Wenig Gold im Goldbach

Geringes Interesse am Hitradio Z – und das Angebot ist unklar

Geringes Interesse am Hitradio Z – und das Angebot ist unklarVon Markus Knöpfli Das Zürcher Hitradio Z steht zum Verkauf. Doch wer wird den Sender übernehmen? Viele der potenziellen Interessenten winken ab. Am ehesten in Frage kommen die NZZ-Gruppe, Tamedia, Clear Channel, Radio 105, AZ Medien oder Radio Top.
Die Überraschung in der Branche ist gross: Kaum jemand hat damit gerechnet, dass Goldbach Media just jene Firma verkaufen will, aus der sie entstanden ist. Es scheint auch, dass Goldbach Media ihren Sender noch niemandem wirklich angeboten hat. Das Communiqué vom letzten Freitag wurde also ganz nach Crossmediamanier als Gratisinserat lanciert – wohl aus Spargründen.
Doch die Angaben im «Inserat» waren unvollständig. So wusste noch am Dienstag niemand mit Bestimmtheit, was genau von Hitradio Z verkauft wird: 100% oder nur Anteile daraus? Auch ein Teil der Verkaufscrew der IP Multimedia? Und zu welchem Preis? Zahlen zwischen 18 und 30 Millionen machen die Runde. Mittlerweile hat Goldbach-CEO Klaus Kappeler immerhin verlauten lassen, dass Hitradio Z ganz oder teilweise zu haben ist, in jedem Fall aber ohne Verkaufscrew (siehe Seite 18).
Dabei steht Goldbach unter Verkaufsdruck, verliert doch Hitradio Z seit seiner Umpositionierung kontinuierlich Marktanteile. 2,9% waren es Ende letzten Jahres, 2,6% Ende Juni 2002 und Ende September lag der Sender noch bei 2,4% Marktanteil. In der gleichen Zeit konnte Kontrahent Radio 24 seinen Marktanteil von 3,1 auf 3,7% steigern. Je weiter sich die Schere öffnet, desto mehr drückt dies auf den Verkaufspreis. Deshalb nimmt derzeit eine Crew um den Z-CEO Jürg Bachmann eilig «Justierungen» vor.
Kein Spielraum für andere Inhalte bei Hitradio Z
Doch wer könnte am Kauf des Senders interessiert sein? Als einziger äussert Clear Channel Plakanda (CCP) «klares Interesse». CEO Beat Roeschlin verweist aber darauf, dass CCP wegen der amerikanischen Muttergesellschaft aus rechtlichen Gründen keine Mehrheit halten darf. Auf eine Minderheit wie bei One FM und Lausanne FM wolle man sich aber nicht mehr einlassen. «Für uns ist Hitradio Z deshalb eine entgangene Gelegenheit» sagt Roeschlin bedauernd.
«Nichts ausschliessen» will dagegen Giuseppe Scaglione. Der Chef von Radio 105, der schon lange eine UKW-Frequenz sucht, hat jedenfalls seinen italienischen Partner Finelco (49%) bereits über die neue Möglichkeit informiert. Interessant wäre für 105 aber nur die «Z-Hülle» (sprich: Frequenzen und Konzessionsgebiet), denn damit gewänne Scaglione ein noch grösseres Gebiet als mit dem ausgeschriebenen Zürcher Jugendradio, um das er sich mit vielen anderen beworben hat. «Wir halten sicher die Augen und Ohren offen», sagt Scaglione.
Als weiterer potenzieller Interessent kommt die NZZ, derzeit Teilhaberin bei fünf Radios, in Frage. Beat Lauber, Leiter Regionalzeitungen, stellt dies jedoch in Abrede. «Das ist bei uns keine Überlegung wert, da Z nicht in unsere Strategie passt.» Die Radios der NZZ-Gruppe gehörten zu den regionalen Zeitungen, die NZZ dagegen verstehe sich als nationales Blatt, da passe ein lokaler Zürcher Sender nicht hinein. Auch nicht aus poolstrategischer Sicht? «Wir definieren uns publizistisch», entgegnet Lauber kurz und bündig.
