Welches Panel hättens gern?

Internetforschung Die Neue Internetforschung (NIS) bleibt in der Offertphase – wohl wegen Konkurrentin MMXI Switzerland, deren Panel weiterläuft und der NIS das Leben erschwert.

Internetforschung Die Neue
Internetforschung (NIS) bleibt in der Offertphase – wohl wegen
Konkurrentin MMXI Switzerland, deren Panel weiterläuft und der NIS das
Leben erschwert.Man erinnert sich: Fünf Jahre lang hat
primär die SRG das MMXI-Internetpanel finanziert, Ende Jahr kündigte
sie jedoch den Vertrag mit MMXI Switzerland, um mit der Wemf die Neue
Internetforschung (NIS) auf die Beine zu stellen. Anfangs hoffte die
SRG noch, das MMXI-Panel übernehmen und ohne Unterbruch weiterführen zu
können. Doch MMXI und deren Muttergesellschaft Nielsen Netratings
legten sich quer. «Wir evaluieren, ob wir in der Schweiz weiterhin
Internetforschung betreiben wollen», sagte Stefan Raum, Managing
Director von MMXI Switzerland und von Nielsen Netratings Germany Anfang
Februar. Mittlerweile stellt Raum klar, dass sein Panel mit rund 3200
Panelisten nach wie vor monatliche Daten liefert. «Wir werden dies auch
weiterhin tun», sagt er. Rechtliche Bedenken hat er nicht.
«Schliesslich besitzt Nielsen das Patent und die Panel-Technologie»,
sagt Raum. Und wie stehts mit Kunden – hat MMXI heute einige, die zuvor
von der SRG-Tochter Publica Data betreut worden waren? «Wir haben
Kunden hinzugewonnen, die wir vorher nicht hatten», antwortet Raum
sibyllinisch. Jedenfalls könne er das Panel «wirtschaftlich» betreiben.
Was erstaunt, denn immerhin musste das Establishment Survey, die
Grundlagenerhebung für das Panel, ganz neu erstellt werden, weil SRG
und IHA-GfK keine Daten mehr bereitstellten. Welches Institut ihm heute
die Grundlagendaten erhebt, kann Raum allerdings nicht sofort sagen.
Das werde vom Nielsen-Hauptsitz in London aus organisiert, erklärt er.

Wie dem auch sei: Interessant ist, dass umgekehrt die NIS ins Stocken
geraten ist. Anzunehmen ist, dass teilweise ein Zusammenhang besteht.
Fest steht jedenfalls: Wemf und SRG wollten bis Ende März der
Internetcommunity eine abgespeckte NIS-Variante offerieren, was bisher
aber nicht geschah. «Beim werberelevanten Teil von NIS, also bei
NetProfile, dauerten die Vorbereitungsarbeiten von Wemf, Vermarkter und
grossen Sites länger als geplant», erklärt Markus Jufer, bei der SRG
zuständig für die Internetforschung. Und beim Panel, das die SRG
verantwortet, sind gemäss Jufer noch nicht alle Details betreffend
Finanzierung geklärt.

Entlastung vorausgesetzt
Tatsächlich hat die SRG-Generaldirektion dem Projekt mit 3000
Panelisten in 1400 Haushalten noch kein grünes Licht gegeben, obwohl an
sich ein Budget für eine Anschubfinanzierung besteht. «Im Prinzip ist
der Betrieb für 2006 gesichert», sagt Manuel Dähler, Leiter des
SRG-Forschungsdienstes (FD). Anschieben will die SRG aber nur, wenn sie
sicher ist, dass sie später entlastet wird. Entsprechende Zusagen
musste der FD einholen, doch Dähler lässt durchblicken, dass dies etwas
harzig lief. Liegts am MMXI-Panel? Dähler erwähnt dieses zwar mit
keinem Wort – und darauf angesprochen gibt er sich bezüglich dessen
Weiterexistenz bedeckt. Bisher verzichtete er denn auch auf rechtliche
Schritte. Jufer wiederum zeigt sich entschlossen, ein neues Panel auf
die Beine zu stellen. «Das Ziel bleibt: Bis Mitte Jahr wollen wir die
Panelisten unter Messung haben.» Die Generaldirektion werde in den
nächsten Tagen darüber entscheiden.

Markus Knöpfli

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