer Fernsehens ab, heisst es darin. Am Hochrhein sei man am Geschehen in der Schweiz interessiert, ebenso wie am Blick von aussen auf Deutschland.

Auch der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner bittet Kretschmann darum, er möge sich dafür einsetzen, dass die Menschen nördlich des Rheins auch weiterhin das in der Grenzregion beliebte Schweizer Fernsehen empfangen können.

Dass sich die SRG noch umstimmen lässt, ist indes unwahrscheinlich. 220 Sendeanlagen sind nötig, um das Signal zu verbreiten. Sie verursachen jährlich 10 Millionen Franken. Geld, das die SRG angesichts des neuen Sparkurses nicht mehr ausgeben will. Man könne sich «diese teure Verbreitungsart nicht länger leisten», bestätigt SRG-Sprecher Edi Estermann. Er fügt zudem an, dass die SRG gemäss der neuen Konzession die Verbreitung über Antenne ohnehin bis Ende 2019 einstellen müsste.

Besonders beliebt sind die SRF-Programme im angrenzenden Ausland aber auch wegen der Sport-Übertragungen. Aufgrund der geringen Marktgrösse konnte die SRG in der Vergangenheit Rechte kaufen, von denen man im Free-TV anderer Länder nur hätte träumen können. So bezahlte man beispielsweise für die Rechte der gesamten Champions-League-Saison fünf Millionen Franken. Heute gibt Teleclub für dieses Paket bereits viermal mehr aus – und sticht damit die SRG aus. Auf SRF ist die Champions League nur noch in abgespeckter Form zu sehen und die Live-Übertragung des Finals hat man sogar ganz verloren.

Laut NZZ am Sonntag sind bis heute bereits 4500 Anfragen beim Helpdesk eingegangen, den die SRG zur Abschaltung des Antennensignals eingerichtet hat. 40 Prozent davon stammen aus dem Ausland. Nicht nur aus Deutschland und Österreich, sondern auch aus Frankreich und Italien. In Norditalien bedauert man das Ende der RSI-Programme nicht nur wegen den Sportübertragungen, sondern auch, weil man künftig auf die Schweizer Quizshows und die bei Kindern beliebte Zeichentrickfilmserie «Scacciapensieri» verzichten muss.

 

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