Umfrage «Euro Schock»: Rudolf Rodenburg

Werbewoche-Umfrage zur wirtschaftlichen Entwicklung nach dem «Euro Schock» und dessen Auswirkungen auf die Kommunikations- und Werbebranche: Rudolf Rodenburg, Member of the Executive Board and Managing Director Zurich Process

Wir alle wissen, dass kein Produkt, keine Marke sich allein über den Faktor Preis profilieren kann. Die Schweizer Wirtschaft muss mehr denn je auf die Karte Swissness und die damit verbundenen Werte setzen. Der Preis muss eine sekundäre Rolle spielen. Die Besinnung auf den Kunden, seine Bedürfnisse und Motivationen stehen im Zentrum. Der Kunde definiert, was eine Leistung für einen Wert, für einen Mehrwert hat, der eben auch die Bereitschaft schürt, einen höheren Frankenpreis zu zahlen. Die Menschen müssen das Gefühl haben, dass es keine andere Alternative gibt als dieses Schweizer Produkt. Das ist einfacher bei Luxusprodukten und -Dienstleistungen, gilt aber auch für alle anderen Schweizer Qualitätsprodukte im mittleren Preissegment. Als Branding-Agentur wurden wir bisher von den Auswirkungen der Frankenstärke verschont, und ich bin überzeugt, dass dies auch so bleiben wird. Ich lebte und arbeitete in London, als die Rezession 2008 dort einschlug. Werbebudgets wurden sofort knallhart gestrichen. Unternehmen hatten kein Geld mehr für teure, kurzfristige Werbekampagnen und realisierten, dass sie die Beziehungen mit ihren Kunden längerfristig nur durch ihre Marken aufrecht erhalten konnten. Dazu mussten diese relevanter, einzigartiger, ansprechender, unverzichtbarer sein als die Konkurrenz. Branding-Agenturen haben von dieser Entwicklung profitiert. Auch bei den Mitarbeitenden wurde gespart. Die Belegschaften in grossen Unternehmen wurden drastisch reduziert. Diejenigen, die blieben, brauchten eine starke Motivation, Werte, die sie vertreten konnten. Ihnen musste klar werden, dass sie eine wichtige Rolle spielten und das Überleben der gesamten Organisation direkt beeinflussen konnten. Das war die Zeit, als Employee Engagement wirklich durchstartete. Wenn wir also von einem antizyklischen Vorgehen sprechen, geht es darum, dass es sich lohnt, auch in schwierigen Zeiten in die Marke und die Mitarbeitenden zu investieren. Es geht darum, eine «Pull»-Bewegung in Gang zu setzen, ein Begehren, eine Sehnsucht zu erzeugen und weniger eine «Push»-Bewegung, eine breit gestreute Kommunikation loszutreten.
 

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