Ein Sonnenkönig in London

Mike Walsh ist Chief Executive Officer der Ogilvy & Mather Europe, Africa, Middle East und war letzte Woche in Zürich auf Stippvisite.

Mike Walsh ist Chief Executive Officer der Ogilvy & Mather Europe, Africa, Middle East und war letzte Woche in Zürich auf Stippvisite.Bei seinem verantwortungsreichen Job als CEO geht Mike Walsh öfter in die Luft, als ihm lieb ist. Von London aus muss er die Sorgen und Freuden von 250 Agenturen in 66 Ländern im Auge behalten. Bei einem normalen Arbeitspensum hiesse das, jeden Tag mindestens eine andere Agentur in einem jeweils wöchentlich wechselnden Land zu besuchen. Vielflieger Walsh ist froh, dass es auch schnellere Kommunikationsmittel gibt. Wenn der Himmel allerdings so blau ist wie bei seinem Besuch in der Schweiz, mache ihm das Reisen immer noch Spass, verrät Walsh im Büro von Geschäftsführerin Gaby Zimmerli bei Grendene Ogilvy & Mather in Zürich.Zweimal jährlich besucht der CEO die Agentur an der Bergstrasse. Meistens kombiniert er die Visite mit einer Kundenbesprechung. Diesmal ist ein Meeting bei British American Tobacco in Zug angesetzt worden; ein Kunde, der bei Ogilvy international derzeit am stärksten wächst. In Zürich sei im Übrigen «nichts Konkretes anstehend», stellt Walsh beruhigt fest. «Wir messen unsere Agenturen an der Fähigkeit, lokales Business zu finden und zugleich für unsere internationalen Kunden da zu sein. Zürich ist da sehr gut», lobt der CEO. Obschon: Die Zeichen der Wirtschaft stehen noch nicht auf Erholung. Doch der Chairman der Ogilvy UK Group sieht ausgerechnet beim interaktiven Bereich einen Silberstreifen am Horizont. «Alle sind auf den Dot-com-Boom hereingefallen. Aber hier sind wieder erste Zeichen der Erholung zu erkennen», weckt Walsh Hoffnungen auf bessere Zeiten. Das Destillieren von Informationen ist ein viel versprechendes Geschäft für Walsh. Mit seinen Case-Studies habe Ogilvy das wohl effizienteste und «most sophisticated knowledge management» aller Netzwerke, meint er. «Einige unserer Kunden wollen das System sogar kaufen.»
Nicht so rund läuft es bei Ogilvy international im PR-Bereich. «Man kann schwer wachsen in dieser ökonomischen Umgebung.» Walsh hat aber das Ziel, ein «Major-PR-Network» in Europa zu kreieren. «Wir haben ein kleines Netzwerk und wollen es verdoppeln», verrät er.
Dankbar diskutiert er das Thema, wieso sein Heimatland England an Wettbewerben immer wieder mit besonders kreativer Werbung auffalle. Die Qualität der Medien allgemein sei in England hoch entwickelt, wie das Beispiel von BBC und vieler Printprodukte aus der Fleet Street zeige. «Die Werbung ist dabei eine Reflektion dieser Welt und Qualität.»
Zum englischen Humor in der Werbung meint er: «Always look on the bright side of life» sei auch schon bei Monty Python der beste Songtext gewesen, als es darum ging, sich nicht von der Unbill der Welt geschlagen zu geben. «Das ist ein britischer Weg.»
Seit 1994 ist Walsh CEO von Europe, Africa und Middle East. In diesen bald zehn Jahren hat sich das Gesamtbudget vervierfacht, der Profit ist dabei auf das Siebenfache gewachsen. Walshs Verdienst: «Gute Talente bei der Stange zu halten, ist das Wichtigste beim Management.»
Zur Firmenkultur von Ogilvy gehört auch, dass Agenturvater David Ogilvy ein Gründungsmitglied des World Wildlife Fund war. Die Arbeit beim WWF als «special adviser» wird inzwischen von Mike Walsh fortgesetzt.
Auch kümmert er sich um die Kommunikation und hilft mit beim Fundraising für das englische Rote Kreuz, wo Walsh bereits früher sechs Jahre lang als Vice Chairman Verantwortung übernommen hatte. «Wer viel bekommen hat, der muss auch etwas zurückgeben», meint er zu diesen Engagements.
Walsh ist verheiratet und hat einen 22-jährigen Sohn und eine
18-jährige Tochter. In seiner Freizeit spielt er Golf und Tennis. Er sammelt leidenschaftlich Kinderbücher und besitzt bereits über 700 rare Exemplare, vorwiegend aus der viktorianischen Epoche. Nebst der Grafik interessiert ihn an den Kinderbüchern vor allem der Glaube an eine bessere Welt.
Hält es gerne mit Monty Python und schaut lieber auf die heiteren Seiten des Daseins: Mike Walsh.
Andreas Panzeri

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