QuarkXPress entwickelt sich zum cleveren Teamworker

Layout Highlights von QuarkXPress 7 sind neue Möglichkeiten bei der Zusammenarbeit an einem Dokument und bei dessen Aufbereitung.

Layout Highlights von QuarkXPress 7 sind neue Möglichkeiten bei der Zusammenarbeit an einem Dokument und bei dessen Aufbereitung.Wie bisher gibt es auch bei QuarkXPress 7 zwei Möglichkeiten, um mit der Software zu arbeiten. Man verwendet sie, wie man es bereits mit XPress 3 oder mit höheren Versionen getan hat: Formatieren von Texten, Layouten, Ausgeben – fertig. Für wenig Geld kann dazu jede beliebige XPress-Version in eine 7.0-Version aktualisiert werden. Doch damit verpasst man neben den in der Ausgabe 23 vorgestellten Neuerungen zwei bzw. drei weitere Highlights, die sich dem Anwender nicht direkt erschliessen: Zum einen die Composition Zones (plus die Mehrfachnutzung von Objekten) und zum anderen die Job Jackets. Teamwork am Dokument …Die so genannten Composition Zones ermöglichen, dass mehrere Personen an einem Projekt (ein XPress-Projekt fasst mehrere Layouts zusammen, die sinnvollerweise zu einem Auftrag/Kunden gehören) arbeiten können, ohne dass dazu in zusätzliche Software investiert werden muss. Dazu werden Seitenteile eines Layouts markiert und via den Befehl «Composition Zones anlegen» generiert. Die Composition Zones können nun intern, innerhalb des Layouts/Projekts, verwendet werden, lassen sich aber auch via Palette «Mehrfach genutzte Inhalte» exportieren. Eine Composition Zone ist dabei ein der Grösse des Seitenteils entsprechendes XPress-File, das damit nun im XPress-Projekt oder von einem anderen Mitarbeiter im Produktionsteam fertig erstellt oder bearbeitet werden kann. Das Seitenteil ist dabei mit dem Originalprojekt so lange verknüpft, bis im Hauptdokument die Verbindung gelöst wird.
Die verknüpften Composition Zones eignen sich damit auch, um etwa Freelancer zur Produktion oder Vervollständigung von Seitenteilen einzubinden. Sobald die Composition Zone zurück ist bzw. überschrieben wurde, zeigt das Hauptdokument die aktualisierte Composition Zone an. Zusammen mit Quarks neuer Lizenzpolitik (siehe Kasten) können auf diese Weise externe Mitarbeitende sehr einfach in Projekte einbezogen werden.
Externe Composition Zones lassen sich auch in andere Projekte einbinden. Die Composition Zone eines CD-Covers kann etwa für einen Katalog verwendet werden, worin das gleiche Cover nochmals abgebildet werden soll. Ein zentrales Ändern dieses CD-Covers sorgt dann für eine dynamische Aktualisierung in sämtlichen mit dieser Composition Zone verknüpften Projekten.
… Synchronisation im DokumentDie unter XPress 6.x zur Verfügung stehende Funktion «Synchronisierter Text» wurde in der neuen Version deutlich erweitert und ist ein weiteres praktisches Feature der neuen Programmversion. So können innerhalb eines Projekts nun neben reinem Text auch Modifizierungen des Rahmens wie auch seines Inhalts via die neu «Mehrfach genutzte Inhalte» bezeichnete Palette an anderer Stelle im Layout oder Projekt platziert werden. Gleiches gilt für importierte Bilder oder Grafiken. Änderungen an einem Element und/oder an dessen Inhalt, die aus der Palette heraus auf das Layout gezogen wurden, werden automatisch auf sämtliche anderen Elemente übertragen. 
