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Plakatwerbung Die beiden Schweizer Plakatanbieter forschen je auf eigene Faust weiter. Darum muss nun wohl der Markt einen Währungsentscheid fällen.

Plakatwerbung Die beiden Schweizer Plakatanbieter forschen je auf eigene Faust weiter. Darum muss nun wohl der Markt einen Währungsentscheid fällen.«Die APG, die Mitarbeiter der Geschäftsstelle SPR und Professor Dr. Martial Pasquier stehen nach wie vor hundertprozentig zum SPR-Konzept. Die APG wird deshalb das Projekt SPR weiterführen, alleine realisieren und auch finanzieren. In das Projekt werden alle Plakatflächen, auch jene der Mitbewerber, einbezogen.» Mit dieser Aussage steckte APG-CEO Christian Kauter am Mediengespräch vom 17. August seine Position im Streit der Aussenwerber um die Plakatforschung in der Schweiz klar ab. Rückendeckung erhält er vom deutschen Fraunhofer Institut Autonome Intelligente Systeme in St. Austin, das sowohl für die deutsche Forschungsträgerschaft AGMA als auch für SPR arbeitet. Es kommt zum Schluss, dass die durch GPS-Messungen erhobene SPR-Datenbasis «attraktiv» und «homogen empirisch» sei und dass sie sich «sowohl für die Berechnung der gewichteten Plakatkontakte für Einzelflächen als auch für die Reichweitenberechnung für Netze» eigne.Anderer Meinung ist Urs Zeier, Research Consultant von Clear Channel Plakanda (CCP). Gegenüber der Werbewoche hielt er ebenso deutlich fest: «Der SPR-Ansatz hat die ursprünglich gestellten Anforderungen im Bereich Genauigkeit nicht erfüllt, weil er nicht die Passantenwege durch den Beachtungsraum misst, sondern nur den Strassenverlauf durch den Beachtungsraum darstellt. Zum Bestimmen der Kontaktqualität braucht es deshalb aus unserer Sicht eine empirische Sichtbarkeitsstudie, wie sie in andern Ländern üblich ist. Zudem hat sich in der Schweiz und anderswo gezeigt, dass die Mobilität der Bevölkerung mit GPS allein nicht in genügender Tiefe gemessen werden kann, wir wollen zusätzlich offizielle Datenbestände einsetzen.»
Damit ist der Graben zwischen den beiden Plaktanbietern deutlich markiert. In einem zweiten Punkt liegen die Standpunkte von APG und CCP ähnlich weit auseinander – bei der Frage nämlich, ob es möglich wäre, auf das von CCP favorisierte Forschungsdesign (siehe auch WW 27/05) der Deutschen Forschungsträgerschaft AGMA umzuschwenken. Voraussetzung dazu wären quantitativ und qualitativ genügende Mobilitätsdaten für die Schweiz. Zeier sagt dazu: «Im Vergleich zu Deutschland verfügen wir in der Schweiz über eine wesentlich tiefer reichende Datenbasis für die Mobilität der Bevölkerung.» Er verweist zum Beispiel auf die Pendlerangaben bei der Volkszählung, auf
30000 fünfjährliche Microzensus-Interviews, auf offizielle Verkehrszählungen und auf Mobilitätsmodelle, wie sie zurzeit an Schweizer Universitäten und bei spezialisierten Firmen entwickelt würden. Martial Pasquier hält dem entgegen, dass die derzeit erhältlichen Daten den Anforderungen der Plakatforschung nicht genügen könnten. Dies sei – auch zusammen mit CCP – eingehend abgeklärt worden. «Natürlich werden wir irgendwann neue Daten haben – aber wollen wir so lange warten?», fragt er.
Auch hier steht also Aussage gegen Aussage. Von deutscher Seite gibt es dazu keine klare Stellungnahme. Lothar Hannen, Vorstand Plakat bei der AGMA, sagte auf Anfrage lediglich: «Wir können und wollen die Schweizer Mobilitätsdaten nicht bewerten.»
Einigung erwünscht
In dieser schier ausweglosen Situation öffnet CCP immerhin eine kleine Tür: CCP sei an einer einheitlichen Plakatforschung für die Schweiz interessiert und bleibe für Gespräche offen. Voraussetzung dafür sei, dass man sich über die grundlegenden Anforderungen an das Forschungskonzept einigen könne – zusammen mit den Auftraggebern. «Das ist ein Angebot an alle, die an marktgerechten, international einigermassen vergleichbaren Schweizer Leistungswerten für Plakatstellen und -netze interessiert sind», sagt Zeier.
Ob dieses Angebot bei APG, SWA oder BSW auf offene Türen stösst, ist allerdings fraglich. SWA-Direktor Jürg Siegrist jedenfalls zeigt sich «enttäuscht darüber, dass CCP beim SPR nicht weitermacht», gleichzeitig ist er aber «froh, dass das Projekt von der APG durchgezogen wird». Es mache jedenfalls keinen Sinn, nochmals neu anzufangen, zumal BSW und SWA das SPR-Projekt von Beginn weg im Rahmen des SWA-Plakatteams und über die eigens eingesetzte SPR-Usercommission begleitet hätten.
Das weitere Vorgehen sieht nun wie folgt aus: SPR erhebt und validiert noch in diesem Herbst die Daten von Genf. Danach dürfte wohl ein juristisches Hickhack über die Liquidation der einfachen Gesellschaft SPR losgehen. Die APG hat jedoch bereits angekündigt, eine neue Gesellschaft zu gründen und bis Mitte 2006 mit zusätzlich 150 GPS-Geräten die übrigen neun Agglomerationen zu erheben. Anfangs 2006 soll zudem ein Planungstool vorerst für das WG 43 (Zürich) und ab Herbst 2006 für die ganze Schweiz zur Verfügung stehen. Darin sollen auch Daten für Plakatstellen von CCP und anderen Anbietern ausgewiesen werden. Deren Standorte wird die APG selbst erfassen.
Auch CCP gibt nun Gas und führt weitere Gespräche mit der AGMA. Zu einem Zeithorizont für das Vorliegen von Zahlen und ob diese auch die Stellen der APG beinhalten werden, wollte Zeier nichts sagen.
Deutliche WorteDas Fraunhofer Institut hat nicht nur den SPR-Ansatz, sondern auch das Plakatforschungskonzept der AGMA unter die Lupe
genommen. Dabei liess es sich aber auf keine Rangierung ein, sondern kommt zum sibyllinischen Schluss, dass «die in den jeweiligen Ländern verfolgten Ansätze die jeweils plausibelste Lösung darstellen». Beides seien «innovative Lösungen, die weltweit ihresgleichen suchen». Im Institut hofft man deshalb, «dass die Plakatforschung in Deutschland und in der Schweiz ihren Innovationsvorsprung … nicht durch Diskussionen aufs Spiel setzt, die in keiner Weise zielführend sind.» (mk)
Die Meinung von Christian Kauter (l.) und Urs Zeier geht auseinander, was die ursprünglich gestellten Anforderungen betrifft.
Markus Knöpfli

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