Tamedia, Besitzerin von Radio 24, kommt auf den ersten Blick als Käuferin kaum in Betracht, musste sie sich doch auf Weisung des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) von Radio Zürisee trennen, weil die Angebotsvielfalt gefährdet schien. Tamedia-Sprecher Peter Hartmeier führt denn auch rechtliche, interessanterweise jedoch keinerlei strategische Argumente gegen einen Kauf von Z an. Doch auf die Frage, ob die Tamedia einen Einstieg nicht einmal prüfe, sagte er: «Wenn wir ihn prüfen würden, würde ich es Ihnen nicht sagen.»
Wäre es denn rechtlich möglich, dass Tamedia zwar Hitradio Z übernimmt, daraus aber ein Jugend- oder Klassikradio macht? Roland Zbinden, Medienjurist beim Bakom, betont, dass sowohl eine Handänderung als auch eine programmliche Neuausrichtung dem Departement Leuenberger vorgelegt werden müsste. Zu prüfen wären insbesondere Fragen der Medien- und Angebotsvielfalt. Ferner müsste dies die Wettbewerbskommission untersuchen, die den Zürcher Werbemarkt zu stark von der Tamedia dominiert sehen könnte.
Mit Tamedia will sich offenbar niemand anlegen
Kein gänzliches Njet kommt aus Baden. Peter Wanner, VR-Delegierter der AZ Medien, äussert jedoch nur ein «geringes Interesse», da Hitradio Z aus strategischen Gründen für die Gruppe wenig Sinn mache und kaum Synergien ermögliche. «Wir würden uns mit der Nummer zwei unter den Zürcher Radios strategische Risiken aufhalsen», sagt er mit einem Seitenblick zu Tamedia, die in Zürich crossmedial auftrumpfen kann.
Ein weiterer Kandidat könnte Radio Top sein, das zu seinen Fenstern in Winterthur, Thurgau und St.Gallen quasi noch ein viertes hinzufügen könnte, was wirtschaftlich und strategisch interessant, wenn auch medienrechtlich unsicher ist. Top-Chef Günter Heuberger lehnt jedenfalls nicht rundweg ab, macht aber finanzielle Bedenken geltend. Auch ein Zusammengehen mit AZ Medien oder anderen, kleineren Verlagen rund um Zürich sieht er eher nicht, da sich kaum jemand mit dem grossen Nachbarn Tamedia anlegen wolle.
Tatsächlich ist keine Begeisterung bei den Zürichsee Medien und bei Zürcher Oberland Medien AG zu spüren. Von Ziegler (Landbote) und Akeret (Anzeiger von Uster) war keine Auskunft erhältlich, und für Rudolf Rentsch, Direktor bei Vogt-Schild/Habegger (Solothurner Zeitung) ist der Einstieg bei Z «kein Thema».
«Kein Interesse an der Nummer zwei in Zürich» hat auch Hanspeter Lebrument, VR-Delegierter der Gasser Holding in Chur. Und Beat Meyer, CEO der Basler Mediengruppe, will sich auf kein neues Zürcher Abenteuer einlassen. Sacha Wigdorovits von 20 Minuten winkt ebenfalls ab, Roger Schawinski ist nach dem Belcom-Verkauf an Tamedia an ein Konkurrenzverbot gebunden, Christian Kauter, CEO der Allgemeinen Plakatgesellschaft, hat anders als CCP keine Radio-Strategie, und die PubliGroupe will sich nicht wieder auf Radiovermarktung einlassen. Von Jean Frey war keine Stellungnahme erhältlich, ebenso von der Espace Media Groupe. Da letztere aber stark mit Tamedia liiert ist, kommt ein Einstieg bei Z kaum in Frage.
Alle reden von Hitradio Z – niemand von Radio Ri, an der Goldbach Media einen Anteil von 35% hält. Steht auch der zum Verkauf? Laut Kappeler ist dies zumindest nicht ausgeschlossen. Am ehesten dürfte die NZZ-Gruppe daran interessiert sein, besitzt sie doch direkt und indirekt um die 47%. «Einen Ausbau dieser Beteiligung werden wir natürlich diskutieren», sagt Lauber.

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