Zwangsjacke für IndividualistenWas der Zwischentitel suggeriert, hat nichts mit der Beraubung der kreativen Freiheit am DTP-Arbeitsplatz zu tun. Vielmehr will Quark mit einer neuen Technologie – genannt Job Jackets – sicherstellen, dass sämtliche vom Zeitpunkt der Erstellung bis zur finalen Version festgelegten Anforderungen erfüllt werden. Der Ansatz ist trivial: Man stellt demjenigen, der ein Dokument erstellen soll, ein im Vorfeld erzeugtes Job Jacket zur Verfügung und lässt die Seite bzw. das Dokument innerhalb dieser Einstellungen produzieren und auf etwaige Fehler oder Abweichungen von darin definierten Regeln überprüfen.
Das Thema für den Erzeuger eines Job Jackets an sich ist dann allerdings alles andere als einfach. Die Job Jackets, auf dem Job Definition Format (JDF) basierende XML-Dateien (eXtended Markup Language), die die Regeln für die Erstellung von Layouts erhalten, werden an XPress-7-Projekte angehängt. Sie können nicht ausgeschaltet oder deren Funktion als solche deaktiviert werden (was man allerdings nicht bemerkt, wenn man nicht mit ihnen arbeitet). Die Basis für das eingebettete Job Jacket ist eine Standarddatei, die als «Default Job Jacket» im Präferenzenordner des Betriebssystems abgelegt ist.
Innerhalb des Job Jackets befinden sich Ressourcen auf Projekt- (Stilvorlagen, Farben, Ausgabestile, Farbmanagement) und Layout-Ebene (Layout-Spezifikationen wie Grösse usw., Regeln/Regelgruppen oder auch Auftragsbeschreibungen). Diese sind in einem oder mehreren Job Tickets festgelegt. Von diesen wiederum gibt es drei Arten: Die Job-Ticket-Vorlage, das aktive und das derzeit nicht mit dem Projekt verknüpfte Job Ticket. Die komplette Job-Jacket-Struktur kann neben der Einbettung ins Projekt auch exportiert werden. Dieser Export einer XML-Datei ermöglicht schliesslich dessen Weitergabe.
Je nach Job Ticket kann das Korsett für den Desktopper/Layouter so locker oder enger geschnürt werden. Und damit können bei der Ausgabe viele der üblichen und bekannten Probleme erst gar nicht auftreten. Es lässt sich beispielsweise verhindern, dass «Haarlinien» verwendet werden oder dass etwa via Symbol fett oder kursiv gestellt wird. Darüber hinaus können Seitenformate, Hausfarben und Farbräume festgelegt werden – oder es lässt sich ausschliessen, dass bei einem Vierfärber eine fünfte Platte produziert wird, weil ein Element versehentlich mit einer Sonderfarbe versehen wurde.
Die Liste an potenziellen Fehlmanipulationen bei der Herstellung von Layout-Dokumenten (das gilt auch bei InDesign) lässt sich bekanntlich beliebig verlängern. Job Jackets erweisen sich auch als besonders praktisch, wenn bei einem grossen Projekt nicht jeder interne oder externe Mitarbeiter vollkommen unterschiedliche Dokumente produzieren und das Projekt als Ganzes sich besser bearbeiten lassen soll. Denn ein Job Jacket kann praktisch als serverbasierende Projektpräferenz mit beliebig vielen Projekten verbunden werden.
Eine noch praktischere und das Konzept ergänzende Funktion ist das «Evaluieren». Damit lassen sich Dokumente nachträglich nach in Job Tickets definierten Parametern bewerten und überprüfen. Schritt für Schritt können nun dank Job-Jackets-Technologie Fehler in einem Dokument ausgeräumt und dieses ausgabegerecht aufbereitet werden.
Eine wichtige Rolle beim Evaluieren spielen dabei die Regeln. Mit diesen wird beispielsweise festgelegt, ob Überdrucken von schwarzem Text erlaubt ist. Wohl um hier eine möglichst grosse Flexibilität zu erreichen, lassen sich die einzelnen Regeln zu Regelgruppen zusammenfassen. Die Regelgruppen selbst werden, wie sämtliche bisher beschriebenen Einstellungen, mit dem in QuarkXPress integrierten Job Jacket Manager vorgenommen.
Das Festlegen dieser Parameter sollte dabei von Mitarbeitenden vorgenommen werden, die die Auswirkungen der Einstellungen auch beurteilen und fachgerecht vornehmen können. Die Prüfung jedoch, inwieweit ein Dokument den im Job Ticket hinterlegten Regeln entspricht, kann jeder XPress-7-Anwender dann selbst mit dem Menüpunkt «Layout evaluieren» vornehmen. Eine Dialogbox zeigt dann deutlich, welche Regeln eingehalten wurden oder wo genau Regeln verletzt wurden. Die Regelverletzungen können dann eine nach der anderen abgearbeitet werden. Auf Wunsch lässt sich XPress 7 bei den Grundeinstellungen derart konfigurieren, dass entweder beim Öffnen, Sichern oder Schliessen eines Dokuments die Evaluierung automatisch durchgeführt wird – damit wirklich nichts mehr schief geht.
Zu guter Letzt bleibt hier noch zu erwähnen, dass sich mittels Job Jackets auch PDF/X-kompatible Dokumente für die Ausgabe erzeugen lassen. Entweder via (PostScript)-Export und anschliessendem Distillieren (die Bezeichnung «Layout als PDF» ist auch bei XPress 7 nach wie vor irreführend, weil neben PDF auch PostScript ausgegeben werden kann) mit zum Beispiel Acrobat Distiller – oder aber mit der von Global Graphics entwickelten, integrierten PDF-Engine (Jaws Libaries) direkt aus XPress heraus.
Fazit Teil 2Die Composition Zones und die erweiterte Möglichkeit, Objekte zu synchronisieren, dürften von der Anwenderschaft schnell aufgenommen werden. Die Vorteile sind offensichtlich und die Anwendungen jeweils einfach in der Handhabung.
Die Job-Jacket-Technologie ist das herausragende Feature von XPress 7 – ganz einfach deshalb, weil sie zu qualitativ besseren und damit auch ausgabesicheren Dokumenten führt. Quark hat die zunehmende Bedeutung der Standards XML und JDF erkannt und konsequent in das neue Release integriert. Als einen weiteren Schritt will Quark zudem Job Jackets zur Verfügung stellen. Hier gibt es bereits eine erste strategische Partnerschaft in den Vereinigten Staaten mit SRDS (www.srds.com). SRDS will Anzeigenspezifikationen und -ressourcen als herunterladbare Job-Jacket-Dateien anbieten.
Ob das Potenzial der Job Jackets, das sich auch dem Autor dieses Beitrags während des Softwaretests noch nicht vollumfänglich erschlossen hat, bei Agenturen und/oder in der grafischen Branche erkannt wird, ist jedoch noch sehr schwer abzuschätzen.
 
Was den Wettbewerb mit anderen Anbietern angeht, darf sich Quark zumindest aus technologischer Sicht für eine Weile zurücklehnen. Nicht aber, was die Marktbearbeitung angeht: Auf die Frage, ob Quark bemerkt habe, dass in der Schweiz sehr viele Agenturen und Druckereien auf InDesign umgestellt hätten, antwortete Jürgen Kurz, verantwortlich für die Sparte Desktop Products, auf der Quark-Launch-Tour Ende Mai: «Ja, das ist uns nicht entgangen. Zum Glück ist die Schweiz hier eine Ausnahme. Adobe macht hier einen sehr guten Job. Wir sind aber zuversichtlich, hier wieder Boden gutmachen zu können.»    
XPress-7-LizenzenDer Kauf von QuarkXPress
berechtigt zur Aktivierung einer Einzellizenz; zudem kann vom Lizenznehmer eine zweite Installation plus Aktivierung auf dessen mobilem Rechner oder im Homeoffice durchgeführt werden. Daneben gibt es Mehrfach-Lizenzen, die in einem Lizenzvertrag geregelt sind. Via Quark Licence Administrator (Server in einem Unternehmen) lassen sich Lizenzen ab- und an einem anderen Rechner wieder anmelden. Die Lizenzen können damit auch auf beschränkte Zeit vergeben werden.
Jürgen Franck

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